Wir haben also (mit G. H. G i r t y ) 1) drei Helligkeitsnuancen zu unterscheiden:
1. Das D a c h b 1 a 11 ist im Schliffbild a m d u n k e l s t e n .
2. Die bis zur Außenschicht reichenden (confined entirely to th e revolving wall, 1. c. Seite 238)
d u n k l e n S t r e i f e n zeigen m i t t l e r e L i c h t s t ä r k e .
3. Die h e l l e n S t r e i f e n sind am lichtesten.
Einer so gleichsam erdrückenden Majorität gegenüber, wie sie die Arbeiten und Ansichten von
C a r p e n t e r (1870), v. M ö l l e r (1878/79), S c h w a g e r (1886/87), S c h e l l w i e n (1897
bis 1906), v. L ö r e n t h e y (1898), S p a n d e 1 (1901), G ö r t a n i (1902/07) und S c h u b e r t
(1907/08) darstellen, gestützt nur auf sehr vorsichtig geäußerte B e d e n k e n , n i c h t G e g e n b
e w e i s e , von G i r t y (1904) und Y a b e (1906), sowie auf A n a l o g i e s c h l ü s s e nach
anderen Gattungen von Y o l z (1904) und D o u v i l l e (1906), bedarf meine Behauptung der
P o r e n l o s i g k e i t d e r S c h a l e v o n Fusulina s. str. noch eingehenderer Begründung.
Ein immerhin ins Gewicht fallender Gesichtspunkt scheint mir in dieser Frage auch d i e
G r ö ß e d e r a n g e b l i c h e n P o r e n zu sein. Das feine Streifenwerk von Fus. öbsoleta z. B.
zählt auf 0,115 mm 13 Paar Streifen. Wenn ich entsprechend der üblichen Auffassung die etwas
0,115 I
dünneren dunklen Striche als Poren ansähe, so wäre der W e r t mm = 0,004423 mm noch etwas
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zu groß. Bei einer Wanddicke, also Röhrenlänge, von 0,035 mm wäre in diesem Falle ganz sicher die
Kapillarkraft und Adhäsion bezw. Reibung an der Röhrenwandung zu stark, als daß überhaupt eine
physiologische Funktion derartiger „Poren“ recht möglich wäre (Osmose?). Nicht nur ein Austreten
von Pseudopodien, sondern auch ein „Atmen“ ließe sich hierdurch nicht bewerkstelligen.
Die b i s h e r i g e Anschauung kleidet E. S p a n d e l recht anschaulich in die Worte (1. c.
S. 17): „ D i e K a m m e r d e c k e n s i n d p e r f o r i e r t , d i e Z w i s c h e n w ä n d e
Septen —‘ n i c h t . Die sich beim Schalenbau geltend machende Ökonomie äußert sich, indem
nur das längere Zeit freibleibende D e c k e n g e w ö l b e m i t P o r e n z u m A u s s e n d e n
v o n P l a s m a f ä d e n v e r s e h e n wird, während die Z w i s c h e n w a n d , welche durch
die Öffnungen schon genug Raum zum Austritt der Plasmafäden gewährt u nd übrigens sogleich durch
eine neugebildete Kammer wieder verschlossen wird, d i c h t hergestellt wird.2) Der kürzeste Weg
der Sarkode einer eingeschlossenen Kammer, mit der Außenwelt zu verkehren, bleibt immer der
durch die Poren des Deckengewölbes; durch dasselbe wird wohl auch die Ernährung und die Ausscheidung
der von dem Ende der Kammerreihe femliegenden Sarkodenabschnitte stattgefunden
haben“ .
Auch S p a n d e l s recht gute Abbildung von Fus. cf. regularis (1. c. S. 18, = Fus. secalis)
zeigt mit vollster Deutlichkeit ein d i c h t e s p e r i p h e r e s B l a t t , das „die Poren, welche mit
einem dunklen Metalloxyde erfüllt sind“ , nach außen abschließt. Auch hier is t also der Widerspruch,
der in der Auffassung der d u n k l e n Septen als S c h a l . e n t e i l , der ebenfalls d u n k l e n
Streifen als P o r e n , der h e l l e n Streifen wiederum als S c h a l e n t e i l liegt, nicht konsequent
gelöst, sondern durch ein völlig h y p o t h e t i s c h e s d u n k l e s M e t a l l o x y d , das die
1) In seiner l e t z t e n Veröffentlichung (U. S. Geol. Surv. Prof. Pap. LVIII 1908) meint G i r t y indessen wie'der,
daß es zweifelhaft wäre , ob die dunklen Streifen Poren (tubular pores , hollow tubes) oder Stäbe (rods) darstellen. Eine Reihe
weiterer unzutreffender Behauptungen dieser Schrift werde ich an anderem Orte richtig stellen.
