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f e r t i l e n Schlauclihereiche angehörigen Aesten, welche sich sogar wieder
zu spalten vermögen. Alle diese Abnormitäten iu Vereinigung mit der
Thatsache, dass die Sterigmata als gemeinsame ürsprungsstätte für beide
das Thecium zusammensetzenden Bestandtheile anzusehen sind, geben für
Leptogium myoehroum den unwiderlegbaren Beweis ab, dass Schlauch und
Parapliyse eine und dieselbe Hyphe sind.
Diese Thatsache hätte schon eher festgestellt werden können. Bereits
T u l a s n e hätte, als er sich der Auffassung von E. F r i e s , Mon t a g n e
und F é e nicht anzuschliessen vermochte, durch ein genaueres Studium
seiner eigenen Präparate und bildlichen Darstellungen zu demselben
Schlüsse gelangen können. Unter den letzteren verdienen als die gemeinsame
Ürsprungsstätte darlegende diejenigen von Umbiliearia piistulata
Hoffm. (1. C. Taf. V, Pig. 9) hervorgehoben zu werden. Ferner ist die
Darstellung von mehreren aus einem Hypheuaste bei Obryzum cornieulatum
Wallr. entspringenden Paraphysen und Schläuchen beachtenswerth (I. c.
Taf. VI, Pig. 17). Weniger deutlich ist der gemeinsame Ursprung in der
Darstellung des Apotheciumdurchschnittes von Felügera horizontalis (1. c.
Taf. VIII. Fig. 4). In der Abbildung von Paraphysen dieser Art (ibidem
Fig. 5 und 7) wird man jetzt Fruchthyphen erkennen, welche sich zur
Schlauchhildung anschickeii oder im Aiifangsstadium stehen geblieben sind.
Die oft keuligen uud stark verdickten Paraphysen wiederholen die Gestalt
eines Schlauches, ohne dass es aber zu einer Memhranabscheidung und
allen späteren Folgen kam. Am werthvollsten sind aber wieder die schon
oben erwähnten von S p e e r s c h n e i d e r gelieferten Darstellungen.
Im Widerspruche mit den geschilderten Thatsachen stehen weniger
die Ansichten gewisser anderer Autoren, welche wegen ihrer flüchtigen
Untersuchungen nicht Glauben fanden, als die neuesten Angaben S t ah l ’s.
Dem in der Lichenographie einigermaassen bewanderten Leser braucht
wohl kaum hervorgehoben zu werden, d a ss, wenn dieser Beobachter die
üntersuchung der hier behandelten Gollemacee, statt sie eines offenbar nur
flüchtigen Anschauens zu würdigen, zur Basis seiner über den Fruchtkörper
dieser Gruppe aufgestellten Lehren gewählt hätte, er zur Aufstellung
ganz anderer Ansichten gelangt sein würde. Dass sich die
Entwickelungsgesohiehte des Fruehtkörpers von Gollema von derjenigen
eines Ijeptogium unterscheidet, erscheint jetzt durchaus annehmbar, da
dort in Folge des Mangels der Rindenschicht ein ganz anderer Ausgangspunkt
geschaffen werden muss. Es steigt uns hier auch zum ersten
Male die Ahnung auf, wie sich schliesslich vollkommen gleichende
Formen des Apothecium doch einen grundverschiedenen Entwickelungsgang
genommen haben können. Hiermit aber mochten die ersten Anhaltspunkte
für die wirkliche generische Sonderung der erwähnten Gattungen
gegeben sein. Palls Collema und Leptogkm einer generischen Trennung
überhaupt fällig sind, blieb eben bei der Unzulänglichkeit des bisher
geltenden Kriterium des Lagerhaues nur eine Möglichkeit noch, wie sie
vielleicht von seiten der Entwickelungsgeschichte dargeboten wird.
Indem ich mich zu dem letzten Theile meiner anatomischen Unter-
suehungou wende, erwächst mir die schöne Aufgabe, meiner neuen Lehre
von dem Wesen der Fleohten den Abschluss zu geben. Die Wahrheit der
zahlreiohen hier vorgetragenen Neuheiten konnte nicht überzeugender sich
darstellen, als in der am Schlüsse zu liefernden Beweisführung mit der
Anatomie und Morphologie der Thecaspore. Wieviel gilt die Spore in der
Lichenologie der Gegenwart, und wie wenig doch weiss man überhaupt
von diesem Organ, nicht etwa von dessen Entwiokelungsgeschiohte, sondern,
was am schärfsten das Treiben der heutigen Wissenschaft kennzeichnet,
von dessen Bau e ! Welche Fülle von Sporendarstellungen besitzt nicht die
lichenologisohe Literatur, eine wie unermessliche Menge dieser Organe
wurde nicht betrachtet und gemessen, u n d d o c h hat bi s zur S t u nd e
n o c h n i e m a n d d en w a h r e n Bau e i n e r S p o r e g e s e h e n , g e s
c h w e i g e d en n das We s e n d e r s e l b e n e rkannt . Die Lichenologen
der Gegenwart sind in dem Wahne befangen, dass der a n a t omi s c h e
Bau der Sporen der Gegenstand ihrer Forschungen se i, während es in
Wahrheit so zu sagen nur der mi c r o s c o p i s c h e Ha b i t u s derselben ist.
Die Denker unter ihnen müssen und werden, schon ehe ich die ersten
Aufschlüsse über dies in jeder Hinsicht merkwürdige Organ gebe, auf die
unabweisliche Nothwendigkeit einer Reformation der mit Recht als Sporo-
logie treffend bezeichneten Disoiplin mit allen für Lichenographie und
Systematik so schweren Folgen vorbereitet sein. Um vor der gesammten
botanischen Welt den Nachweis zu führen, ein wie helles Lieht die Erkenntniss
des wahren Wesens des Fleehtenkörpers auf jene der Entwickelung
der Lichenologie so verderblich gewordene schematische Discipliii zu
werfen im Stande ist, kann ich mich nicht der Aufgabe entziehen, aucli
andere Sporentypen, als den Leptogium eigenthümlichen, andere Gattungen
einer Behandlung zu unterwerfen. Ich werde dies in der Weise ausführen,
dass ich von der Höhe der Flechtenwelt, an welche uns Leptogium myoehroum
fesselte, zu den niedrigsten Flechtenformen hinabsteige, um so mit
wenigen Strichen ein für alle Zeiten bedeutungsvolles Bild zu entwerfen,
um den Schluss ziehen zu können, dass das sonderbare Kriterium der
Fleehtenzelle, das Miorogonidium, auch der Sporenzelle zukommt.
Hiermit habe ich ein Gebiet berührt, auf welchem das Dasein des
Miorogonidium keine Neuheit mehr ist. Vergeblich hatte der Entdecker
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