S stellen sind, bedarf wobl kaum nach den durch diese Arbeit ermöglichten
Einblicken einer weiteren Ausführung. Nur gewisse Zustände des Gonidien-
lebens, soweit als es in den Bereich der desoriptiven Lichenologie gehört,
stehen den Zellen der SckroUchenen-Goniiien, und daher auch denen der
geschilderten Blasteme gegenüber. Eine Zahl von Krustenflechten mit
meist dürftigem Thallus besitzt, wie bereits schon früher, ehe man den
Gonidien eine Bedeutung für Systematik ertheilte, bekannt war, durch
auffallende Grösse ausgezeichnete Gonidien. Aus mehrerlei Gründen ziehe
ich die Schilderung der Gonidien von Äcarospora Ileppii (Nmg.), welche
mir in ganz frischem Zustande v o iia g ,') anderen Arten vor. Betrachtet
man die grössten Gonidien dieser Art in einer sehr verdünnten Aetzkali-
lösung mittelst 1250-facher Vergrösserung, so findet man statt einer mit
grosskörnigem Inhalte versehenen Zelle eine solche mit grossen grünen
Zellen erfüllte (Taf. III, Fig. 38). Diese Zellen, Macrogonidien und Metrogonidien,
bilden eine zusammengeballte Masse iu der umschliessenden Zelle.
Ihre im frischen Zustande blassgelben Membranen bilden im optischen
Bilde einen die gesammte Gonidienmasse umgebenden Saum. Allein die
Oberfläche dieser Gonidien zeichnet sich, was besonders das optische Profilbild
deutlich zeigt, durch kleine aufsitzende Knöspohen aus. Die Betrachtung
zahlreicher, aus ihrer gemeinsamen Zelle durch Druck entfernter Gonidien
lässt keinen Zweifel mehr aufkommen, dass die Knöspchen als Ausstülpungen
zu betrachten sind (Taf. III, Fig. 39). Wäre Äcarospora Heppii
ein SckroUchen, so würde diese Erscheinung nicht weiter auffallen, nun
aber ist sie ein ÄrcMUchen, dessen Gonidien als Palmellaceen in der Algologie
gelten, daher man auf Einwände gegen diese mehreren Seiten unerwartete
Thatsache gefasst sein kann. Für mich steht diese Thatsache fest,
anderen, welchen es bedenklich erscheint, auf solche bei 1250-facher Vergrösserung
entworfene optische Bilder sich zu verlassen, wird es bequemer
erscheinen, die kleinen Knöspohen für anhaftende besondere Körperchen
zu erklären. Freilich erwächst den Gegnern dann die Nothwendigkeit,
die Herkunft derselben nachzuweisen. Weitere Merkwürdigkeiten dieser
gonidienhaltigen Zellen verdienen an anderer Stelle eine Erwähnung. Hiernach
ist das Stattfinden einer Zellsprossung innerhalb der chroolepusartigen
Blasteme als höchst wahrsoheinlich anzunehmen, zugleich ist aber auch
erwiesen, dass nur gewisse Zustände der Arcliiliclienen-Gomditu mit denen
*) Für Pommern (Hammer bei Gollnow) von meinem Bruder D i e t r i c h nachgewiesen.
Sie stimmt im Habitus und der eigenthümlichen Substratswahl
genau mit der sjselländischen Flechte (Th. Fr. Scand. I, p. 218) überein.
der SckroUchenen sich vergleichen lassen, und endlich ein neuer, sehr
schwer wiegender Beweis gegen die Gründung eines Systèmes auf die
Gonidienformen als G o n i d i e n t y p e n geliefert.
Die^ acrogene Sprossung, wie sie von der hypothallinen Faser ausgeht,
ist, da diese letztere auch als epithalline auftritt, keinesweges bloss eine
dem Hypothallus eigene. Allein nicht diese dem epithallinen Maschengewehe
entsprungene Faser wird ausschliesslich zum Ausgangspunkte einer Sprossung,
sondern das Gono-hyphema des Markes sendet sowohl die Oberfläche,
als auch die ünterfläche dos Thallus frei überragende Hyphen hinaus,
welche merkwürdige Bildungen zu erzeugen vermögen. Da ich diese als
epithalline auftretenden Gebilde nur wenige Male, und zwar nur bei dem
aus Siebenbürgen stammenden Exemplare beobachtet habe, so kann ich
nur zwei Zustände schildern. Der eine Zustand besteht aus einem die
Thallusfläche wenig überragenden podienartig verdickten Hypheneiide,
welches eine umgekehrt eiförmige Zelle mit zarten Microgonidien trägt
(Taf. II, Fig. 30). Der andere Zustand zeigt die Hyphe die Lagerfläche
etwas weiter überragend, aber nicht podienartig aufgesohwollen. Die Zelle
ist länglich bimförmig. Der Inhalt besteht aus vier hyalinen, je zwei
Microgonidien enthaltenden Zellen (Taf. II, Fig. 31). Vielleicht sind mit
diesen Zuständen Zellen, welche mir mehrmals begegneten, in genetische
Beziehungen zu bringen, von denen man sich leicht eine Vorstellung machen
kann, wenn man sich die Inhaltszellen um das Zwei- bis Vierfache und
die allgemeine Zellhülle um das entsprechende Maass vergrössert und zugleich
die Microgonidionzahl vermehrt vorstellt.
Nachdem der Bau des Thallus von Leptogium, in welchem man eine
Annäherung an die mit wahrem Parenchym ausgestatteten Pflanzen erblicken
zu müssen geglaubt hatte, auf seine wahre Natur zurüokgeführt ist, bleibt
überhaupt das Bestehen eines parenchymatoiden Gefüges im Flechtengewebe
sehr fraglich, da es sehr wahrscheinlich geworden, dass dieselbe
Aufklärung von Leptogium sich über alle Flechten ausdehnen lassen wird.
In dem Aufb.aiie des Körpers der Flechten und Pilze ist ein gemeinsamer
Grundgedanke ausgesprochen, wie er nirgend anders in der Natur sich
wiederholt. Dieser anatomische Gegensatz gegenüber allen anderen Zellenpflanzen
ist lange bekannt, ermangelt aber noch immer der treifenden
Abgrenzung und Bezeichnung. Als ich daher meine Abhandlung Uber das
Gonangium und Gonocystium mit einer neuen Definition der Lichenen
schloss, definirte ich dieselben als Plantæ hyphosæ, indem ich der Anschauung
huldige, dass die Pflanzenwelt in n a t ü r l i c h e Ordnungen nur
nach der Verschiedenheit des elementaren Aufbaues gesondert werden kann,
dass alle anderen der Entwickelungsgeschichte entlehnten Momente erst in
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