zu erwartenden g e w e l l t e n erhabenen Linien und wir sehen sta tt deren nur g e r a d l i n i g e ,
unregelmäßig durchbrochene Leisten.
Obwohl ich niemals bisher einen so vorzüglichen Erhaltungszustand angetroffen habe, um
die Frage, ob diese Aufsatzpunkte des Septenuntersaums den Vor-, oder aber den Rückbiegungen
entsprechen, bezw. ob einige G ruppen die eine, andere die zweite dieser Möglichkeiten gewählt haben,
direkt entscheiden zu können, ist dieses Problem doch vom entwicklungsmechanischen Standpunkte
aus einer theoretischen Lösung vollkommen zugänglich. Wenn wir ein Ausfließen der Sarkode zum
Zweck der Anlage einer neuen Kammer uns vorstellen,
haben w ir je n ach den eben genannten Fällen
folgende beiden Möglichkeiten zu unterscheiden
(vgl. Textfigur 40 A und B).
Im Falle der Figur A liegen die Öffnungen
auf den Vorbiegungen. Die hervortretende Sarkode
findet bei weiterem Herausquellen einen starken
Widerstand in der konvexen Krümmung der Zurückbiegungen,
da jedes Vordringen hier mit einer
unverhältnismäßigen Oberflächenzunahme bezahlt
werden müßte. Nach dem G e s e t z d e r O b e r f
l ä c h e n e r s p a r n i s b e i m S a r k o d e -
A
Schema zum Beweise, daß die A ustrittöffnungen d e r Sarkode n ic h t in den
Vor-, sondern am Grunde der Rückbiegungen d e r Septen liegen müssen.
Die Pfeile geben die Wachstumsrichtung an . Das nächstzubildende
Septum is t bei B. p u n k tie rt zugefügt, bei A. wäre seine Abscheidung
n ic h t möglich. (Vgl. Textfig. 12.)
w a c h s t u m würde also nur ein starkes weiteres Vorquellen vor der konvexen Austrittsöffnungsstelle
erfolgen können, während die rückwärts gelegenen konkaven Partien lange unausgefüllt bleiben
würden. Eine neue Kammerwand würde demnach, wenn sie überhaupt zustande käme, p a r a l l e l
der Wellung der vorhergehenden sich bilden müssen, was bekanntlich n i c h t der Fall ist. Im
Falle B, der die Austrittsstellen in den Hintergrund der konkaven Nischen verlegt, würden beim
Sarkodewachstum zunächst diese, und zwar sehr rasch erfüllt werden, da hier eine starke Vergrößerung
der Flußfläche einer sehr geringen Oberflächenzunahme entspricht. Die Stellen, an denen die
Wellung zu den Vorbiegungen übergeht, bedeuten mit ihrer trompetenartigen Erweiterung der
Nischenmündung ein weniger günstiges Verhältnis. Hier findet demnach ein nur geringes Zunehmen
der Flußfläche und ein stärkeres Herauswölben der Sarkodetröpfchen s ta tt. D i e n e u s i c h
b i l d e n d e . K a m m e r w a n d m u ß s i c h d a h e r i n d e r W e i s e a n l e g e n , d a ß
i h r e k o n v e x e n V o r b i e g u n g e n d e n k o n k a v e n N i s c h e n d e r v o r h e r g
e h e n d e n W a n d e n t s p r e c h e n . Dieses Verhältnis, das eine sehr erhebliche Versteifung
ermöglicht, findet sich tatsächlich stets bei den Fusulinen verwirklicht.
Wir sehen also, daß die Anatomie der Fusulinenschale die L a g e d e r S a r k o d e a u s -
t r i t t e i n d e n T i e f e n d e r Z u r ü c k b i e g u n g e n d e r S e p t e n unbedingt vp.rlpi.ngt,.
Dieser Umstand spricht auch wieder gegen D o u v i l l e s Annahme, daß Fusulina s. str.
n u r in der Mundspalte einen Sarkodeaustritt besitze. Wäre das der Fall, so würde der Aufbau
der Kammern offenbar wesentlich anders erfolgen müssen (etwa nach dem Schema der
Biloculinen).
Auch die p r i m ä r e A n l a g e d e r Vo r - u n d R ü c k b i e g u n g e n ist mechanisch
bedingt. Selbst wenn wir nämlich ein Septum uns als genau in einer axialen Ebene gestreckt denken,
so würden die aus den verschiedenen (von den erforderlichen schalenstützenden Aufsitzpunkten
des Untersaums unterbrochenen) Öffnungen heraustretenden Sarkodetröpfchen mit Notwendigkeit
dem nächstgebildeten Septum eine gewellte Form aufzwingen (vgl. Textfigur 41).
