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 Durchmesser  iu  die  grössere  Axe  des  elliptischen  Querschnittes  des  Goni-  
 diums  fallen,  während  die  anderen  zwei  mit  ihren  kleinsten  Durchmessern  
 m  der  kleineren  Axe  liegen.  Stellt  man  also  genau  auf  den  optischen  
 Durchschnitt  ein,  so  erblickt  man  in  jeder Zeile  zwei Microgonidien  nebeneinander, 
   stellt  man  aber  auf  die  höhere  oder  untere  Fläche  ein,  so  findet  
 man  je   ein  genau  in  der  optischen  Längsaxe  befindliches  Miorogonidium.®)  
 Es  liegt  somit  wieder  eine  Thatsache  vor,  dass  der  dem  Fleohtengewebe  
 eigenthümliche  Körper  in  eines  der  höheren  Algengebilde  übergeht,  ein  
 Grund  mehr  um  die  ganze  Nichtigkeit  so  mancher  Algenforschuugen  hervortreten  
 zu  lassen.  Hätte  ich  in  dieser  Arbeit  den  viel  bequemeren Weg  
 der  üntersuchung  nach  dem  Muster  aller  jener  dürftigen  Skizzen  gewählt  
 so  Würde  allerdings  die  Zahl  der  die  Lichenologie  und  Algologie  in  gleicher  
 Weise  erschütternden  Thatsachen  um  ein  Bedeutendes  verringert  worden,  
 und  die  Aufgabe,  das  Microgonidium  iu  allen  bekannten  und  unbekannten  
 Lebensprocessen  der  Flechte  nachzuweisen,  wohl  ungelöst  geblieben  sein. 
 Da  die  Vermehrung  der  Gonidien  eine  lebhafte  ist,  so  bietet  sich  
 eine  selten  so  günstige  Gelegenheit  dar,  alle  Theilungsznstände  zu  beobachten. 
   Man  kann  durch  Uebung  an  einer  grossen  Menge  von  Präparaten  
 die  Fähigkeit  erlangen,  an  den  verschiedenen  Graden  des  in  die  
 allgemeine  Längsaxe  fallenden  Durchmessers  der  Zellen,  welche  man  
 besonders  gut  durch  Einstellung  des  Profilbildes  studiren  kann,  sicher  der  
 Iheilung  sich  nähernde,  in  Theilung  begriffene  und  aus  der  Theilung  
 soebeiy hervorgegangene  Zellen  zu  unterscheiden.  Ausserordentlich  lehrreich  
 sind  die  Zustände  der  Gonidien,  welche  in  der  Theilung  begriffen  
 smd,  namentlich  in  Bezug  auf  das  Verhalten  der Microgonidien  bei  diesem  
 Vorgänge  (Taf.  III,  Fig.  7  a).  Aus  solchen  Zuständen  geht  unzweifelhaft  
 hervor,  dass  nachdem  einerseits  das  Wachsthum  der  Zelle  den  erforderlichen  
 Ueberflnss  an  Materiale,  andererseits  die  Microgonidien  dem  entsprechend  
 an  Grösse  zugenommen  haben,  die  Theilung  unter  Mitwirkung  
 der  mütterlichen  Membran  und  g l e i c h z e i t i g   in  schöner  Harmonie  diejenige  
 s ämmt l i o h e r   Microgonidien  erfolgt,  so  zwar  dass  der  vorhergehenden  
 Theilung  der  Kerne  die  Einschnürung  der  übrigen  Masse  des  
 icrogoiiidium  uachrückt.  Zalilreicke  Beobaclitungen^)  haben  es  zur  Tbat- 
 ')  Zu  beachten  ist  die  linsenförmige  Gestalt  des  Microgonidium. 
 )  In  der  Fig.  6  der  Taf.  III  sind  die  obersten  Zellen  im  optischen  Durchschnitte, 
   alle  übrigen  von  der  Oberfläche  betrachtet  dargestellt.  Man  
 erinnere  sich  hierbei  der  Anordnung  der  Microgonidien  in  gewissen  Goni-  
 dienzuständen  des  Markes,  s.  S.  22—23  und  Taf.  I,  Fig.  12  und  13. 
 ®)  Taf.  III,  Fig.  6,  enthält  6  solche  Theilungsznstände. 
