Bei einigen F u s u l i n e n der Gruppe der Fus. secalis sowie der der Fus. simplex erscheinen
im Axenschnitte an a l l e n Umgängen un d s t e t s (nur die ersten unreifen und die letzten senilen
Windungen bilden zuweilen eine theoretisch nicht ins Gewicht fallende Ausnahme) zu beiden Seiten
der M itte zwei, die „Mundspalte“ einrahmende dunkle Flecken von halbkreis- bis flach halbelliptischer
Gestalt. Größe u nd Höhe, sowie vor allem der gegenseitige Abstand dieser Erscheinung wächst
meist mit dem A lter.1) Der Medialschliff dieser Spezies zeigt, wenn er beim Schleifen exakt orientiert
war, bei normalen Exemplaren naturgemäß keinerlei Spuren dieser Flecken, die übrigens vorwiegend
bei ziemlich gebläht spindelförmigen, wenig gefältelten Fusulinen sich zu finden pflegen (Fus. monti-
para R. X IX 9 , Fus. obsoleta R. X IX 7, Fus. simplex R. X V III 4, Fus. secalis Tafel I 1, und
Textfigur 25). Doch is t zuweilen, namentlich bei kleinen Formen, die Schliff Orientierung
technisch so schwer, und etwas abnorm aufgerollte Individuen sind so häufig, daß es gelingt, in submedialen
Schliffen die Ursache dieser Flecken klarzustellen. Während dieses Phänomen bisher
lediglich als eine Art der Septalfältelung angesehen wurde, — eine Deutung, der ich mich anfangs
mangels triftiger Beweise für eine andere
Deutung gleichfalls anschließen mußte —
gestattete es mir zunächst ein glücklicherweise
etwas zur Axe geneigter „Medial“ -
schnitt von Fus. secalis einwandfrei in den
genannten Flecken z w e i d i e M u n d s
p a l t e b e g r e n z e n d e B a s a l r e i f e n
zu erkennen.
Seiner großen Bedeutung für diese
für die Fusuliniden recht wichtigen E n tdeckung
wegen will ich den Schliff hier
näher besprechen (Textfigur 23). Daß der
Schnitt in einem gewissen, wenn auch geringen
Winkel zur Axe geneigt ist, s ta tt genau
senkrecht zu ihr zu stehen, geht aus
seinem „sanduhrförmigen“ Habitus hervor.
Während rechts und links die Septen die
normalen Charaktere zeigen, die für Fus.
secalis typisch sind, tre te n oben und unten
an den spindeligen Verdickungen der Septen
usw. die deutlichen Merkmale eines schiefen
Schliffes auf. Mit der Ebene eines Axialschliffes
h ä tte dieser Schnitt also eine Gerade
gemein, die in einem Winkel gegen die Axe
Fig. 23. '
Medialschnitt einer Fus . secalis, z e ig t, d a der Schliff etwas gegen die Axe
g eneigt ist, teilweise die Medialreifen. (F ü r die Orientierung vergl. Tafel 1 1.)
Vergr. 1 :3 0 .
sich neigt. Den Betrag dieser Neigung können w ir durch einen Vergleich mit einem Axialschnitte der
gleichen Spezies abschätzen. Wir ersehen aus einem solchen (Tafel I I ) , daß die Mundspalte
gänzlich faltenfrei ist. Die oben und unten sichtbaren V-förmigen Zusammenbiegungen der Septen
würden zunächst mit einiger Bestimmtheit darauf hinweisen, daß wir in einer gefältelten Region der
Septen uns befinden (vgl. Seite 34). Eine Andeutung von Halbbögen, die die Fältelung anzeigt,
x) Vgl. Tafel I 1 und Textfigur 24, 25.
ist auf dem Axialschnitte indessen erst ein erhebliches Stück polwärts von den dunklen Flecken,
die die Mundspalte einrahmen, zu sehen. So schief kann der Schliff aber nicht geneigt sein, da er
einen viel zu medialen Charakter zeigt, der sich namentlich auch in der fast vollkommen kreisförmig
gerundeten, rechts und links kaum merklich abgeflachten Spirale der Umgänge zu erkennen gibt.
