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Entstehung desselben in Folge eines vorangegangenen geschlechtlichen
Aktes geglaubt haben, und als in der letzten Zeit bei den Pilzen ein solcher
in verschiedenen Modificationen stattfindender nachgewiesen wurde, gewann
eigentlich die alte Ahnung von A c h a r i u s am meisten an Aussicht auf
eine Bestätigung durch entwickelungsgeschichtliche Forschungen. Darnach
konnte man erwarten, dass im tiefen Inneren des Lagers zwei geschlechtlich
getrennte Hyphongebilde als Product das Apothecium hervorbriugen.
Was das Verhältniss des Spermogonium zu dem letzten Organe betrifft, so
war der Entdecker T u l a s n e von dem Bestehen eines geschlechtlichen
Verhältnisses trotz der gegebenen Terminologie keinesweges vollkommen
überzeugt. In Wahrheit berechtigten ihn auch seine Forschungen nicht zu
der Annahme dieses Verhältnisses, selbst nicht einmal zu der Aufstellung
der betreffenden Terminologie, nur soviel erklärte er bestimmt (1. c. p. 223
oder 199) : „dass, wenn auch die von den Spermogonien der Flechten
erlangte Kenntniss nicht gänzlich von jeder ferneren Forschung, welche zu
ihrem Gegenstände die Fortpflanzungsorgane, mit denen diese Gewächse
noch ausgestattet sein könnten (!), nicht befreiet, so macht sie wenigstens
die Rolle von befruchtenden Organen, welche man sich einst den Paraphysen
beizulegen veranlasst gefühlt hatte, äusserst zweifelhaft, wenn nicht
gänzlich unwahrscheinlich.“ Ueber die Spermogonien sprach er sich schliesslich
dahin aus (1. c. p. 219 oder 195 ), dass sie keinesweges aooidentelle
Organe und nur einer kleinen Zahl von Arten eigenthümlich seien, sondern
im Gegentheil, dass sie einen besonderen Portpflanzungsapparat ausmaohen,
welcher einer Menge von Flechten, wenn nicht allen gemeinsam und ohne
Zweifel in Hinsicht seiner physiologischen Verrichtungen enge mit dem
anderen Pruchtapparat, von dem die Apothecien der verschiedene Ausdruck
sind, verknüpft sei. Diese gewisse Vorsicht, welche nach einer langen
Aufzählung der Pleohtenspermatien, ohne an dem Connexe beider betreffenden
Organe zu zweifeln, keine sicheren Gründe fand, das Bestehen eines
geschlechtlichen Verhältnisses bestimmt anzunehmen, verdient immerhin
Anerkennung. L i n d s a y ’s Urtheil über die Verknüpfung beider Organe
gilt neben demjenigen T u l a s n e ’s am meisten, es übertrifft dasselbe fast
noch an Werth, da es auf höchst umfangreiche Arbeiten gestützt wurde.
Das reiche Beohachtungsmateriale veranlasste diesen Forscher schon in
Memoir I (p. 121) zu dem Aussprache : „dass ich glaube, beide, Spermogonium
und Pycnide, dienen in einer noch nicht vollständig festgestellten
Weise den Zwecken der Reproduotion bei den Flechten.“ Später erklärte
er ausdrücklich, dass den Spermatien ein befruchtender Einfluss auf die
Sporen wenigstens abzusprechen sei, da dann derselbe auch auf die Stylospore
auszndehnen sei, er glaube, dass, was auch immer die Verrichtung
oder die Beziehung von Spermogonium und Spermatium zum Apothecium
sei, dieselbe auch bei Pycnide und Stylospore stattfinden werde. Er hielt
überhaupt die Wissenschaft im Jahre 1870 noch für unfähig, über diese
Beziehungen bestimmte Urtheile abzugehen, bezweifelte auf seine anatomischen
Untersuchungen gestützt die Correctheit der Theorieen von T u l a s n e ,
N y l a n d e r , B a y r h o f f e r und I t z i g s o h n . Schon im Jahre 1859 hatte
L i n d s a y , der eben nur an die Befruchtung der Spore durch die Spermatien
dachte, mehrere Eigenthümlichkeiten der letzteren hervorgehoben,
welche bei der Ermittelung der physiologischen Function zu erwägen seien,
und welche, um meine neue Lehre von dem Flechtenspermatium in voller
Üeberzeugungskraft wirken zu lassen, wörtlich wiederholt werden sollen,
es sind (io. I, p. 119):
1. Die Allgemeinheit des Auftretens von Spermogonien bei Lichenen.
2. I h r e i n n i g e B e z i e h u n g in H i n s i c h t der S t e l l u n g zu
d en A p o t h e c i e n (!).
3. I h r V o r a n e i l e n in der E n t w i c k e l u n g den A p o t h e c i e n
g e g e n ü b e r (!).
Die übrigen von L i n d s a y als zu den besagten Zwecken heachtens-
werth gehaltenen Eigenschaften sind viel unwichtiger und haben dies auch
bei der Lösung des betreffenden Problems bewiesen. Unter den Anhängern
der Ansicht von einer den Spermatien zukommenden befrachtenden Function
hatte N y l a n d e r schon vor L i n d s a y (im Jahre 1858), im allgemeinen
die gleichen Gründe entwickelnd,') die innige Verbindung zwischen Spermogonium
und Apothecium betont, ans dieser Thatsache aber sofort den
Schluss auf das Bestehen eines geschlechtlichen Verhältnisses gezogen.
Ausser I t z i g s o h n , welcher die Spermatien sogar einen befruohtenden
Einfluss auf die Gonidien ausühen lie ss, war es B a y r h o f f e r , der auch
über dieses Gebiet seine ganz besonderen und höchst sonderbar erscheinenden
Ansichten ausspraeh, welchen namentlich von T u l a s n e entschieden
widersprochen wurde. B a y r h o f f e r glaubte an das Bestehen einer Befrachtung
hei den Flechten, allein den Spermatien fiel dabei nicht die Rolle
von männlichen Organen zu, dieselben haben nach seiner Auffassung überhaupt
keinen Einfluss auf diesen Akt. Indem ich B a y r h o f f e r ’s Theorie
der Befruchtung bei den Lichenen übergehe, will ich nur seine Meinung
über das Verhältniss von Spermogonium und Apothecium vorführen. Dieser
Forscher fasst (1. o ., p. 23—25) Spermogonium und Apothecium als ein
Organ auf, so zwar, dass das erstere ein Vorstadium des letzteren ist und
manchen Zweifel der Organisation desselben löst. Als die wichtigsten
I
Syn. lieh., p. 39—42.