Mittelmeer-Art ist keineswegs primitiv, ich würde viel eher die- australische Region mit ihren zahlreichen
Formen als Ausgangspunkt ansehen, ähnlich für die Cryptoconchus-Acanthochites-Gruppe,
von der nur wenige Ausläufer zu uns vorgedrungen sind; auch die Gattungen Plaxiphora und Frembleya
sind südlich (in England kommt keine Plaxiphora vor), und besonders wichtig ist das ausschließlich
südliche Vorkommen der 2 wichtigsten Übergangsformen Hemiarthrum und Nuttalochiton. Ich kann
demnach mit viel größerem Recht behaupten, daß die Gruppen der Chitonen zum großen Teil auf
der südlichen Halkbugel entstanden sein dürften. *)
Wegen der Verbreitung der primitivsten Gattung Lepidopleurus über alle Meere wird es kaum
möglich sein anzugeben, wo etwa die ersten Placophoren entstanden sein mögen. Die übrigen
Gattungen und Sectionen der Lepidopleuriden sind meist für je eine Art von sehr beschränktem
Vorkommen aufgestellt worden: Deshayesidla bei Japan, PüsbryeUa in der Nähe von Sumatra,
Parachiton bei Neu-Lauenburg, Choriplax bei Australien, Oldroydia bei Kalifornien und Hemiarthrum
in der Antarktis, nur Hanleya h a t eine weitere Verbreitung von der Arktis bis Florida.
Während also die einzige Art, die zwischen den Lepidopleuriden und den höheren Formen
vermittelt, Hemiarthrum setulosum, antarktisch ist, kommen von den G attungen der T rachydermoninae
Trachydermon und ToniceUa, sowie die sich anschließende Schizoplax, soweit wenigstens die Arten
genau untersucht sind, ausschließlich auf der nördlichen Halbkugel vor, und zwar Trachydermon s. s.
bei Kalifornien und in Westindien (T. liozonis), Craspedochüus von Norwegen bis zu den Canarischen
Inseln, ToniceUa mehr nördlich, von der Arktis bis Japan, Frankreich und Massachusetts, Schizoplax
nur im nördlichen Pazifischen Ozean. Middendorffia ist nur in den warmen Teilen des Atlantischen
Ozeans, bei den Azoren und Canaren, sowie im Mittelmeer nachgewiesen, während Nuttadlina bei
Kalifornien und J ap an lebt. Die südlichen Vertreter der Gruppe sind Mopalidla bei Peru, Nuttalochiton
bei Feuerland und Notochiton in der Antarktis.
Die überwiegende Mehrzahl der Callochitoninae ist südlich: Icoplax antarktisch bis zur Magellan-
straße und Neu-Seeland, Trachyradsia bei Tasmanien und Südafrika, Eudoxochiton nur bei Neuseeland,
Callochiton s. s. dagegen verbreitet sich von hier aus durch den Indischen Ozean bis ins
Mittelmeer und nach Norwegen.
Von den Gattungen der Mopaliiden findet sich Ceratozona an beiden Seiten von Zentralamerika,
Plaxiphora verbreitet sich von Australien, wo die meisten Arten leben, nach Ostafrika, Neu-Seeland
und der Magellanstraße, sowie Tristan da Cunha, und Frembleya ist auf Australien und Neu-Seeland
beschränkt, dagegen h a t PlaciphoreUa sich nicht nur im nördlichen Pazifischen Ozean ausgebreitet,
sondern reicht im Süden bis Peru, während die Untergattung Placophoropsis auf beiden Seiten des
tropischen Atlantik gefunden ist. Mopalia, Katharina und Amicula finden sich auf beiden Seiten
des nördlichen Pazifischen Ozeans; Suter h a t eine neuseeländische Art zu Mopalia gestellt, das bedarf
aber noch näherer Prüfung.
Die beiden primitivsten Gruppen der Acanthochitinae sind Craspedochiton und Spongiochiton,
jene im Indischen Ozean verbreitet, allerdings auch mit einer Art nach Liberia reichend, diese australisch
und neuseeländisch, während Leptoplax n ach Norden bis zu den Philippinen reicht, und Notoplax
eine bedeutend weitere Verbreitung erlangt hat, bis nach Jap an , Florida und der Magellanstraße.
