muß, weil ein Übertreten der Flüssigkeit aus dem diesseitigen Tal über den Berggipfel
hinweg, wobei die Konvexität des Berggipfels überwunden werden müßte, außerordentlich
viel Oberflächenvergrößerung verlangen würde. Da nun aus jedem Tal Sarkode aufsteigt,
und auf dem Berggipfel H a lt macht, so müssen nun auch auf dem Berggipfel die Sarkode-
massen je zweier benachbarter Täler zusammenstoßen. Es könnten also auch hier wieder
Sarkodeverschmelzungen eintreten. Die Sarkodepartien sind aber jetzt, nachdem schön
mehr Zeit verflossen is t — vielleicht weil sie auf ihrer Oberfläche schon mit der Abscheidung
der Schalensubstanz beginnen oder aus anderen mg, n ich t bekannten Gründen —
weniger zu gegenseitiger Verschmelzung geneigt. , Sie verschmelzen normalerweise nur
an den Punkten, an denen sie sich zuerst berühren, und führen durch diese Verschmelzung
zur Ausbildung der zirkulären Verbindungskanäle zwischen den Kammern desselben
Kammerringes.
Auf Doliolima übertragen bedeutet diese Überlegung, daß die Sarkode erst bei einem Ansteigen
über das Niveau, dem die Vorbiegungen des Septums und die zwischen den zuerst ausgetretenen
Sarkodewülsten gebildeten Basalreifen angehören, sich zu vereinigen vermag, daß aber die Vereinigung
an dieser Stelle andererseits keine unbedingt erforderliche ist, indem eine weitere inzwischen
erfolgte Differenzierung der Sarkodeoberfläche die Bildung auch sehr hoher Scheidewände
herbeiführen könnte. (Axiale Schliffe von Sumatrina scheinen z. B. derartige Verhältnisse auf-
zuweisen.)
Daß eine schließliche Vereinigung überhaupt notwendig ist, folgt daraus, daß sonst ja die
Gesamtsarkode in eine Anzahl sagittaler, voneinander völlig isolierter Wülste zerlegt werden müßte,
so daß d iiiiln d iv id u a litä t“ in Frage gestellt würde.1) Allerdings ist die Möglichkeit einer n a c h t Tägl
i c h e n Trennung in den mündungsfemeren Kammern durch wabige D achreifen nicht ohne weiteres
in Abrede zu stellen angesichts des Bildes, das m anche Neoschwagerinen etc. bieten. Es würde d ann
aber immer an einer V e r e i n i g u n g i n n e r h a l b d e r l e t z t g e b i l d e t e n K a m m e r
festzuhalten sein. Da die Sarkode offenbar so wie so nur die letzten Kammern erfüllen dürfte, wäre
damit wohl noch immer ein genügender Zusammenhang gegeben.
Über die Art, in der tro tz der starken Neigung zur Schalenabsonderung oberhalb der basalen
Reifen ein Zusammenfließen der Sarkode möglich ist, dürfte gleichfalls R h u m b l e r s Auffassung
des Beschalungsvorganges bei Orbitolites Geltung haben. R h u m b l e r schreibt (1. c. Seite 255,
Anm. 2):
„Wenn sich etwa die Oberfläche in einem bereits gallertigen Zustand befindet, so wird
von den Stellen der ersten Berührung (die zugleich Stellen größten gegenseitigen Druckes
sind) die Gallerte nach den anderen weniger s tark oder gar nicht gedrückten Oberflächenstellen
hin weggedrückt; und die anderen Oberflächenstellen bleiben dann durch die
Gallerte getrennt.. Zuweilen scheinen die Sarkodepartien der Kämmerchen schon früher
in gegenseitige Berührung zu kommen, noch ehe sie mit der Schalensubstanzabscheidung
begonnen haben; was n atürlich die Verschmelzung der K ämmerchen zu einem einheitlichen
nicht in Unterkämmerchen zerteilten Kammerraum zur Folge h a t.“
i) Auch für Alveolina läßt sich .demnach auf die Existenz axialer Verbindungskanäle der sagittalen Sarkodewülste
schließen. Herr O. Altpeter hat, einer freundlichen Privatmitteilung nach, an entsprechend orientierten Schliffen tatsächliche
Anhaltspunkte für das Vorhandensein solcher Kommunikationen gewonnen.
