Wenn wir uns eine Ebene um die Axe entgegen dem. Sinn der Windungsrichtung langsam
gedreht denken und die einzelnen S tadien ihrer S chnittfigur m it einem Septum nacheinander vorstellen,
werden wir am leichtesten eine klare räumliche Vorstellung gewinnen können.
Bei dieser Betrachtungsweise wird zunächst die Unterkante des medialen Teils des Septums
vom Schnitt getroffen werden, da er meist ganz schwach nach aus- oder einwärts geschwungen
is t, wie schon die Außenansicht isolierter Exemplare zeigt (vgl. Textfigur 1 und Taf. I 3).
Wenn eine Mundspalte vorhanden ist, d. h. die Mittelpartie des Septums sowohl fast faltenfrei ist,
als einen mehr oder weniger breiten Schlitz zwischen dem Untersaum des Septums und dem Dachb
la tt der nächstinneren W indung läßt, so kann hier nur ein dunkler Schattenstreifen, um die Höhe des
Schlitzes von dem Da chblatt des nächstinneren Umganges getrennt, sichtbar werden. Die Höhe
dieses Schattens richtet sich n ach der Dicke des Schliffs u nd der K rümmung des betreffenden Septums.
F a s t nie reicht demzufolge, in Anbetracht der meist starken Wölbung der Abbiegungsstelle, der
Schatten völlig bis zu der Wand desjenigen Umganges herauf, dem er (als Septum) zugeordnet ist.
Da das Septum nicht allzudick is t im Verhältnis zur sagittalen Länge der Kammern (Septenabstand),
folgt, daß nur relativ selten im Schliff die Mundspaltenregion überhaupt ein Septum zeigt. Daher
erscheint diese in axialen Schliffen zumeist h e l l (vgl. R. XX 13).
In den seitlich gelegenen, stärker gefältelten Teilen (bezw. auch in der Medialregion der mundspaltenlosen
Spezies) ist das Schliffbild wesentlich anders. Da meist nur der untere Teil des Septums
gewellt ist, und nach oben zu der Vorhang faltenlos herabhängt, trifft unsere axiale Schnittebene
bei weiterer Drehung zunächst die Vorbiegungen des Untersaumes. Diese werden sowohl seitlich
als auch nach oben zu geschnitten, so daß ein Bogen etwa in Halbkreisform sich projiziert, der von
einer dunklen Linie, die meist nur unwesentlich stärker sein wird als die Dicke des Septums, gebildet
wird. Bei w eiterer D rehung werden diese Bögen immer höher werden, bis die nach oben zu einsetzende
Glättung des Septums den Oberrand der Bögen mehr und mehr verbreitert und schließlich verwischt
erscheinen lassen wird. Zuweilen erscheint dann als Schatten der Oberteil des Septums im Bilde.
Da die Vor- und Rückbiegungen zweier Septen sich in der Mitte der axialen Kammern zu
treffen pflegen, wie etwas abgewetzte oder ein wenig angeschliffene Exemplare, die aus dem Gestein
herauspräpariert sind, schon dem bloßen Auge zeigen, so tre ten nach einiger Zeit die R ü c k biegungen
des ersten und dann die V o r biegungen des zweiten Septums in das Schliffbild ein. Entsprechend
der medialen Vorwärtswölbung des ganzen Septums werden demnach
namentlich bei den stärker gebläht-spindelförmigen Spezies (mehr noch
den kugeligen Gattungen: Schwagerina und Verbeekina) von der Mitte
nach den Polen zu immer mehr (spätergebildete) Septen angeschnitten
werden. An den Polen selbst wird dies am stärksten augenfällig werden.
(Der Grund dieser Erscheinung ist auf Seite 53 auseinander gesetzt.)
So erklärt sich denn auch die Tatsache, daß an den Stellen, an denen
wieder ein neues Septum sich zu dem älteren polwärts ablösend gesellt,
Schema zur E rWärurJdes „Reitens“ der immer gleichzeitig zwei Septen vom Schliff getroffen werden. Da — bei
- ^¡rASiíwSentenTscH^cr 3hr tte Fusulina B beide naturgemäß, auf die Wellung bezogen, in verschiedenen
Phasen geschnitten werden, ergibt sich ohne weiteres die Erklärung
der Erscheinung des R e i t e n s der Bögen aufeinander (vgl. die schematische Textfigur 12).