 Sache  erhoben,  welche  ausserordentlich  leicht  festgestellt  werden  konnte,  
 da  hier  eine  schöne  mit  mathematischer  Genauigkeit  angelegte  Architec-  
 tonik  des  Zellenbaues  vorliegt.  Diese  Kenntniss  erweitert  aber,  was  das  
 Werthvollste  sein  mochte,  unsere  Auffassung  von  dem  Wesen  des  Microgonidium, 
   wenn  damit  auch  noch  immer  nicht  die  Entscheidung  über  die  
 anfängliche  Beschaffenheit  dieses  Gebildes  gegeben  werden  kann.  Höchst  
 merkwürdig  erscheint  die Harmonie  zwischen  der  übrigen  Masse  der  Zelle  
 und  den  vier  Microgonidien,  weil  doch  die  letzteren,  mögen  sie  vollkommene  
 Zellen  sein  oder  nicht,  immerhin  hochentwickelte  und  mit  
 Selbstständigkeit  ausgestattete  Gebilde,  die  nicht  mit  dem  Chlorophyllkörper  
 identificirt  werden  können,  sin d ,  wenn  auch  gerade  der  hier  
 geschilderte  Vorgang  auffallend  an  die  Zelltheilung  bei  gewissen  Lebermoosen  
 erinnert. 
 Ausser  dem  Wachsthume  einer  solohen  Gonidienkette  findet  auch  
 eine  Vermehrung  derselben  statt,  und  zwar  in  analoger  Weise,  wie  bei  
 den  übrigen  Gonidienketten  von  Leptogium  myoohroum,  mittelst  Grenzz 
 e llen ,  nur  dass  man  hier  nicht  sagen  kann,  mittelst  Metrogonidien.  
 Gewisse  Zellen,  besonders  die  Spitzenzellen,  lösen  sich  aus  der  Verbindung  
 mit  der  übrigen  Kette,  wölben  sich  zu  einer  grösseren  Zelle  und  
 vermehren  sich  durch  Theilung,  welche  fortschreitend  eine  neue  Kette  
 hervorbringt.  In  Wahrheit  ist  diese  Isolirung  wohl  mehr  als  die  Folge  
 intracellularer  Verhältnisse,  als  äusserer  Einflüsse  zu  betrachten.  Es  liegt  
 auf  der  Hand,  dass  in  diesem  Falle  die  Bezeichnung  von  Grenzzellen  viel  
 mehr  passt,  indem  diese  Zellen  sich  in  keinem  wesentiiohen  Punkte,  
 namentlich  nicht  in  ihrem  weiteren  Entwiokelungsgange  von  den  übrigen  
 Gonidien  unterscheiden.  Da  in  der  anfänglichen  Gonidienkette  an  beliebigen  
 Stellen  die  Absonderung  von  Grenzzellen  statthaben  kann,  so  
 erscheint  es  sehr  erklärlich,  dass  ältere  Blasteme  aus  mehrere  Ketten  in  
 ihrer  Längsaxe  enthaltenden  Scheiden  bestehen.  Diese  Ketten  in  einer  
 gemeinsamen  Scheide  weisen  alle  Stadien  von  wenigen  Zellen  (Taf.  HI,  
 Fig.  10)  bis  zu  vielen  auf.  Und  jedes  Stadium  wiederholt  die  Entwickelungsfortschritte  
 der  anfänglichen  Kette.  Die  spärliche  Verästelung  dieses  
 Blastemes  wird  gleichfalls  von  solchen  sich  theilenden  Grenzzellen  hervor-  
 gernfen.  Sobald  als  diese  Vermehrungsvorgänge  sich  anhäufen,  zeigt  es  
 sich  deutlich,  dass  die  Verbindung  zwischen  den  Ketten  innerhalb  der  
 Gallerte  eine  sehr  lockere  ist,  wie  dies  ja  auch  in  der  Natur  dieser  Vorgänge  
 liegt. 
 Vereinigt  mit  dieser  gonidialen  Blastesis  fand  ich  bei  Exemplar  A  
 mehrmals Gonidienketten,  welche gewissermaassen  die Mitte  hielten  zwischen  
 der Anabaina-  und  der Scytonema-Di&moxphose  (Taf. III, Fig.  11 und 12).  Der 
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