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Jahrzehnte kennen lehren werden, da es sich um die Kenntniss zweier
neuer Organe handelt, welche wohl der weit überwiegenden Mehrzahl
höherer und niederer Flechten eigenthümlich sein dürften. Schon diese
Angabe von der grossen Verbreitung der beiden Organe, von denen das
eine wohl zu den merkwürdigsten Gebilden, welche der Flechtenkörper
überhaupt hervorzuhringen vermag, gehören möchte, weist auf die Nothwendigkeit
hin, eine Beschreibung derselben in besonderen Arbeiten zu
liefern. Diese Beschreibung sollte, wie es meine anfängliche Absicht war,
nach der Abhandlung über das Gonangium und das Gonocystium beginnen’
da es sich hier gleichfalls um Organe handelt, deren ganzes Wesen laut gegen
die Lehre S c h w e n d e n e r ’s spricht, allein, wie in der Einleitung aus-
gefUhrt wurde, ich änderte meinen Plan. Da nun diese beiden Organe
ebenfalls bei Leptogium myoehroum Vorkommen, so schwankte ich anfangs
ob ich deren Vorhandensein bis zu jener späteren Gelegenheit verschweigen
oder dieselben hier in Kürze beschreiben sollte. Der enge Rahmen dieser
Arbeit gestattete aber nur die Form der vorläufigen Mittheilung, einer
Form, die zwar als äusserst zeitgemässe sehr im Schwünge ist, aber mir
persönlich durchaus nicht zusagt. Das Bestreben, der neuen Auffassung
des Lichen durch alle mir zu Gebote stehenden Kenntnisse Bahn zu
brechen, bestimmte mich, diesen Weg einzusohlagen, so dass späteren
Arbeiten die eingehende Behandlung überlassen bleibt.
Das eine der beiden Organe, das Gono sphae r i um, zeichnet sich
durch Einfachheit seines Baues aus, welche auch bei Leptogium myoehroum
deutlich hervortritt. Was aber das Verständniss dieses Baues
noch bedeutend erleichtert, ist die Thatsache, dass es in gewisser Hinsicht
sich dem Gonangium nähert, diesem sogar zu gewissen Zeiten seiner
Ausbildung zu gleichen scheint. Fern vom Thallus fand ich im hypothallinen
Filze bei den Exemplaren H , K und L aus mehr oder weniger
zahlreichen kleinen kugeligen braunen Zellen zusammengeballte Körper.
Im ausgebddeten Zustande gleichen sie vollkommen den kleinsten Gonangien
(Taf. V, Pig. 18), jedoch nur auswendig. Eine genaue Betrachtung
des Inhaltes der Zellen, welche, wenn dieselben stark pigmentirt sind,
sehr erschwert werden kann, ergibt, dass jede ein Miorogonidium enthält.
Diese Eigenthümlichkeit scheint bei dem ersten Anblicke einen bedeutenden
Unterschied gegen das Gonangium ahzugeben, der eigentliche Unterschied
beider Organe beruht aber in gänzlich anderen Verhältnissen. Das
Gonosphaerium unterscheidet sich nämlich von dem Gonangium dadurch,
dass es aus lauter gefärbten, Microgonidien enthaltenden, annähernd gleich
grossen Zellen zusammengesetzt ist, während das Gonangium zweierlei
Zellen enthält. Das Gonosphasrium steht auf einer tieferen Stufe, da ihm
jegliche Differenzirung seines Baues fehlt, derselbe vielmehr durchweg so
beschaffen ist, wie ihn nur ein Theil des Gonangium, nämlich die Kapsel,
besitzt. Diese Üebereinstimmung wird eine vollständige, da auch die
Zellen jener Kapsel Microgonidien enthalten.
Dieser erste Einblick in die Beschaffenheit des Gonosphærium lässt
erwarten, dass auch die Entstehung desselben von derjenigen des Gonangium
kaum abweiohen möchte. Für die ersten Anfänge halte ich die
höchst zarten farblosen Zellen, welche ich als terminale an den Fäden
des Hyphema antraf (Taf. V, Fig. 17), da mir für andere Annahmen jeder
Anhaltspunkt fehlt. Die nächsten Stadien gelangten bei Leptogium myoehroum
nicht zur Beobaohtung, und das weitere Stadium, welches ich
vorfaud, bestand in einer Gruppe von vier, an der Spitze einer Hyphe
inserirten braunen Zellen (Taf. V, Pig. 15). Es unterliegt keinem Zweifel,
dass diese vier Zellen durch Theilung aus der antänglichen Zelle hervor-’
gingen. Als das nächste Stadium schliesst sieh die Gruppe von acht
Zellen, welche oft schon an der Seoundärhyphe inserirt sind, an (Taf. V
Fig. 16). Die Unmöglichkeit, diese jüngsten Stadien von denen des Gonangium
zu unterscheiden, leuchtet noch mehr ein, wenn die Uebereiu-
stimmung sich selbst auf das Vorhandensein der braunen Seoundärhyphe
ausdehnt. Da das Lagergehiet des Exemplares K von einem mit Gonangien
versehenen Epiphyten hier und da durchzogen wird, so leuchtet
es ein, wie schwer die Unterscheidung der Anfangsstadien der beiden
Organe sein muss, wenn man noch bedenkt, dass die Grösse der einzelnen
Zellen des Gonosphærium ziemlich beträchtlichen Schwankungen unterliegt.
Die weitere Entwickelung dieses Organes gelangte bei Leptogium
myoehroum nur in wenigen Zuständen zur Beobachtung. Dieselbe besteht
bei allen Gonosphærien darin, dass die Zellen, die Go n o s p h æ r i d i e n ,
deren Färbung nach der Mitte des Organes zu fortschreitend abnimmt,
bei vielen Arten sogar schwindet, ziemlich gleichmässig wachsen, während
die Ausbildung der Gonidien aus dem ursprünglichen Miorogonidium in
der bekannten Weise stattfindet. Endlich löst sich jede Zelle auf, und
es hegt ein an das Ende des Gonocystium erinnerndes Conglomérat von
gonidienhaltigen Gallerteabschnitten vor. Ganz gleich gebauete Körper
beobachtete ich zugleich mit den beschriebenen bei den Exemplaren K
und L , welche sich nur durch einen intensiven bräunlichgelben Farbenton
unterschieden. Es ist dies eigentlich schon bei Leptogium myoehroum
keine überraschende Erscheinung, und bei vielen anderen Flechten wiederholt
sich dieselbe.
Zu welchen Zwecken das Gonosphærium bei Leptogium myoehroum
in dem Filzgewebe ausgebildet wird, ist nicht recht ersichtlich, besonders
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