*) Da es sich tatsächlich gerade umgekehrt verhält, müssen diese teleologischen Konstruktionen leider fortfallen.
dunkle p e r i p h e r e Lage ebensowenig erklärt, wie die Dunkelheit der S e p t e n , beiseite
geschoben worden. Obwohl bei amerikanischen Fusulinen dunkle Infiltrationen nicht selten sind
(z. B. bei den Formen aus Texas), habe ich Grund zu glauben, daß wohl fast stets nur d i e f e s t e n
W a n d t e i l e s i c h i m p r ä g n i e r e n , n i c h t a b e r d i e P o r e n . Auch wäre es doch
höchst gewagt, die bei sämtlichen Fusulinen aller Weltgegenden gleichartig auftretende Streifenanordnung
durch eine nachträgliche Metalloxydinfiltration erklären zu wollen, die dann stets in
gleicher Intensität eingetreten sein müßte, unabhängig vom Charakter des Einbettungsgesteines.
S p a n d e l s Abbildung zeigt zudem so sehr alle Merkmale n o r m a l e r E r h a l t u n g , daß
ich seine Deutung nicht als den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend ansehen kann.
Eine Lösung der Frage wäre lediglich von t a n g e n t i a l e n Schliffen zu erwarten. S c h e l l w
i e n hat zwei solche Schliffe gegeben (Textfigur 8). Um konsequent zu sein, ist es unbedingt notwendig,
in Schliffen aller Orientierungen stets hell und dunkel jeweils g l e i c h zu deuten.
Wenn wir nun also (irrtümlich!) in zentralen Schliffen die P o r e n f ä l s c h l i c h a l s
d u n k e l angesehen haben, so müssen wir uns nach den eben genannten Figuren S c h e l l w i e n s
(vgl. Textfigur) die Wandstruktur, um logisch konsequent zu bleiben, in sehr eigenartigerweise
denken: Eine Anzahl von f r e i s t e h e n d e n , s i c h g e g e n s e i t i g i n k e i n e r We i s e
s t ü t z e n d e n , h e l l e n P f e i l e r n würde dann die Wand bilden. Diese o f f e n b a r e
Fig. i. ; .
Sch n itt durch die Schale einer F u sulina a u s Illinois (Gruppe
d e r Fus . secalis), „welcher die Teilung der Kanäle gegen
die Aussenseite Irin zeigen soll“. Nach Schellwien
(A. X X II 8), Vergrösserung 1:100.
U n m ö g l i c h k e i t scheint ganz unwillkürlich und ihm selbst unbewußt S c h e l l w i e n in
diesem Falle zu der Ansicht gedrängt zu haben, daß in den erwähnten Schliff bildern d u n k e l
a u s n a h m s w e i s e die eigentliche, f e s t e W a n d erschiene, durchbohrt von zahllosen
h e l l e n P o r e n r ö h r e n .
Wenn man b e i t a n g e n t i a l e m S c h l e i f e n sich einem Umgange langsam nähert,
so schneidet man zunächst die äußere dunkle Dachschicht an. Durch das in sie geschliffene Loch
sieht man, wie durch ein Fenster, das Wabenwerk, das wie auf den zitierten Bildern S c h e l l w i e n s
erscheint und in seiner soeben besprochenen, von seiner sonstigen Auffassung abweichenden Weise
zu deuten ist. D e r R a n d d e s F e n s t e r s b l e i b t d u n k e l , was natürlich sehr stark
für meine Anschauung spricht.
Bei weiterem Schleifen durchbohrt man, zunächst in der Mitte, auch das Wabenwerk in seiner
gesamten Stärke. Durch dieses neue Fensterloch sieht man in die Höhlung des Umganges hinein.
Zoologien. He it 58. 3