' f l
4 "
■ m
unterzogen werden sollen, erscheint es nothwendig, zunächst den Bau dieses
Gewebekorpers näher kennen zu lernen.
Bald hegt der Hypothallus wie ein üppiges, undurchdringliches
Dickicht mit seinen bis zu einem Centimeter langen Filzmassen, bald als
ein leicht zu verfolgendes Gewebe mit seinen die ünterfläche spinnwebig
überziehenden Hyphen oder mit seinem kurzen Pelze vor. Dem Baue
nach sind langgezogene, den Markhyphen an Dicke gleiche und sehr
kurze, doppelt so dicke Fasern zu unterscheiden. Gegliedert sind beide,
denn sie bestehen aus einer Zellenreihe, wie die Markfasern. Die Vorstellung
K o r b e r ’s von einfachen Fasern entstand dadurch, dass die langen
gewöhnlich auch zugleich zarter gebauet und daher in ihrer Zusammensetzung
unkenntlicher werden. Als walzenförmig kann aber keine von
beiden hezeiohnet werden, denn sie sind, wie die Markfasern, etwas plattgedrückt.
Gleichsam als eine Verbindung zwischen beiden Variationen ist
die nicht seltene Erscheinung zu betrachten, dass ganz kurze dicke Fasern
aus ihrer Endzeile dünnere Hyphen hervorspriessen lassen (Taf. II, Fig. 9
und 14). Wenn eine üppige Entwickelung von lang sich hinziehenden
Fasern stattfindet, enden dieselben selten frei, sondern, falls sie keine
Verwendung als Haftorgane finden oder nicht zu den weiter unten zu
schildernden Functionen dienen, so kehrt die Faser um gegen die Lager-
fläohe (Taf. H, Fig 13 a). Diese Umwendung findet meist iu Gestalt einer
plötzlichen Knickung statt und locker verbunden, wie sie ausgingen, legen
die Fasern denselben langen Weg bis in die Nähe der Thallusfläohe zurück.
Weniger häufig aber beginnt die Faser sich von der Stelle der Knickung an
ein bis mehrere Male um sieh selbst zu winden, um endlich gerade gestreckt
den Rückweg weiter zu verfolgen (Taf. H, Fig. II ). Nur einmal sah ich die
merkwürdige Erscheinung, dass eine Faser sich so um sieh selbst gedreht
hatte, als ob eine von Menschenhand aus zwei Enden zusammengeflochtene
Schnur vorläge (Taf. H , Fig. 12). Die Verästelungen der hypothallinen
Fasern sind spärlich, wie auch die Markhyphen sich nur wenig zu verästeln
pflegen. Merkwürdig ist e s , dass auch im Hypothallus Anastomosen
Vorkommen.
Betrachtet man den Ursprung des Hypothallus ohne eine sorgfältige
Benutzung meiner angegebenen Methode, so erscheint der Uebergang von
der Rindenschicht zur hypothallinen Faser allerdings als ein aUmäliger, in
der That ist er aber ein plötzlicher, wie er nach innen zu den Markfasern
stattfindet. Man muss sich nämlich vergegenwärtigen, dass die hypothalline
Faser nicht einer Rindenzelle in meinem Sinne, also einem Metrogonidium,
sondern dem corticalen Hyphengewebe als ein dickerer Ast entspringt.
Die kurzen und dicken Fasern zeigen nach vorausgesohickter chemischer
Behandlung ein Microgonidien enthaltendes Plasma, und zwar sehr deutlich
(Taf. H, Fig. 14). Während die Anordnung der Microgonidien in diesen
Hyphenzellen entsprechend den grösseren Querdurchmessern eine der in den
Metrogonidien der Rindenschieht ähnliche ist, erinnert diejenige iu den
dünneren Fasern an die Markhyphenzellen. Eine merkwürdige Erscheinung,
auf welche noch am Schlüsse aufmerksam gemacht werden soll, ist es, dass
zwei bis drei Fasern, oft von verschiedenem Habitus, dicht nebeneinander
entspringen (Taf. II, Fig. 10). Es lässt sich allerdings nicht läugnen, dass,
wenn man diese Erscheinung von dem bisher geltenden. Standpunkte
beurtheilen w ill, eine Fleehtenzelle zu einer solchen als mehrfacher Zellsprossung
aufzufassenden Bildung wohl angelegt ist, allein ich werde mit
meiner Ansicht nicht isolirt bleiben, dass es viel naturgemässer erscheint,
diese mehrfachen Fasern als dicht bei einander erfolgende Astbildung des
Rindenmasohengewebes aufzufassen, dass gerade diese Erscheinung dazu
beiträgt, meinen phytotomischen Beweis zu vervollständigen.
Das Hyphema.
Wie der überwältigende Anblick des Thallusbaues in seinem wahren
Wesen dem Beobachter die Üeberzeugung aufdrängt, so möchte der bisherige
Gang dieser Schilderung dem Leser die Ansicht als eine sehr wahrscheinliche
uahelegen, dass das gesammte Gono-hyphema von Leptogium
lediglich zu dem Zwecke da ist, um seinen Zellen immer neues Gonidema
entspringen zu lassen. Wenn also das Gono-hyphema wächst und wächst,
nur um möglichst viele Zellen zu schaffen, damit das Gonidema immer
neuen Entstehungsboden finde, so leuchtet einerseits die Unzulänglichkeit
der Vermehrungsweise des Gonidema mittelst Theilung hervor, andererseits
tritt an den Forscher aber unwillkürlich die Frage heran, wie in Folge
des gerade bei Leptogium myoohroum nicht unbedeutenden Waohsthumes
des Lagers das Gono-hyphema sieh nicht zu erschöpfen vermag, sondern
immer im jungen Schüppchen des imbrieaten Lagers, wie im bejahrten
grossblätterigen Lager, annähernd dasselbe Massenverhältniss der beiden
Gewebe zeigt. Nimmt man selbst an, dass das Gono-hyphema nur zum
Theil zu Gonidema übergehe, so gelangt man doch nach den bei dem
letzteren gemachten Erfahrungen zu Zweifeln, oh das erstere sieh unaufhörlich
durch Theilung seiner Zellen zu ersetzen vermöge. Sollte nun das
Gono-hyphema in analoger Weise, wie das Gonidema, in sich eine Quelle
der Neubildung seiner anatomischen Bestandtheile besitzen? Für diese Annahme
fehlte jede Spur von Wahrscheinlichkeit, und doch wurde es in
Ü
. V «
I
f i
1 ,
9 ' ' 9
i
■ft ■