Wenn wir uns nun die Frage vorlegen, welche für die S p e z i e s bezeichnenden, nicht
nur allein die S c h l i f f l a g e charakterisierenden M e r k m a l e d e s S e p t u m s i m
A x i a l s c h l i f f b i l d e sich überhaupt zeigen können, so sind es vor allem folgende
Punkte:
a) Die relative Höhe, bis zu der herauf die Bogenform als solche unverwischt sichtbar bleibt*
gibt an, ob nur der unterste Saum oder fast die ganze Höhe des Septums von der Fältelung
ergriffen wird.
b) Die relative Grobmaschigkeit des Septal-Netzwerkes an den Polen ist ebenso wie die Höhendifferenz
je zweier aufeinander reitenden Halbbogenreihen ein weiterer Maßstab für die
relative F a l t u n g s h ö h e d e r S e p t e n (vgl. a).
c) Die Art, in der die Halbbögen je eines Septums von der Mitte bis zu den Polen hin wachsen
und am Oberrande undeutlich verbreitert erscheinen, gibt einen Anhalt für die I n t e n s
i t ä t und für die Wellungs-A b s t ä n d e d e r F ä l t e l u n g .
d) Eine größere Entfernung des Beginnes des R e i t e n s der Halbbögen von der Mitte ist
bezeichnend für eine relativ geringe . F ä l t e l u n g s i n t e n s i t ä t und die ziemlich genau
in einer axialen Ebene liegende, also nur wenig nach vorwärts geschwungene R i c h t u n g
d e s S e p t u m s .
Diese Merkmale sind jedoch stets noch zu korrigieren durch die allgemeine Gestalt der
betreffenden Spezies. Ein sehr langgestreckter zylindrischer Typ h a t naturgemäß so wie so eine
stärkere Tendenz zu einer streng axialen R ichtung der Septen (vgl. auch Seite 131), so daß das u n te r d)
angeführte Kriterium sich hier nur cum grano salis für die In ten sitä t verwenden läßt. Umgekehrt
aber ist bei sehr geblähten Formen (z. B. bei Fus. secalis S a y em. v. St.) die große Breite einer
faltungsarmen M ittelregion natürlich ganz besonders beachtenswert. Übrigens kann auch ein weiterer
Septenabstand (größere Kammerlänge) stärker vorwärts geschwungene Septen in ihrem Einfluß
auf den P u n k t d) nahezu oder wohl auch gänzlich kompensieren (vgl. z. B. Schwag. fusulinoides
S c h e l l w i e n ) .
e) Das häufige Auftreten von mattgrauen S c h a t t e n , die durch ein • streckenweises
Zusammenfallen der Schliffebene mit dem Septum entstehen und sich scharf von den
dunkleren, schmaleren Begrenzungslinien der Halbbögen unterscheiden, bezeichnet •— je
nach Grad und Art — eine geringe F ä l t e l u n g s i n t e n s i t ä t entweder im Oberteil
des Septums, in der Medialregion oder aber im allgemeinen.
Um das Verständnis dieser nicht ganz leicht „einzusehenden“ Verhältnisse etwas schneller
zu vermitteln, will ich an einigen charakteristischen Beispielen zeigen, was einzelne Axialschliffe
besagen. Die Gruppe der Fus. alpina S c h e l l w i e n zeichnet sich durch eine sehr intensive,
hoch hinaufreichende, ziemlich weitwellige und vor allem sehr unregelmäßige Fältelung aus. Wir
sehen daher im Axenbilde sehr hohe, eckige, regellose Halbbögen, die nach den Polen zu in ein wirres,
aber weitmaschiges Netzwerk übergehen (vgl. R. XV, 5, 6, 13, R. X V I 1, 3, 6, 7, sowie die entsprechenden
Abbildungen in der Palaeontogr. XLIV). Das Auftreten von vertikalen, von Wand zu Wand
reichenden Linien (R. XV 5, vierterUmgang oben) deutet die (übrigens auch aus R. XV 10, 11, 12
erkennbaren) mit der Unregelmäßigkeit der äußeren Gestalt Hand in Hand gehenden Abweichungen
der Septen von der geraden Linie an. Von einer derartigen Linie polwärts treten wir jedesmal in
den Bereich einer anderen* meist später gebildeten Kammer ein. •
Das gleiche Bild zeigt ein Axialschliff von Fus. artiensis (R. X IX 1, vierter, bezw. drittletzter
Umgang oben links), und eine Wiedergabe ihrer äußeren Gestalt (R .'X IX 3) zei^t sehr deutlich, in
welcher Weise und aus welchem Grunde diese Erscheinung so einseitig ausgebildet war. Der gleiche