Die ungewöhnlich langen, niedrigen Kammern, die Verbeekina und auch Doliolina aufweisen
und diesen Généras eine so niedrige Septenzahl *) geben, zeigen schon durch ihre Form an, daß hier
die Sarkode sehr dünnflüssig ist, bezw. nur eine geringe Innenspannung besitzt. Diese Vermutung
wird durch die Kleinheit der Sarkodeaustritte am Untersauine, die namentlich bei Verbeekina höchst
auffällig ist, bestätigt.
Ich möchte in diesem Falle ausnahmsweise eine Betrachtung über den möglichen Zweck, bezw.
über den Nutzen eines Basalskeletts bei Fusuliniden mit dünnflüssiger Sarkode einschalten. Die
mögliche Unrichtigkeit der folgenden Vermutungen kann natürlich die anderen entwicklungsmechanischen
Erwägungen in keiner Weise beeinflussen.
Der Herabsetzung der Innenspannung der Sarkode sind offenbar in der Fusulinidenorganisation
selbst begründete Grenzen gesetzt. Da die Pséüdôpodien. zur Anheftung, bezw. auch zum Kriechen
verwendet werden müssen, dürfen sie nicht mehr als eine bestimmte, von ihrer inneren Kohäsion
abhängige Strecke von dem letzten Anheftungspunkte an der Schale entfernt sein, wenn sie eine derartige
Wirkung ausüben sollen. Es entsteht also eine bedeutende Schwierigkeit, indem die Leichtflüssigkeit
einmal die Bildung l a n g e r , niedriger Kammern veranlaßt, andererseits aber, um
genügenden H a lt für die Pseudopodien zu gewähren, Anhaftepunkte in n i c h t z u g r o ß e n
Abständen erfordert.
Dièses rein m e c h a n i s c h e Problem läßt n ur eine Art Lösung zu. In einer ganz ähnlichen
Lage befinden sich einige Gasteropoden der Brandungszone, die mit ihrem langen Fuße ebenfalls nicht
genügend H a lt gegen den Wellenschlag finden, oder Kraft zur Fortbewegung ihrer relativ sehr
schweren Schale entfalten könnten, wenn sie nicht die Lippen ihrer Schale stark gerieft und
gezähnt hätten. Bei den Neritiden, Cypraeiden, Cassididen, Tritoniden etc. is t diese Tendenz sehr
deutlich zu sehen.
Die Kalkabsonderung der ausgetretenen Sarkodetröpfchen muß demzufolge schön etwas früher
beginnen. Da nach oben und vorn jedoch eine derartige Absonderung durch das Nachquellen der
Sarkode sofort wieder zerstört werden würde, bleibt n ur die Möglichkeit, sich Stützpunkte nach unten
und seitlich zu verschaffen. Die Vereinigung der einzelnen Tröpfchen geschieht nun erst dann, wenn
genug Sarkode nachgequollen ist, um über die als Verlängerung der zwischen den Austrittsöffnungen
bestehenden Septenteile sich bildenden Reifen hinwegzufließen. Die Höhe diesèr Reifen muß daher
etwa gleich der H öhe der Öffnungen sein. So niedrige Öffnungen, wie sie Verbeekina Verbeeki auf weist,
genügen wohl noch nicht zur Anlage eines solchen Basalreifenskeletts, wohl aber die hohen bei Doliolina
lepida.
Daß Dol. lepida im Gegensatz zu der Kugelform der Verb. Verbeeki langgestreckt ist, erscheint
■nach dem Gesagten mechanisch bedingt, indem die Kugelform sich als ein Äquivalent (Ersatz) der
Bereifung darstellt. Die Oberflächenspannung wirkt nämlich um so stärker., je größer der Unterschied
zwischen freier Oberfläche und durch Adhäsion gebundener Unterfläche ist. Bei einer annähernd
ebenen Unterfläche wirkt die Oberflächenspannung also viel-weniger stark kontrahierend, als bei
konvex gewölbten. Eine durch eine starke Oberflächenspannung gebundene Sarkodemasse kann demzufolge
ohne Zerreißungsgefahr zu einer größeren Länge sich ausdehnen bei gleicher Zugbeanspruchung,
als eine weniger gespannte.
V) Ein Schliff Verbeeks (1. c. Taf. I 17) zeigte die Septenzahlen : I 6, II S, III 10, IV 12, V 15, VI 10, VII 7, VIII 7,
IX 11, X 15, XI 15, XII 18, XIII 22, XIV 28 bei Verb, Verbeeki. Für Pol. lepida vgl. Textfigur 50. -
Zoologica, H e ft 58. 9