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St ahl in seinen Schlussfülgerimgen zur Begründung seiner Ansicht, dass
die Triehogyne als kein rein vegetativer Fortsatz des Ascogons zu betrachten
sei, sagen mag, alles lässt sich zurückweisen schon durch die vollkommen
berechtigte Erklärung, dass die Untersuchung des e l e m e n t a r o n B a u e s
des Carpogon ungenügend ist.
Es bedarf wohl kaum einer Erwähnung, dass das Hypheiisystem,
das Gono-hyphema, der von St ahl untersuchten Lichenen sich enge an die
üben gelieferte Darstellung anschliesst, dass also das Verlangen, den Bau
des Carpogon kennen zu lernen, jetzt noch erklärlicher erscheint. Die so
dankbare Benutzung der Chemioalien bei der Untersuohung der Flechten
ist kaum oder, wie diejenige des Jod, in der bisher üblichen durchaus
ungenügenden Weise vorgenommen. Dass daher die gesammte Schilderung
der Umwandlung der Triehogyne nach der Befruchtung sieh auch anders
erklären lassen könne, legt ein Vergleich der Fig. 6—7 der Taf. III und
3—5 der Taf. IV mit der Fig. 25 der Taf. I dieser Abhandlung nahe,
wenn man die bedeutend geringere Vergrösserung und die Anwendung
minder guter Objektivsysteme borücksiolitigt. Dass die Triehogyne Microgonidien
enthält, wird sehr wahrscheinlich, wenn man sich den wolkigen
Inhalt der auf Taf. III, Fig. 3 dargestellten Spitzenzelle entsprechend den
von mir dargestellten Verhältnissen vergrössert vorstellt und bedenkt,
dass der Microgonidieniuhalt stets bei Anwendung solcher optischen Hilfsmittel
so erscheint. Die Behauptung, dass das Aseogon stets nur eine
Triehogyne emporsendet, wird St ahl bei den obwaltenden optischen Verhältnissen
kaum vertheidigen können, ebensowenig die Anschauung, dass
alle über die Thallusfläche hervorragenden Hyphen Trichogynen sind.
Das Hervortreten der Hyphen zu Zwecken der Eeproduction ist in diesen
Zeilen genügend bekannt geworden. Allein S t a h l kannte überhaupt nicht
die vom Thallus ausgehenden Eeproduotionserseheinungen weder bei den
Collemaceen, noch bei den citirten heteromeren Lichenen. Die hiuaus-
gesandten oft merkwürdigen Bildungen werden nicht selten nach den
Drehungen eines Ascogons eingeleitet, wesshalb S t a h l auch auf b e i d e n
Thallusflächen bei Collema pulposum Trichogynen zu finden wähnte, obwohl
bis jetzt nur auf der Ob e r f l ä c h e Apothecien und Spermogonien
gefunden sind. Schliesslich will ich noch darauf hinweisen, dass auf die
mit einem durchweg parenchymatoiden Baue ausgestatteten Lager zunächst
der Collemaceen die ganze Theorie keinesweges anwendbar ist, und
mich zn der hauptsächlichen Beobachtung wenden, von welcher die gesammte
Theorie S t a h l ’s ahhängt, es ist der zwischen Trichogynespitze
und den Spermatien beobachtete Connex, aus welchem der Schluss einer
Befruchtung hergeleitet wird.
Die Figuren 2 und 3 der Taf. II, welche Spermatien an der „klebrigen“
Oberfläche der Spitzenzelle der Triehogyne, der eigentlichen Em-
pfängnisszelle, darstellen, sind doch wohl werthlos, da sie verschiedenen
Zufällen ihre Entstehung verdanken können. Dass auch das Empfängniss-
organ, wie alle Flechtenzellen, mit einer mindestens der Dicke der betreffenden
Zellhaut gleichkommenden Gallertehülle umgehen is t, blieb St ah l
unbekannt. Die Klebrigkeit der Oberfläche der Trichogynespitzen, welche
nur zur Unterstützung der Theorie supponirt wird, eine in der Flechtenanatomie
bisher unerhörte Eigenschaft der Zellhaut, würde also der Gallerte
in toto Zufällen müssen. Ausser dadurch, dass die Spermatien sieh
weder durch Druck noch durch anspülendes 'Wasser entfernen lassen,
glaubt S t a h l die Klebrigkeit schon durch das Anhaften von Kohlen-
theilchen erklären zu können. Die auf Taf. III, Fig. 3 dargestellte Rauhigkeit
der Oberfläche der die Thallusebene überragenden Trichogynespitze
würde S t a h l auch bei fern von menschlichen Wohnstätten lebenden
Lichenen finden, wenn er eine doppelte bis dreifache Verstärkung der
von ihm angewandten 530-fachen Vergrösserung anwendete, er würde
dann an der grossen Mehrzahl der die Thallusfläohe zu m eh r f a c h e n
Zwecken überragenden Hyphenenden von dem bekannten Hyphemanetze
überzogen finden, denn dass die dortige Rauhigkeit nichts anderes ist,
leuchtet e in , wenn man sich den optischen Eindruck eines solchen Gewebes
bei einer so geringen Vergrösserung vergegenwärtigt. Die Trichogynespitzen,
welche S t a h l glatt vorfand, konnten ebensowohl von dom
Hyphema umsponnen sein, welches dann wegen einer anderen Anordnung
gänzlich unsichtbar blieb, wie dies hier oben mehrmals hervorgehoben
wurde. Gerade die von S t a h l untersuchten Collemaceen zeichnen sich
durch ein mehr oder weniger üppiges Hyphema der Oberfläche aus,
warum sollten also die Trichogynen davon frei bleiben? Das anhaftende
Spermatium würde also die meist mit einem Hyphema durchzogene Gallertehülle
als eine unüberwindliche Mauer um die eigentliche derbe Zellwand
treffen müssen. Die Bedenken meinerseits an dem Stattflnden eines
mit der Berührung erfolgenden geschlechtlichen Aktes, ganz abgesehen von
den soeben klargelegten Hindernissen, sind dreierlei Art. Dass zunächst
S t a h l selbst nicht von der unbedingten Zuverlässigkeit seiner Beobachtungen
überzeugt ist, geht aus seinen eigenen Worten hervor, die ich
desshalb citire; „Ob aber eine Verbindung zwischen Spermatium und
Triehogyne stattfindet“, sagt e r , „und welcher Art dieselbe is t, darüber
können nur solche Präparate Auskunft geben, in welchen die Achsen von
Triehogyne und Spermatium einander parallel sind und beide annähernd
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