Es bleibt somit nur diejenige Orientierung als denkbar übrig, die sich auf dem Axialschnitte als eine
Gerade projizieren würde, welche z. B. rechts oben und links unten in dem letzten Umgange die
Flecken innen tangiert und in den mittleren Windungen durchschneidet (vgl. Tafel I 1). Das
Bild, das uns z. B. der vorletzte (sechste) Umgang oben zeigt, weicht so erheblich von dem normalen
Typus V-förmig infolge von Fältelung konvergierender Septen ab, daß jede Möglichkeit, diese E rscheinung
so einfach zu erklären, ohne weiteres von der Hand gewiesen werden muß. Vielmehr ist
die Ähnlichkeit des Habitus dieser dunklen, dem Dachblatt des jeweils vorangehenden Umganges
streckenweise auflagernden Streifen, die seitwärts in einer Zone des schattenhaften Verblassens
o h n e n i e d r i g e r z u w e r d e n gegen die beiden freien Quadranten austönen, mit dem Typ
des Basalskelettes bei medialen Doliolinenschliffen so frappant,1) daß im Verein mit der gleichfalls
stark gegen eine Fältelungshypothese sprechenden Tatsache der s t e t s u n d i n a l l e n U m g
ä n g e n i n A x i a l s c h n i t t e n s i c h t b a r e n u n d g l e i c h h o h e n F l e c k e n der
Schluß gesichert erscheinen dürfte, daß wir es hier mit einer A rt v o n B a s a l s k e l e t t zu tu n haben.
F ü r dieses schlage ich, um eine Verwechselung mit den bisher nur von Doliolina und Neo-
schwagerina (sowie Sumatrina) sicher bekannten, die ganze axiale Breite der Umgänge einnehmenden,
keine Mundspalte freilassenden, im Alter an Zahl zunehmenden Tonnenreifen zu vermeiden, den
Namen „ M e d i a l r e i f e n “ vor. Es handelt sich hier lediglich um z w e i submedial verlaufende
spirale Leisten, die durch den mit zunehmendem Alter stark sich erweiternden Zwischenraum der
Mundspalte geschieden sind. Von der Bedeutung, die diese Entdeckung für die Systematik hat,
wird an anderer Stelle zu sprechen sein. Hier sei noch darauf hingewiesen, daß zwar nicht ganz
so deutlich, aber für geübte Augen erkennbar, ein Vergleich der Abbildungen einiger russischer
Fusulinen etwa das gleiche zu sehen erlaubt (vgl. R. X IX 9 und 10, 5 und 7).
Fig. 24
Schema eines tangentialen Anschliffes von Fus . secalis.
Deutlich sind die beiden hyperbelähnlichen Schnittkurven
d e r Medialreifen, sowie die Beschränkung der Septenfälte*
lung a u f die Axenregion sichtbar. (Am Mikroskop gezeichnet,
Vergr. etwa 1 :1 0 .)
Fig. 25.
Fus . exigua (Iowa). Der Schliff zeigt einige Besonderheiten, die diese Form m it Fus.
obsoleta (Donetz) te ilt: sehr geringe Fältelung, Medialreifen, geringe Größe, sehr dünne
Wand, große Feinheit des Wabenwerkes. E s dü rfte sich bei beiden Spezies um degenerierte
Brackwasserformen handeln.
Eine ganze Reihe weiterer Schliffe von Fus. secalis gestattete mir, die volle Richtigkeit des hier
gezogenen Schlusses nachzuprüfen und zu bestätigen. Namentlich ist beweisend der Umstand, der
übrigens diagnostisch recht g u t verwendbar ist, daß bei einem parallel der Axe geführten, aber nicht
zentralen Schliff die Medialreifen in vortrefflicher Weise s t e t s u n d l ü c k e n l o s sich präsentieren.
Ein einfaches Anschleifen gibt bereits ein einwandfreies, höchst bezeichnendes Bild, das
unter schwacher Lupe gesehen sich etwa wie Textfigur 24 darstellt.
*) Ein Vergleich von Textfigur 23 mit Textfigur 22 ist hier von Interesse.