Es entsteht naturgemäß die Frage nach der Größe dieses gleichbleibenden Zentriwinkels. (Die
Tatsache, daß die sagittalen Schnitte die Umgänge nicht als Kreise, sondern als Spirale zeigen, kann
für ein so kleines Bogenstück vernachlässigt werden.) Derselbe b eträgt bei Fusvlina s. str. im allgemeinen
in den mittleren Umgängen etwa 20—25 ”, doch is t zu beachten, daß nach den letzten
Windungen zn ein Abnehmen dieses Winkels auf ca. 10 0 meist e in tritt bezw. eintreten muß, da ja
sonst die Größe des zu überwölbenden Bogenstückes zu große Anforderungen an die Festigkeit der
durch kein Septum gestützten Kammerwand stellen würde. Das Maximum des Abstandes von zwei
Septen b eträgt in den äußeren Umgängen von Fus. secalis etwa 0,6 mm, was dem normalen Maximum
bei FusvHna überhaupt nahekommt. . Die hier angegebenen Winkel von 25—10 0 zeigen, auf den
ganzen Umfang mit 360 0 berechnet, daß wir im einzelnen Umgange etwa 14—36 Septen zu erwarten
haben. In diesen Grenzen h ä lt sich im allgemeinen die Septalkurve, die nur bei sehr großen weit-
aufgerollten Formen mit relativ dünner Wandung aus Festigkeitsgründen noch höhere Septenzahlen
aufweist (über 40). Ebenso können namentlich mikrosphärische Individuen im ersten .Umgänge
oft nur 8—10 Septen bilden (vgl. auch Seite 59). F ü r diesen P u n k t is t auch der Umstand von
Bedeutung, daß die ersten Umgangskammern oft wesentlich länger sind, als die normalen späteren,
so daß auch aus diesem Grunde der erste Umgang eine individuell s tark variierende, für die Spezies
daher nicht sehr bezeichnende Septenzahl zeigt. Ein individuell verschiedenes Herabsetzen der
Windungshöhe im „senilen“ Alter, das sich so häufig findet, wird dementsprechend von relativ verminderter
Septenzahl begleitet. Angesichts der individuellen Variabilität und der äußeren Umstände,
die fast nie eine volle Regelmäßigkeit in der Zunahme der Septenabstände von Septum zu Septum
zulassen, is t es natürlich, daß die hier dargelegten Gesichtspunkte nur allgemeine Regeln darstellen,
deren Durchführung in jedem Einzelfalle nur mehr oder minder deutlich nachzuweisen sein wird.
Sehr gestreckte zylinderförmige Fusulinen werden z. B. die Anstauhöhe weniger scharf zeigen, als
etwa die s tark geblähten Spindeln der Fus. secalis, u n d eine Fusuline von so geringer Wandstärke,
wie Fus. tenuissima kann auch im Alter nicht allzu variabel in bezug auf die Kammerlänge sein.
V. Der Flüssigkeitsgrad der Sarkode.
Auf den Flüssigkeitsgrad der Sarkode lassen sich natürlich nur indirekte Rückschlüsse machen.
Immerhin aber gibt die Schalenform doch dafür wohl soviel Anhaltspunkte, daß derartige Schlüsse
als nich t allzu gewagt angesehen zu werden brauchen. Von den 5 (nach R h u m b l e r 1. c. Seite 249)
die Gestalt der Kammern (von Orbitolites) bedingenden rein mechanischen Faktoren ist der erste:
d e r g l e i c h b l e i b e n d e h o m o l o g e R a n d w i n k e l bis zn einem gewissen Gerade
offenbar von dem Flüssigkeitsgrad abhängig. R h u m b l e r bezeichnet ihn direkt als eine Folge
des f l ü s s i g e n Zustandes der Sarkode. (Prof. Sc h e l lwi en h a t unter seinen N otizen einen einzigen
kurzen Vermerk, der den erwähnten Randwinkel als später nachzuprüfend bezeichnet, hinterlassen.
Offenbar beabsichtigte er, erst in einem späteren Stadium seiner Untersuchungen auf diese
Frage einzugehen.)
Ein Vergleich von R h u m b l e r s Textfignr (1. c. Seite 2 5 2L) mit den bei dem Schalenbau
von Fusulina obwaltenden Verhältnissen zeigt, daß der Randwinkel im Dünnschliffbild vorzüglich
bei den A x i a l s c h n i t t e n indeT Polnähe jedes einzelnen Umganges sich projizieren muß. An
dieser Stelle sind nämlich die auf Textfigur 43 ersichtlichen Faktoren maßgebend.
