a) eine der beiden Zentralkammern zum Mittelpunkt der postjugalen Kaminerung, die
andere wird gleichsam als Fremdkörper umwallt („Prävalenz“ , Textfigur 56), oder
b) Die gleichstarken Zentralkammern werden gemeinsam zum Mittelpunkt, d. h. der
erste, sehr unregelmäßige, meist abnorm große Umgang sucht beide Anfangszeilen
zugleich zu umhüllen (Textfigur 59, 60 und 62).
IV. Einige Eigenschaften des Lebensbezirkes der Fusulinen.
Während das M aterial, das von den anderen Zweigen des Fusulinidenstammes bis je tz t vorliegt,
noch n ich t vollständig genug ist, um sichere Schlüsse über die Lebensverhältnisse zu gestatten (nur
für Schwagerina dürfte eine pelagische Existenz als erwiesen gelten dürfen), dürfte das Bild, das sich
in dieser Beziehung für Fusulina s. str. entwerfen läßt, durch weitere Funde nicht mehr wesentlich
verändert werden können.
Schon bei der Besprechung der Schalenverletzungen is t darauf hingewiesen worden, daß die
Fusulinenschichten so gut wie ausnahmslos primär wohl erhaltene, unzerbrochene, vollausgewachsene
Individuen enthalten. Der daraus abzuleitende Schluß, daß der Lebensbezirk der Einwirkung von
Ebbe und F lu t sowie der Brandungswirkung entzogen war, und daß nur relativ wenig Feinde der
Fusulinen vorhanden waren, wird s tark gefestigt durch die geradezu ungeheuer zu nennende Menge,
in der die Individuen auf treten. Eine Verfrachtung leerer Gehäuse erscheint ausgeschlossen, da
neben der Güte der Erhaltung auch die Seltenheit anderer Fossilreste dageged spricht.
Es sieht fa st so aus, als ob die Fusulinenplätze seinerzeit von anderen Lebewesen gemieden
wurden. Nur ganz vereinzelt findet sich hier und da als größte Seltenheit ein Productus, ein Bdlerophon
oder ein Crinoiden-Stielglied, auch wohl ein Trüobit. Etwas häufiger erscheinen Bryozoen in gewissen
Schichten (Guatemala). Einmal fand ich in dem Material, das ich H e rrn Prof. W i m a n verdanke, eine
sehr große Auloporide (Spitzbergen), in deren Zwischenräumen Fusulinen versteinert sind. Wenn auch
diese Reste nur wenig Anhaltspunkte geben, so führt doch ein anderer Umstand ziemlich sicher ans Ziel:
Die Fusulinenschichten zeichnen sich im allgemeinen durch einen g e r i n g e n h o r i z o n t
a l e n , a b e r s t a r k e n v e r t i k a l e n F a z i e s w e c h s e l aus, indem zwar der gleiche
Horizont sich über eine sehr weite Erstreckung hin verfolgen läßt, aber nach oben und unten zu oft
sehr unvermittelt durch eine andere Gesteinsausbildung abgelöst wird. Zuweilen enthält ein
Schichtenkomplex von an 100 m Mächtigkeit eine ganze Reihe von unter sich geschiedenen, nur je
einige cm oder dem dicken eigentlichen Fusulinenbänken, in denen dieses Genus a u s s c h l i e ß l i c h
herrscht, während in den übrigen Lagen n ur vereinzelte Exemplare in einer an Metazoen reichen F auna
auftreten. Diese Zwischenmittel enthalten meist eine reiche Brachiopodenfauna, in dem vor allem
die Familien der:
Productiden ( G h o n e t e s,1) P r o d u c t u s , M a r g i n i f er a);
Spiriferiden (S p i r i f er, R e t i c u l a r i a , Syringothyris, Spi/riferina, Spiriferella,
Eumetria, Hustedia, Spirigera, Athyris, Semmula);
Pentameriden ( 0 a m a r o p h ö r ia ) ;
Rhynchonelliden (Rhynchondla, Rhynchopora);
Terebratuliden (D i e l a s rn a );
Strophomeniden (Orthis, Orthothetes, D e r b y i a , M e e h e 11 a, Leptaena, Entdetes)
0 Die häufigeren Formen sind g e s pe r r t .
vertreten sind. Von Lamellibranchiaten sind (in Nord-Amerika, nach G i r t y u. a.) namentlich:
Edmondia, Myalina, Aviculopecten, Limipecten, Allorisma, Chaenocardia
als Fusulinenbegleiter zu nennen, zu denen an Gastropoden noch:
Euphemus, B e l l e r o p h o n , Euomphalus, Omphalotrochus, Straparollus kämen.
