ir
' ' ;i
i r « "
r- ■>
I R ’
gelten. Obwohl die Hormospore in der Entstehungsgeschichte mit der
Aorospore der Pilze übereiiistimmt, so fehlt ihrer weiteren Entwickelung
doch eine Erscheinung, die man als Keimung auffassen könnte, und sie
verfolgt vielmehr den gleichen Entwickelnngsgang, wie ihn manche Blasteme
durchmaehen. Als vorläufige Kennzeichen der Hormospore mögen ausser
der Hrsprungsstätte dienen der sporoide Bau und die entsprechende Entwickelung,
die nach Abschluss derselben erfolgende Ablösung und dadurch
bedingte Selbstständigkeit. Was das erstere Kennzeichen betrifft, so tritt
es bei Leptognm myoohroum in höchst überraschender AVeise auf, da diese
Art fähig ist, eine Hormospore zu erzeugen, welche man sich vergeblich
von einer mehreren grossen Flechtengattungen gehörigen, durchaus charac-
teristischen Thecaspore zu unterscheiden bemühen möchte. Die leichte
Ablüslichkeit, welche der Hormospore schon frühe eigen ist, macht das
Studium ihres genetisoheu Verhältnisses höchst schwierig. Aus diesem
Grunde ist auch der erzeugenden Hyphe nicht die geringste Spur einer
vorbereitenden Bildung oder einer späteren Umbildung anzusehen. Diese
Kennzeichen genügen allerdings nicht, um einen sporoiden Körper als
Hormospore zu definiren, allein sie unterstützen doch wesentlich die Kenntniss
eines neuen Fortpflanzungsgebietes der Lichenen und bereiten vor auf
die Einsicht in das wahre Wesen der Thecaspore und deren Keimung.
Der Reiz, den diese bei den Flechten neue Erscheinung schon als
solche hervorruft, wird noch erhöht durch die Thatsache, dass die Hormospore
bei Leptogium myoehroum in dreifacher Gestalt auftritt. Sowohl die
als Rhizine bezeichnete hypothalline Faser, als auch das Hyphema in dem
Zustande, wie es bei der Blastesis sieh zeigt, erzeugt eine Hormospore,
und gleichsam als beide Formen verknüpfend erscheint die merkwürdigste,
welche direkt vom Maschengewehe der Rindenschicht hervorgebracht wird.
Allen diesen Sporenformen ist eine gewisse Seltenheit gemeinsam, indem
jede eigentlich nur bei je einem Exemplar beobachtet wurde.
Die hypothalline Faser, welche bei Exemplar C zur Hormosporenbildung
bestimmt is t, gehört zur schlanken, langgliederigen Form. Ihr
Bau, namentlich was das Innere der Zellen betrifft, ist der so oft geschilderte.
Der grössere Querdurchmesser der Zellen ist in allen bis zur Hormospore
hin ein annähernd gleicher, oder er nimmt gegen das Ende hin kurz
vor dem Ursprünge des betreffenden Organes ab. Findet eine plötzliche
Verjüngung statt (Taf. II, Fig. 18), so wird der Gedanke an das Vorhandensein
einer einleitenden Bildung wachgerufen. Meist ist die Verjüngung eine
allmälige, nicht selten aber eine kaum merkliche, und entspricht diese
Erscheinung dem Streben der hypothalliuen Faser, sich gegen ihr Ende
hin zu verjüngen. Man muss sich aber ferner erinnern, dass diese Faser
nichts anderes ist, als ein verdickter Seitenspross jener Hyphe des Rinden-
gewebes, welche im Uebergänge zu dem eigentlichen Gono-hyphema begriffen
ist, und dass also solche Verringerungen des Querdurohmessers eigentlich
dem Wesen der Hyphe entsprechen, wofür auch die Thatsache spricht, dass
diese Faser seihst während ihres Verlaufes stellenweise sich beträchtlich
verdünnen kann (Taf. II, Fig. 20). Wenn in dieses Gebiet der Hormosporenbildung
ein zweizeiliger sporoider Körper, den ich bei Exemplar C
beobachtete, gehörte, so würde derselbe, da er an einem kurzen Aste des
Hyphengewebes der Rinde inserirt ist, das wahre Wesen der hypothallinen
Faser und den morphologischen Werth ihrer bei der Hormosporenerzeugung
eintretenden Verjüngung klar legen.
Wie es zu erwarten steht, die Hormospore fängt als eine einfache
Zelle, die farblos wie die Hyphe ist, an. Der Bau dieser Zelle ist aber
von einer bei den Lichenen seltenen Zartheit. Schon die hypothallinen
Fasern zeichnen sich bei dem betreffenden Exemplar durch ihre zartere
Wand und ihr stärker lichtbrechendes Plasma aus, allein die Anfangszeile
der Hormospore ist oft so zart, dass sie sehr leicht selbst hei zahlreichem
Vorhandensein vollständig übersehen werden kann (Taf. II, Fig. 21), obwohl
sie sehr bald eine den grösseren Querdurehmesser der Hyphe übertreffende
Dicke erlangt. In Wahrheit wird sie überhaupt nur dadurch sichtbar, dass
sie sich durch ihre stärkere Lichtbrechung im Gesichtsfelde abheht, denn
eine äussere ümrissliiiie ist kaum wahrzunehmen, und die innere ümrisslinie
bleibt ohne chemische Behandlung völlig unsichtbar. Der Inhalt ist natürlich
gleichfalls unkenntlich, seihst die grüne Farbe desselben ist gegen diejenige
der Hyphenzellen nur ein schwacher Schimmer zu nennen, eben in Folge der
starken Lichtbrechung. Durch die bekannte chemische Behandlung kann
man sieh aber leicht einen Eiublick iu das Innere verschaffen, das, wie
mau nach dem geschilderten genetischen Verhältnisse erwarten kann, ein
mit Microgonidien durchsetztes Plasma bildet, wie es auch unter besonderen
Umständen die Anfangszeilen ohne Präparation erkennen lassen (Taf. H,
Fig. 22 und 23). Die Zelle beginnt zu wachsen und setzt dieses Waohsthum
mehr oder weniger lange Zeit fort, bevor sie sich theilt. Auch hier
gilt die alte Erfahrung, dass die Flechtenzelle iu solchen Entwickelungsgängen
nicht an bestimmte Zeiten oder Zustände gebunden ist, daher man
ganz kleine bereits getheilte Hormosporen (Taf. H, Pig. 24) und doppelt
so grosse, noch ungetheilte (Taf. II, Pig. 23) häufig genug beobachten
kann. Die endliche Gestalt der Hormospore ist entweder eine langgezogene 8
(Taf. II, Pig. 1 8 , 1 9 , 27 und 28) oder der Querdurchmesser beträgt die
Hälfte des Längsdurchmessers (Taf. H, Pig. 25 und 28). Die beiden Zellen
der Hormospore sind bald in Gestalt annähernd gleich, bald erinnern sie
'■' l l
.9:. 1 iii
m