Das Innere dieser Figur is t schraffiert, da ja die Struktur der zuvor gebildeten Umgänge völlig
gleichgültig für die Ausbildung der weiteren ist. Jede neue n ach Fusulinenart sich bildende Kammer,
die eine derartige Spindel vorfindet, muß im Axialschnitte etwa die durch die starke Linie angedeutete
Gestalt annehmen. Die von der Größe des sagittalen Krümmungsradius abhängige Anstauhöhe
i s t . die Veranlassung der von m nach n
zunehmenden Breite des projizierten
Streifens. Diese Breite ist aber bis zu einem
gewissen Grade limitiert durch die ähnliche
Gestalt des vorhergebildeten Septums, das
der neuen Kammer als Rückfläche dient.
Die obere Abknickungslinie dieses Septums
Schema zeigt, wie die Spindelform d e r Fusulinen d adurch e ntsteh t, daß eine konvexe
s tellt durch die hier vorhandene (im
scharfe K an te (K) n ich t ohne eine übergroße Oberflächenzunahme durch das
Vorquellen der Sarkode überwunden werden kann. A zeigt einen Axial-, B einen
Sagittalschnitt B sichtbare) starke konvexe
Medialschnitt. Die letztgebildete Kammer is t von einer einfachen Linie begrenzt.
Die früheren Kammern sind schraffiert. Zu Seite 104, 107—109.
Krümmung der vordringenden Sarkode ein
Hindernis in den Weg, das nur in dem Betrage überwunden wird, als die allmählich von
Kammer zu Kammer sich steigernde Umgangshöhenzunahme beträgt. Nach den Polenden zu
ist gleichfalls eine derartige Schranke in der Spitze der Spindel gesetzt. Da hier auch der sagittale
Höhenanstau 'am stärksten sich äußert, bewirkt der noch hinzutretende axiale Stau, der der sehr
scharfen Krümmung der Spindelspitze entspricht, ein Herausbauen der Sarkode über diese hinaus.
Ein W e i t e r f l i e ß e n der Sarkode wäre hier nur mit einem sehr beträchtlichen Oberflächenzuwachs,
der den erreichten Flußflächengewinn
weit überträfe, zu bewirken. Textfigur 43
zeigt punktiert dieses Verhältnis, analog zu
R h u m b l e r s Textfigur L a 4 x. Jede neue
Kammer bildet sich in der entsprechenden
Weise, so daß nach einem halben Umgange der
P u n k t P die Polspitze d arstellt. Diese Bildungsweise
projiziert sich im Axialschnitte in der
Weise, daß die Verbindungslinie der je um
einen halben Umgang getrennten Pol-Lagen
eine Zickzacklinie darstellt,"die je im Betrage
des Randwinkels geknickt erscheint. Bei
einiger Übung des Auges ve rrä t jeder Axialschnitt
diese Linie. (Besonders deutlich ist
sie z. B. bei R. XVI 10 rechts, X IX 11 links.
Vgl. auch die wegen des Zurücktretens der
Fig. 44.
Alveolina decipiens (nach C. Schwager) zeigt, da ihre w enig zahlreichen Septen
keine Fä lte lu n g aufweisen, sehr klar die Zickzacklinie, welche die um je einen
halben Umgang getrennten Pol - Lagen verbindet. (Vergl. Taf. I 7 sowie
Textfigur 19.) Vergr. ca. 1 :1 i. (Palaeontogr. XXX, Taf. XX VI 1 b.)
Fältelung bei Verbeekina sehr klare Figur auf Tafel I 6, Textfigur 44, Tafel I 7; I I 2.)
Die Form der Fusuline hängt von dieser Zickzacklinie a b , bezw. ist durch sie ziemlich
genau ausgedrückt. J e länger verhältnismäßig die Abstände der Winkelpunkte und je flacher die
Winkel sind, um so gestreckter wird das Individuum sein. Bei kugligen Fusuliniden wie Verbeekina
ist der Winkel selbst eher kleiner als größer wie ein rechter, und die Abstände der Scheitel sind nur
wenig länger als die mediale Umgangshöhe. Daß in diesen Fällen die Umgangshöhe nach den Polen
zu von der Mitte an so gut wie gleich bleibt, hängt natürlich mit der Gleichmäßigkeit der axialen