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mir zur festen üeberzeugung, dass das Gono-hypbema eine unerschöpfliche
Quelle bei den eigenthilmliohen Wachsthumsersoheinungen des Flechten-
lagers besitzen müsse. Und in der That diese unversiegbare Quelle ist
vorhanden, sie ist nur für die bisher ungenügend gewesene Forsohungs-
weise eine u n s i c h t b a r e . Der geregelte Verlauf der Gewehebildung
während des Waohsthumes des Leptogienlagers bereitete aber darauf vor,
dass diese unsichtbare Quelle, aus welcher immer neues Gono-hyphema
hervorgeht, ein geordneter Zellenoomplex, ein Gewebesystem sein muss.
Der Begriff der ünsiohtbarkeit nun verliert für das menschliche Auge mit
dem stetigen Fortschritte der Kunst an Bedeutung, und da die mioros-
copisohe Technik sich in der vorangegangenen Darstellung von ihrer glänzendsten
Seite gezeigt hat, so konnte man nach jenen Leistungen die
Aufdeckung des unsichtbaren Gewebesystemes erwarten. Es ist eine der
herrlichsten neuen Thatsachen im Flechtenleben;
E s b e s t e h t e i n n e u e s , e in d r i t t e s G e w e b e s y s t em in
Leptogium, e s b e s t e h t n a c h m e i n e n F o r s c h u n g e n in Hu n d e r t e n
v o n F l e c h t e n , und w i e s c h o n a u s der u n e u t b e h i T i c h e u Noth-
w e n d i g k e i t d e s s e l b e n für d e n F l e c h t e n k ö r p e r h e r v o r l
e u c h t e n s ol l , es b e s t e h t he i a l l e n Fl e c h t e n .
Es war keinesweges Leptogium myoehroum, in welchem ich das neue
Gewebesystem entdeckte, denn schon im Jahre 1875 gelangte ich znr Ueber-
zeugung von dem Bestehen eines dritten Gewebes in dem Körper vieler anderer
Lichenen. Ich kannte die Thätigkeit desselben iu gewissen Phasen des
vegetativen und reproductiven Lebens, die auch in diesen Zeilen berührt
werden sollen, allein es fehlte mir bisher das Materiale zu einem so einheitlichen
Bilde, wie ich es hier an der e i n e n Flechte vorzuführen vermag,
indem das neue Gewebesystem als einen unwiderlegbaren Beweis von
seinem Dasein seine Thätigkeit in allen vegetativen und reproductiven
Lebensäusserungen dieser Flechte zu einer höchst bedeutenden Rolle erhebt.
Um die Erkenntniss der Thätigkeit des neuen Gewebes dem Leser
Schritt für Schritt zu ermöglichen, gleichsam die Aufdeckung desselben in
der betreffenden Flechte zu genauer Wiederholung nahe zu legen, beginne
ich mit der Schilderung dieses Gewebes an einer Stelle, wo dasselbe in
seiner eigenthümlichen Gros'sartigkeit am leichtesten erkannt werden kann,
nämlich im Hypothallus. Zur Beantwortung der Frage der eigenthümlichen
Verkittung der hypothallinen Fasern hatte ich wohl an die auch diese
umgebende Gallerte - Hülle (Taf. H, Fig. 14) als die zunächst liegende Ursache
gedacht, allein ich sah bald ein, dass diese Gallerte wohl annähernd
parallel nebeneinander verlaufende Fasern in Verbindung zu erhalten vermöge,
um aber dieselben über eine beträchtliche Lagerfläche hin wie zu
einem Schopfe zusammenzufassen und in sich zu verdrehen, dazu mussten
andere Einflüsse vorhanden sein. Man findet in Masse solche Faserbündel,
in welche die Hyphen von weit her zusammenlaufen, um dann
aneinander gekittet weiter zu ziehen. Man kann diese Erscheinung vollkommen
mit dem Bilde vergleichen, welches eine Fläche der behaarten
Kopfhaut von der Hand zusammengefasst darhietet. Die eigenthümliche
Verknüpfung deutete darauf hin, dass die Fasern bereits frühe hei ihrem
Entsprossen von einer unsichtbaren Fessel erfasst sein mussten, und dass
sie dann in Folge der Wachsthumsausdehnung der Lagerfläohe in ihrem
oberen Bereiche von einander mehr entfernt wurden. Dazu kommt, dass
gerade der verkittete Bereich der Fasern gleichsam verschleiert erscheint,
als Andeutung einer Bedeckung durch andere Bestandtheile. Wer unbekannt
mit dem Dasein eines dritten Gewebesystemes den Hypothallus
mittelst einer etwa 700-fachen Vergrösserung noch dazu durch gewöhnliche
Objektivsysteme betrachtet, wird bei dem sehr naheliegenden Gedanken an
die freie Verbindung dieses Lagerabsohnittes mit der Aussenwelt es sehr
natürlich finden, dass die betreffenden Fasern sich unter Umständen durch
molecularen organischen Detritus hindurchwinden müssen. Ohne jegliche
chemische Behandlung vermag man sich von dem Dasein eines durch seine
ungeheuere Masse überraschenden Gewebes überzeugen, wenn man Abschnitte
des Hypothallus unter einem Immerssionssystem mittelst 1250-facher
Vergrösserung genau mustert. Wählt man dann noch einen Hypothallus,
welcher schon dem unbewaffneten Auge durch eine liohtgelbe Färbung
auffällt, so findet man die Verkittung der Fasern von einem Netzwerk der
merkwürdigsten Art ausgeführt. Ganze Strecken des Hypothallus zeigen alle
Bestandtheile von einem Gewebe umstrickt, welches aus Zellen der kleinsten
Art zusammengesetzt wird. Dass auch dieses Gewebe aus von diesen Zellohen
gebildeten Hyphen besteht, lehrt ein Quetschpräparat desselben (Taf. I,
Fig. 36). Der Durchmesser der Zellen ist in Wahrheit ein grösserer, als
man bei dem ersten Anblicke glaubt, da nur die Zelllumina, welche häufig
einen 0,0005 mm. betragenden Durchmesser nicht übertreffen, auffallen,
die Erkennung aber der äusserst zarten Aussencontour der ziemlich dicken
Zellwand besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Wer über minder gute optische
Hilfsmittel gebietet, ist schon für den Zwek der Erkenntniss des Daseins
des neuen Gewebes auf die bekannte chemische Behandlung angewiesen,
welche hei vorzüglichen Mitteln bereits ein genaueres Studium desselben
ermöglicht.
Dass die Wandung dieser Zellohen nicht farblos ist, lehrt die
Betrachtung einer isolirten Masse derselben in einem milden weissen
Lichte, welches das Zellenhäufchen in einem matten gelblichen Schimmer
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