Auch Korallen, namentlich:
T a b u l a t a, Zaphrentiden, Gyathophylliden
sind ziemlich häufig.
Um ein Beispiel eines solchen vertikalen Fazieswechsels anzuführen, will ich kurz das Profil
des uralischen U faplateaus, das ich bereits an anderer Stelle (R. Seite 153—155, 194) näher besprochen
habe, wiedergeben, soweit es hier von Interesse ist.
M Auf den 12 m mächtigen K o r a l l e n k a l k (clb) der Omphalotrochus-Stufe, der auf ca.
48 m grauem Brachiopodenkalk (c 3 a) lagert, folgt der Corahorizont (c 3 ). Dieser an 100 m mächtige
Komplex zeigt eine sehr s tark ausgeprägte Wechsellagerung von grauen, oft auch ldeseligen Kalklagen,
gelblichgrauem Mergel, dünnschichtigen Oolithen, lokal auch Brandschiefern, sowie Fusulinen-
kalken mit Fus. Lutugini, Fus. Verneuili var. solida und (wahrscheinlich) Fus. alpina var. rossica.
So reich auch im übrigen die Fauna der Schichten ist, fällt doch die Armut an Korallen auf. Im
Hangenden folgen 50 m der Schwagerinenstufe (c 3) , die sich durch einen Reichtum an Korallen,
namentlich zusammengesetzten, auszeichnet und neben einigen Brachiopodenbänken auch Fus.
Verneuili, Fus. Lutugini, Fus. Modleri, Fus. Krotowi und (?) Fus. alpina var. rossica sowie massenhaft
Schwagerina princeps führt. Im wesentlichen finden sich weiße oder blaßgraue Kalke. — Den oberen
Abschluß bildet die Artastufe (c Pg), deren mergelige, korallenarme Schichten (?) Fus. Krotowi,
Fus. prisca var. artiensis, sowie (?) Fus. Lutugini und (?) Fus. Verneuili enthalten.
Diese Schichtenfolge ist nur auf einem Kontinentalsockel denkbar, der durch Hebungen und
Senkungen betroffen, Tiefenlagen von ca, 0 bis höchstens 200 m wechselnd aufweist. Während
der OwpÄoZoirocAws-Brachiopodenkalk (c 3 a) eine Seichtwasserbildung darstellt, die tiefer als 25 m
in klarem, nur durch die Tiefenlage für Korallen ungeeignetem, küstennahem Meere sich absetzte,
finden wir, daß zum Schluß dieser Stufe eine Hebung erfolgt sein muß, die den Seegrund in die für
Korallenbauten erforderliche Höhe hob. Während der Corastufe muß ein häufiger, wenn auch im
Ausmaß geringer Wechsel der Tiefenlage eingetreten sein, der von einem Absatz terrigener Sedimente
begleitet wurde. Der unrein-kalkige, oft mergelig-schiefrige Charakter der Schichten würde für das
Fehlen der Korallen ebenso verantwortlich gemacht werden, können, wie der auf wechselnde Tiefenverhältnisse
deutende starke, oft wiederholte Fazieswechsel.i§- Der Schwagerinenstufe entspricht
ein Meer mit gleichmäßigeren Absatzverhältnissen. Die terrigenen Sedimente haben wieder aufgehört,
und Korallenbauten dehnen sich weithin aus und deuten ebenso auf ein sehr flaches Meeresgebiet
wie in der Cora-Zeit die Oolithbänke und die Brandschiefer. Der mergelige terrigene Charakter
der bereits permischen Arta-Stufe vernichtet die Korallen und läß t in seinen teilweise konglomerati-
schen und sandigen, Landpflanzen und Brackwasserkonchylien führenden Schichten die letzten
Fusuliniden bald erlöschen.
Alles in allem, im Vergleich mit den verschiedenen Rekonstruktionsversuchen der Meeresgebiete
des Obercarbons und Perm ( F r e c h , L a p p a r a n t , K o k e n ) , läß t sich mit einiger
Bestimmtheit sagen:
Der südwesturalische Bezirk entspricht im Beginn des Obercarbons dem Küstenmeere der
norduralischen Insel, deren Herausheben im weiteren Verlaufe des Obercarbon wiederholte Tiefen