mit der Sarkodezunahme Schritt halten kann, muß ein Teil des Plasmas aus der Öffnung austreten
und die zunächsthegende Membranfläche überfließen. Entweder h a t nun die Bewegung der Pseudopodien
diese benachbarte Partie bereits etwas vertieft oder eingedrückt, oder dieser Einfluß h a t sich
noch nicht geltend gemacht. In letzterem Falle wird, falls noch eine gewisse Biegsamkeit und Nachgiebigkeit
der Zentralmembran besteht, die Oberflächenspannung wiederum eine K u g e l g e s t a l t
zu schaffen bestrebt sein, die diesmal die Z e n t r a l k a m m e r u n d d e n a u s g e t r e t e n e n
Ü b e r s c h u ß einschließen
wird. Als Folge ergibt sich
wiederum eine Tendenz zur
E i n d e l l u n g d e r d i e
Ö f f n u n g u m g e b e n d e n
Z e n t r a l m e m b r a n -
p a r t i e .
Da ganz naturgemäß
alle Faktoren, welche an der
Entstehung einer solchen
Eindellung mitwirken, um
so leichteres Spiel h a b en , je
größer der Durchmesser der
Zentralkammer i s t , so is t es
schon deshalb erklärlich, daß
bei relativ kleinem Anfangskammerdurchmesser
diese Erscheinung fast nie sichtbar ist. Dazu kommt in diesem Falle auch noch
der optische Umstand, daß eine gewisse Mindestgröße des Wertes: „Zentralkammerdurchmesser:
Schliffdicke“ zur Beobachtung der Eindellung erforderlich is t (vgl. Seite 12). Da die Dicke guter
Schliffe mehr oder weniger konstant b le ib t, so is t auch a u s o p t i s c h e n G r ü n d e n n u r
b e i g r ö ß e r e n A n f a n g s k a m m e r n d i e E i n d e l l u n g e r k e n n b a r .
Die Gestalt der ersten Umgangskammer von Fusulina läß t sich restlos auf die rein mechanischen
Faktoren zurückführen, d ie L . R h u m b l e r als bei der Kammerbildung v o n O r b i t o l i t e s
(1. c. Seite 249—257) maßgebend erkannt hat. In unserem Falle handelt es sich um folgendes: Die
konkave Eindellung rings um die Austrittsöffnung wird, da in ihrem Bereich die erforderliche Oberflächenzunahme
der Sarkode verhältnismäßig geringer ist, als die Vergrößerung der „Flußfläche“ ,
d. h. des von ihr überflossenen Zentralkammerwandstücks, ohne jede Schwierigkeit ausgefüllt.
Dann gelangt die weiterfließende Sarkode beim Überschreiten der kreisförmigen Randlinie
der Eindellung auf eine Zone starker konvexer Krümmung, die zur Überwindung eine relativ außerordentlich
große Oberflächenzunahme und damit also auch einen beträchtlichen Massenzuwachs
der Sarkode benötigt. Da die erste Bildung der zähflüssigen Membran bereits in diese Periode fallen
muß, und das allmähliche Entstehen einer unnachgiebigen Schale einem weiteren Vordringen ein
Ziel setzt, handelt es sich nun vor allem darum, an welcher Stelle die physikalisch günstigsten
Bedingungen vorliegen für die Anlage von Zellorganen: Jede beliebige Stelle der Fließ r a n d e s ist
vor jedem Punkte der f r e i e n Oberfläche bevorzugt, da die kontraktile Vakuole an die bestehende
Zentralkammerwand jadhärieren wird, und auch die Pseudopodien an jeder f r e i e n Stelle weniger
geschützt vor Verlagerung sind, als an der R a n d linie. Nachdem also die ruhenderen Sarkodeteile
ggMHHi
schon eine Schale abgeschieden haben, wird an der Lokalisierungsstelle der Zellorgane eine Öffnung
frei bleiben, ganz wie es bei der Zentralkammer der Fall war, und wie es bei den späteren Kammern,
der Fall ist. Da die Schalenneubildung nach hinten und seitlich im Sinne des Weiterfließens des
Plasmas gesprochen — eine weitere Ausbreitung der Sarkode hindert, ergibt sich die Möglichkeit
der Bildung von ersten Umgangskammern, die nicht radial sondern b i l a t e r a l symmetrisch
gebaut sind. Die Symmetrieebene liegt dann im Sinne der Fließrichtung und läuft durch den Zentralkammermittelpunkt.
