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S p e e r s c l i n e i t l e r von Usnea barbaia, Parmelia acetabnlum und Physeia
ciliaris gelieferten,') welclie als Musterdarstelluiigen über die iSfatur des
Excipulum und Hypothecium, dessen Zusammenhang einerseits mit den
Markhyplien, andererseits mit den Paraphysen und Schläuchen dienen
können, von denen es noch mehr auffällt, dass sie nicht die Anregung
zur Erforschung der sogenannten Pseiidoparenchyme des Flechtenkörpers
gaben.
Der eigentliche Zweck des Spermogonium, die Erzeugung der Spermatien,
scheint durch den zuvor schon betonten morphologischen Zusammenhang
zwischen demselben und dem Apothecium an Bedeutung verloren
zu haben, es könnte selbst das Spermatium, falls es wahr ist, dass das
Spermogonium nur als ein Vorstadium und kaum als ein solches betrachtet
worden kann, an seinem angenommenen Werthe einbüssen, wenn nicht
der Aufschluss seines Wesens ein hochwichtiges Gebilde offenbarte. Der
naturgemässe Gang der Schilderung müsste erwarten lassen, dass nachdem
die Natur der Sterigmata erschlossen daliegt, jetzt die Entstehung der
Spermatien gleichsam als deren weiterer Entwickelnngsgang zu behandeln
sei. Allein wie über das Wesen der Hormospore, der Clinospore und der
Thecaspore weit mehr die Erforschung des Baues als diejenige der Entwickelung
Aufklärung gibt, so erscheint es auch für die Erkenntniss der Natur
der Spermatien förderlicher, zuvor den Bau derselben kennen zu lernen,
ehe die Entwiokelungsgeschichte verfolgt wird. Die Beantwortung der
letzteren Frage möchte man mit scheinbarem Rechte für ausserordentlich
viel leichter halten, da diese Frage, woher die Massen dieser winzigen
Körperchen bei Leptogium myoehroum kamen, wie bei allen anderen analogen
Spermogonien die naheliegende Antwort erwarten m u ss: dorther,
wo wir sie bei Gelegenheit unserer Studien finden.
Bei dem Triumphe, den die Mioroscopie der Gegenwart mit der Entdeckung
des Baues der Flechtenspermatien feiert, sei in anerkennungsvoller
Hochachtung der Kunst, welcher es gelang, so vollendete optische Hilfsmittel
hervorzuhringen, gedacht. Allein ohne die in der Einleitung geschilderte
Präparationsmethode würde die Entdeckung bei einer 1250-fachen
Vergrösserung wahrsoheinlich nicht geglückt sein, es würde in diesem Palle
erst eine Verstärkung etwa um die Hälfte das Gleiche geleistet haben.
Gerade im Hinblicke auf die Natur der Spermatien wurde diese Methode
mit grösser Ausführlichkeit geschildert, um möglichst vielen die Wieder-
') Botan. Zoitg. 1854, an mehreren Orten. Ich empfehle als besonders lehrreich
die Bilder Taf. VII, Fig. 7 , Taf. X II, Fig. 8 und 10, Taf. XIV,
Fig. 6.
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holung eines Anblickes zu bereiten, dessen Eindruck auf den Entdecker
ein unvergesslicher sein wird.
Hat man einen sehr feinen Durchschnitt durch ein gut entwickeltes
Spermogonium so hergeriohtet, dass im Umkreise alle Thallusbestandtheile
mit möglichster Schonung des Conceptaculum entfernt wurden, dann mit
Aetzkali und Schwefelsäure in der angegebenen Weise zunächst behandelt,
so ist die grösste Vorsicht bei dem Zusatze des Jodwassers gerade hier
unerlässlich. Man muss durch Uebung das richtige Maass zu treffen suchen.')
Bei glücklichem Erfolge kann ein einziges solches Präparat über die Natur
des Spermogonium in allen seinen Theilen vollständige Aufklärung geben.
Der Anblick der Spermatienmassen, den der sanfte Druck auf einen so
vorbereiteten Durchschnitt gewährt, ist im ersten Augenblicke überwältigend,
da man in wenigen Minuten den Bau, die Entwickelung, kurz das ganze
Wesen der Spermatien seiner Erforschung plötzlich nahegerüokt sieht. Alle,
welche meine Beobachtungen wiederholen, werden mich begreifen, dass,
ehe ich mein Urtheil fällte, ich die Vergrösserungen wechselte, die Zahl
der Präparate fort und fort vermehrte, zu anderen Flechten griff, um
endlich zur Üeberzeugung zu gelangen, dass die vorliegenden Spermatien
n i c h t Z e l l e n , s o n d e r n c omp l i c i r t e , aus Z e l l e n z u s amme n g
e s e t z t e K ö r p e r sind.
Die zarten Spermatien von Ijeptogium myoehroum gelten als stäbchenförmige
oder au beiden Enden verdickte Körperchen. Betrachtet man
zunächst die ersteren nach der angegebenen Methode, so stellen sie sich
als aus vier ziemlich dickwandigen farblosen, einen blaugrünen Inhalt
eiuschliessenden Zellen zusammengesetzte Körper dar (Taf. III, Fig. 21).
Vergrössern sich die beiden Endzeilen, so liegt die andere Form vor
(Taf. HI, Fig. 26 und 27). Ein genauer Vergleich der mit einer 1250-fachen
Vergrösserung betrachteten Spermatien mit dem Bilde, das eine 650-fache
hervorbringt, führt zur Üeberzeugung, dass die Zellhaut sämmtlioher Zellen
wegen Unzulänglichkeit der optischen Hilfsmittel nie zur Anschauung
gelangen konnte, dass sogar die im Profilbilde sonst deutlich sichtbaren
Kerben der Zelllumina zu einer Linie verschwimmen mussten, so dass man
nicht einmal die wahre Grösse des Spermatium bisher kannte.®) Nach
') Der Tropfen Wasser, in welchem das Präparat nach der Wirkung der
Schwefelsäure lie g t, darf durch den Zusatz der Jodlösung nur eine sehr
helle weingelbe Färbung erhalten, so dass dieselbe unter dem Microscop
kaum bemerkbar wird.
®) Ich habe es unterlassen, den betreffenden Figuren auf Taf. III die Bilder,
welche die unvollkommene Mioroscopie bisher zu Objecten hatte, beizufügen.
Wer in den Studien der Flechtenspermatien weniger bewandert is t, kann
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