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Sobald als aber diese Blasteme von selbst abfielen, besonders wenn sie
dann schon ihre Ausbildung in diesem freien Zustande weiter verfolgten,
ist dieses Kennzeichen aus naheliegenden Ursachen verschwunden. Dass
man es hier nicht mit nach dem Typus der Sporen sich entfaltenden
Gehilden zu thun hat, lehren Zustände dieser Körper, welche aus fünf,
sechs (Taf. IV, Fig. 15 und 16) und sieben Zellen bestehen. Diese Zahlen
sind unzweideutige Zeichen, dass, wenn überhaupt eine Theilung statt-
fmdet, eine unregelmässige, d. h. sich auf einzelne Zellen beschränkende,
anzunehmen ist. Nur aus dem weiteren Entwickelungsgange, welchen ein
solches Blastema nach Beendigung seiner Ausbildung einschlägt, lässt sich
ein Rückschluss auf die Vorgänge vor seiner Ausbildung machen. Wenn
die Blasteme aus mehr als vier Zellen bestehen, erscheint nicht selten
die eine der Ursprungsstelle gegenüberliegende Spitzenzelle auffallend
schwächer gefärbt, eine Erscheinung, die sich regelmässig bei der Weiterentwickelung
des ausgebildeten Blastemes wiederholt. Hat man dieses
wichtige Merkmal im Auge, so erscheint schon die Annahme einer Theilung
von dem Zeitpunkte an, da die fünfte Zelle gebildet wird, fraglich. Auch
die Gestalt und Grösse der auf die vierte Zelle folgenden, welche höchst
selten mit den ersten vier harmonieren, weisen anf den späteren Entwickelungsgang
dieses Blastemes, in welchem die üppigste Zellsprossung
auftritt, hin. Demnach liegt kaum noch ein Grund zu zweifeln vor, dass die
der vierten Zelle folgenden alle oder zum Theil durch Ausstülpung erzeugt
wurden. Es ist also in Wahrheit schwer, den Zeitpunkt zu bestimmen,
mit welchem das Blastema seinen Ausbildungsgang abgeschlossen hat und
seine weitere Entfaltung beginnt. Das üppig entwickelte Blastem zeichnet
sich durch eine ausserordentlich dicke Wand seiner Zellen, wie ich sie
nirgend anders bei Leptogium myoehroum gefunden, und wie sie überhaupt
zu den Seltenheiten unter den Flechten zählt, aus (Taf. IV, Fig. 16).
Der Inhalt an Gonidien tritt mit allen entsprechenden Variationen, wie
sie hei den nach dem CAroolcjiMs-Typus gebildeten Sprossen bekannt
wurden, auf. Nur an Masse Ubertrifft derselbe jene. Schon die flüchtige
Betrachtung solcher in allen Stufen der Ausbildung in jeder Zelle vorhandenen
Gonidien lehrt, dass hier die gleichen intracellularen Verhältnisse
und Vorgänge gegeben sin d , wie in den zuvor behandelten chroolepusartigen
Sprossungen. Daher findet man auch hier alle Stufen von dem
zarten ein Miorogonidium enthaltenden Gonidium bis zum grossen viele solche
eiuschliessenden Macrogonidium (Taf. IV, Fig. 17 a-c). Auch die Abstufungen
in der Färbung ihrer Membranen sind die gleichen, so dass dieselbe mit
der höheren Entwickelungsstufe an Intensität zunimmt. Der Farhenton stimmt
im allgemeinen mit demjenigen des ganzen Blastemes überein.
Ein solches durch seine riesigen Grössenverhältnisse merkwürdiges
Blastema bildet nun sozusagen den Grundstock für die eigentliche Sprossung
die jetzt erst sich recht zu entfalten beginnt. Dieselbe ist zwar nur die
Fortsetzung desselben Vermehrungsvorganges, wie er bereits zuvor in dem
Blastema stattfand, allein derselbe tritt jetzt in einer auffälligeren Weise
hervor. In den Verästelungen und Gabelungen der sich fort und fort durch
Ausstülpung und Theilung ausdehnenden Sprossung, welche dieselbe zu
einem complicirten Gebilde machen, ändern sich die intracellulären Verhältnisse
wesentlich gar nicht, nur dass die Zahl der Macrogonidien mit
der Entfernung vom Ursprünge abnimmt, und dieselben sogar endlich nur
winzigen Gonidien aus sehr naheliegenden Ursachen Platz machen. Die
Intensität der Färbung der Zellwände is t, je weiter von dem Blastem-
Stamme, desto schwächer, und die äussersten Spitzen sind anfangs sogar
fast farblos und beginnen erst später sich merklich zu färben. Die Verzweigung
ist bisweilen eine so verwickelte, dass man sie nicht ohne Mühe
ZU Überblicken vermag (Taf. IV, Fig. 18). *)
In diesem Stadium müssen wir die Verfolgung einer der merkwürdigsten
lichenischen Bildungen aufgeben, da direkte Beobachtungen
Uber den weiteren Entwickelnngsgang fehlen, und ich Vermuthungen über
die endliche macroscopische Gestalt des betreffenden Produotes für eine
spatere und hoffentlich günstigere Zeit verschiebe. Nur das Eine soll
hervorgehoben werden, dass bereits die frühesten Stadien von einem
dichten Netze des Hyphema umsponnen sind. Die grössten Blasteme
eignen sich am besten zu diesem Nachweise, da sie nach einer mit Glück
durch Druck erfolgten Entleerung des Inhaltes einen schönen Üeberblick
Uber das in der gallertigen Umhüllung und besonders in den Riefen
massenhafte Hyphem gewähren, welches in diesem Falle auf keine andere
Weise zur Auffassung gelangen kann. Mit höchstem Nachdrucke aber
soll hier diese Erscheinung als mit einer gewissen Neuheit verbunden
heryorgehoben werden, die sonst unbeachtet geblieben sein würde. Die
unzählbar häufige Thatsache, dass das Hyphema nicht allein im Thallus
die gonidialen Erzeugnisse begleitet, um seine geschilderte cooperative
Thätigkeit zu geeigneter Zeit auszuüben, sondern auch die von dem Lager
ausgehenden Sprossungen zu dem gleichen Zwecke verfolgt, ist jetzt keine
mehr auffallende Erscheinung, nur hier wird dieser morphologische Con-
nexus ein in seiner Eigenthümlichkeit höchst überraschender, da er an
Blastemen erscheint, welche bald früher, bald später als Phygoblasteme
aufzutreten befähigt sind. Mit dem Hyphemanetze umhüllt verlässt das
') Die Figur stellt nur einen der äussersten Zweige dieser Sprossung dar.
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