Der auf eine einzige Stelle der an sich schwer zu überwindenden Zone starker
Konvexität konzentrierten Energie des Sarkodevordringens gelingt es oft, eine wesentliche Verlängerung
der ersten Umgangskammer nach der vorderen Seite hin zu erreichen. Da die Höhe dieser
Kammer noch sehr gering i s t , ist die Tendenz, eine radial
gerichtete Abschluß wand — d. h. ein Septum — zu bilden,
oft noch nicht s tark genug, um die Länge der Kammer sehr
bald zu beschränken, umsomehr als ja die für die Zellorgane
notwendige Öffnung zuerst fast noch den ganzen
Raum eines eventuellen Septums einnehmen würde. Außerdem
ist die Anforderung an die schalenbildende K ra ft gerade
bei dieser ersten Umgangskammer besonders hoch,
da bei sehr kleiner Sarkodemasse eine sehr große Schalenoberfläche
zu liefern ist. In den späteren K ammern kann
schon gebildete Schale nicht nur als Unterlage, sondern
auch als Rückwand benützt werden. Daher ist auch an
fast allen die erste Umgangskammer in zwei nahezu gleiche
Teile zerlegenden Schnitten eine sehr beträchtliche, die
späteren Kammern teilweise um ein Vielfaches übertreffende
Länge zu beobachten (vgl. R. XV, 9 , 4 , X I I I 15, 20,
XVI 4, 9 sowie Textfigur 37).
Zuweilen h a t es auch den Anschein, als hä tten
Fig. 37.
Medialschliff von Fus. K raffti zeigt die Porenlosigkeit der
Anfangskammerwand, deren Öffnung, die beträchtliche
Länge d e r e rsten Umgangskammer sowie d a s Wabenwerk
d e r Wand. Vergr. 1 : 20. (Vergl. DIM. 2.) Zu Seite 18, 95.
vor der Bildung des definitiven ersten Septums bereits
erfolglose Versuche dazu stattgefunden. In solchen Fällen, die eine sehr lange erste Umgangskammer
auf weisen, ist oft deren Wand erheblich dicker, als die der späteren kürzeren Kammern,
was eventuell als mechanische Kompensation aufzufassen sein dürfte. Jedenfalls aber ist die individuelle
Variabilität in diesem Stadium zu groß, als daß ein näheres Eingehen auf diese Fragen zumal
bei den technischen Schwierigkeiten, die das Material bietet, einen klareren Einblick in diese Verhältnisse
gewährleisten dürfte.
III. Die zweite Umgangskammer.
Die eigenartige spindelförmige Fusulinengestalt, die vor allem in dem Vorhandensein einer
Axe ihr bezeichnendstes Merkmal hat, is t weder im Stadium der Zentralkammer noch der ersten
Umgangskammer sichtbar. Und doch ist die Lage der künftigen Axe schon durch die Orientierung
der Öffnung der ersten Windungskammer gegeben und tr i tt in der Form der folgenden zweiten Umgangskammer
bereits in die Erscheinung (vgl. Textfigur 38).
Die auch nach der Bildung des ersten Septums fortgesetzte Sarkodezunahme findet als Flußfläche
zunächst die im Winkel zwischen dem ersten Septum und der Zentralkammerwandung ent-
Zoologica. H e f t 68. P