*) In seiner während des Druckes meiner Arbeit erschienenen Kritik der Pendulationstheorie (Arch. Naturgesch.,
v. 75) hat Th. Arldt auch einiges über die Placophoren gesagt, wobei er sich freilich nur auf Literatur-Angaben stützt,
indessen kommt auch er zu folgendem Ergebnis (p. 274,75): „Die Verbreitung dieser Mollusken spricht entschieden dafür,
daß die Ausbreitung der meisten lebenden Gruppen von eigenartiger Verbreitung nicht von Europa, sondern vom Großen
Ozean ausgegangen ist.“
Von 3 Cryptoconchus-Arten kommt eine bei Neu-Seeland, eine bei den Sulu-Inseln und eine merkwürdigerweise
in Westindien vor; daran schließt sich vermutlich der große nordpazifische Crypto-
chiton als letzter Ausläufer dieser Entwicklungsreihe. Noch weiter als Notoplax h a t sich die verwandte
Gattung Acanthochites ausgebreitet, von Australien, wo die überwiegende Mehrzahl der Arten
vorkommt, nach Afrika und Amerika, im Norden bis J ap a n und Norwegen reichend; in den kalten
Meeren fehlt sie indessen.
Die Cryptoplax-Aiten finden sich bei Australien und im Umkreis bis J ap an und Ostafrika.
Auffallend ist, daß die zwischen Acanthochites und Cryptoplax v ermittelnde Ohoneplax auf Westindien
beschränkt ist, vermutlich war sie früher weiter verbreitet.
Von den Chaetopleurinae kommen Calloplax und Callistoplax bei dem nördlichen Teil Südamerikas
vor, jene im Atlantischen, diese im Pazifischen Ozean. Auch die große Mehrzahl der Chaeto-
pleura-Arten bewohnt die südamerikanischen Küsten, doch breitet sich die Gattung an der Westküste
bis Kalifornien und Sitka, nach Osten bis Westafrika aus, vereinzelt sogar bis J ap an und
Australien. Die große südafrikanische Dinoplax-Ait s teht am meisten abseits.
Sehr weit verbreitet ist die Gattung Ischnochiton. Mir scheint die hauptsächlich australische
Gruppe Ischnochiton s. s. am meisten den Eindruck der Ursprünglichkeit zu machen, die sich nach
Neu-Seeland, mit einzelnen Arten auch nach Südafrika und Südamerika, sowie nach Japan, ausbreitet;
die mit einem Flügel an der Zwischenplatte versehene Gruppe bewohnt hauptsächlich die
Küsten Afrikas, doch gehört dazu auch eine Art von Peru und einige Arten des nördlichen Pazifischen
Ozeans. Stenoplax umfaßt die meisten Arten der amerikanischen Westküste und Westindiens, nur
je eine Art kommt bei J ap an und den Philippinen vor. Chondropleura ist subantarktisch, nur eine
Art erstreckt sich im Norden bis Norwegen. Der arktische I. albus und die antarktische Tonicina
sind" isolierte Formen.
Die Mehrzahl der Callistochiton-Aiten. bewohnt die Küsten des nördlichen Pazifischen Ozeans,
doch finden sich einige bei Chile, bei Florida, bei Australien und Ostafrika; die sich anschließenden
Lorica, Loricdla und Squamophora sind australisch und malayisch.
Da einerseits Ischnochiton nigrovirens, andrerseits Chiton pdlisserpentis, die beide südliche
Arten sind, aus den beiden Gruppen der Ischnochitoniden und Chitoniden im Verhalten der Schale,
des Gürtels und der R adula sich am m eisten einander nähern, ist anzunehmen, daß auch die Chitoniden
in den südlichen Meeren entstanden sind. Chiton s. s. umfaßt außer einigen australisch-neuseeländischen
und einer westafrikanischen die sämtlichen amerikanischen Arten, während Clathropleura
sich über die Küsten der alten Welt ausgebreitet hat, im Norden bis zum Mittelmeer und Japan,
doch kommen die meisten Arten bei Neu-Seeland, Australien und Afrika vor.
AuchSderochiton, dieÜbergangsgruppe zu den Acanthopleurinae, bewohnt die Meere in der Umgebung
Australiens. Acanthopleura h a t sich weiter verbreitet bis Ostafrika, Neu-Seeland, Japan, Westindien
und mit der abweichendsten A rt bis Chile, woran sich der chilenisch-peruanische Enoplochiton anreiht.
Die Gattung Tonicia umfaßt einerseits mehrere südamerikanische Arten, andrerseits (Lucilina)
solche von Polynesien, Australien, J ap an und dem Roten Meer. Onithochiton h a t dieselbe Verbreitung
wie Lucilina. Schizochiton endlich findet sich von Nord-Australien bis zu den Philippinen.
Hiernach kann ich weder in den nordatlantischen, noch in den nordpazifischen Meeresteilen
Arten entdecken, die als Übergangsformen zu höherer Entwicklung angesehen werden können, vielmehr
sind die meisten von ihnen einseitig modifiziert, wie Ischnochiton albus, Cryptochiton, Amicula
und dergl., während' alle wichtigen Übergangsformen auf der südlichen Halbkugel Vorkommen.