Außerdem würden ja hier auch die gleichen Faktoren zu erwarten sein, die bei der Entstehung
der Eindellung der Zentralkammer tätig waren (vgl. Seite 48), und schließlich würde ja
Schema zum Beweise, daß. die Septenfältelung eine einfache
Folge d e r R eihenanordnung der S a rkodeaustrittc ist.
auch ein einfacher Analogieschluß mit der Lage des Sarkode-
austrittes der Anfangskammer in einer R ü c k b i e g u n g
der Wandung einige Beweiskraft besitzen.
Damit wäre für die Anlage der Wellung der Septen
eine mögliche Ursache gefunden. Der für die Gestalt der
Kammer in Betracht kommende zweite P unkt ist die
Tendenz, welche der Grundfläche jeder Kammer die u n gefähre
Form eines sphärischen Zweiecks vorschreibt, dessen
Spitzen polwärts hegen. Auch hier genügt die Oberflächenspannung als formgebender Faktor, so daß
R h u m b l e r s These (1. c. Seite 249—251), daß bei Orbitolites (und analog bei anderen Foraminiferen)
die „Kammeranordnung von den älteren nicht berührten Schalenteilen“ und damit „von der
vorausgehenden Schalenorganisation exkl. der berührten Schalenteile“ unabhängig sei, für Fusulina
sich in vollem Umfange be stä tig t finden dürfte.
Es handelt sich in dem eben genannten Falle um etwa folgendes: In der Medianregion ist entsprechend
der mehr oder weniger s tark ausgeprägten Spindelform der Fusulinen die Krümmung,
die sich den austretenden Sarkodetröpfchen als Flußfläche darbietet, weniger konvex als die entsprechende
der Polgegenden. Nach dem von R h u m b 1 e r erkannten „Gesetz der geringsten
Oberflächenvergrößerung“ , das er (1. c. Seite 250, 4) so formulierte: „Die kammerbildende Sarkode
wählt von ihrer Abflußöffnung aus ihre Flußfläche stets so, daß ihre konstanten Randwinkel sich auf
denjenigen Schalenflächen vorschieben, die unter steter Beibehaltung der Randwinkel mit dem
geringsten Oberflächenaufwand Überflossen werden können. (Es ist dies eine Folge der Oberflächenspannung
der Sarkode.)“, ist in der Medianregion die Möglichkeit gegeben, daß hier eine größere
Sarkodemenge nach v o r w ä r t s fließen kann als an den Polen. Textfigur 42 zeigt klar den Grund:
Das Maß der zu überfließenden konvexen Strecke wird durch den dem Rogenstück zugeordneten
Zentriwinkel ausgedrückt. Der g l e i c h e Winkel
schneidet aus dem kleineren Umkreise auch den
kleineren Bogen heraus. Wir erhalten somit das
Resultat, daß der gleiche Faktor, der in den
i n n e r e n W i n d u n g e n kleinere Septalabstände
bedingt, innerhalb desselben Umgangs n a c h d e n
P o l e n z u gegenüber der Medianregion eine Größenabnahme
des überflossenen Wölbungsstückes herbeiführt.
Wenn diese Annahme richtig is t, so müßte
p o l w ä r t s , da die Oberflächenspannung ja nur
^ wlT*W.
B . ^ 3
Schema zeigt, daß die Kammerlänge von einem bestimmten
Zentriwinkel in der Weise abhängig ist, daß in demselben Umgange
im Medianschnitte (A) eine größere Fläche Überflossen werden
kann, a ls in einem polnahen Sagittalschnitte (B).
nach v o r w ä r t s das Weiterquellen hindert, e i n h ö h e r e r A n s t a u d e r S a r k o d e
auf der tatsächlich überflossenen Fläche sich bilden. Dies widerspricht zunächst scheinbar der
Spindelform, aber ein Blick auf die bisher abgebildeten Axialschnitte zeigt, daß die Spindelbildung
von dieser wirklich vorhandenen Zunahme der An s t a u h ö h e ' unabhängig ist. (R. XIV 1, 8, 12;
XVI 3, 6, 7; XVII 4 zeigen diese Erscheinung sehr klar.) Vgl. Tafel I 7.