Abbild der Phylogenie erblicken darf, würde bei jedem Versuch einer Systematik näher zu berücksichtigen
sein. Hier sei nur bemerkt, daß der Gedanke nicht ohne weiteres abzuweisen sein dürfte,
daß n i c h t d i e S c h a l e n f o r m a l s s o l c h e , s o n d e r n n u r e i n g e w i s s e r Z u s
t a n d d e r S a r k o d e (in bezug auf Flüssigkeit etc.) v e r e r b b a r ist.
Auf den hier angeführten F all der genetischen Beziehungen zwischen Fusvlina und Schwagerina
s. str. übertragen, würde bei dieser Betrachtungsweise sich demnach folgendes eigeben:
1. Schwagerina s. str. zeigt in ihren Anfangswindungen Merkmale, die auf einen stärkeren
Flüssigkeitsgrad der Sarkode in diesem Stadium hinweisen, als fü r die Periode des reifen Alters.
2. Die fusulinenhafte Streckung der Anfangswindungen bei Schwagerina s. str. deu te t für dieses
Stadium auf von der pelagischen Lebensweise des reifen Tieres abweichende Existenzbedingungen
(Bewohnen des littoralen Meeresgrundes nach Art der Fusulinen) hin.
3. Der von mir durch Aufstellen einer lückenlosen Reihe von Zwischenformen e rb ra c h te x)
p h y l o g e n e t i s c h e Beweis der Abstammung der Schwagerina s. str. von Fusvlina
findet in der Ontogenie der Schwagerinenschale somit einen A usdruck n u r in d er fusulinen-
haften L e b e n s w e i s e (und dadurch bedingten Form) der Anfangswindungen.
4. Die s e n i l e Annäherung an den Fusulinentyp bei Schwagerina scheint nicht einer Anpassung
an ein Milieu, das flüssigere Sarkode erfordert, zu entsprechen: Einmal, weil die
Formänderung der G e s a m t s c h a l e nur recht unbedeutend ist gegenüber der erheblichen
Umwandlung e i n z e l n e r Strukturelemente; und zweitens, weil schon nach
Bildung relativ weniger seniler Kammern das Individuum abstirbt.
Ein völliges kreisförmiges (zyklisches) Insichzurück-
Verlaufen der Umgangsspirale im Alter, wie es v. M ö l l e r
für Fusvlina vermutete, habe ich nie gefunden. Ein derartiger
Prozeß würde ja auch den Bildungsgesetzen der Schale
völlig widersprechen.2)
Der Gedanke einer „senilen Decrescenz“ der Fusuliniden-
schale ist zuerst von C. S c h w a g e r geäußert worden und
is t bisher keinem ernstlichen Bedenken unterworfen gewesen.
Trotzdem ich mich gleichfalls dieser Annahme zuneigen
möchte, halte ich doch ein Argument für wichtig genug, um
wenigstens vor einer Übertreibung der Degenerationshypothese
zu warnen. Die Änderungen im Alter, wie sie die Gruppe
der Sch/wagerina princeps zeigt, sind — mit Ausnahme der
Abnahme der Septenzahl — V er f e s t i g u n g s f a k t o r e n .
Die Tendenz zur Schalenversteifung kann nun aber an sich
ebenso g u t eine Folge einer senilen Verflüssigung der Sarkode,
als eine Wirkung der zunehmenden Größe des Gehäuses sein:
J e kleiner eine Kugel ist, um so besser ist sie in sich versteift
gegen äußere Einwirkung. Ganz streng genommen wäre also
a C b
S c h w a g e r i n a p r i n c e p s Ehrehb. sp. Oberstes
Carbon. (Nach Fre ch s L e th a e a , Carb o n , Seite 288.)
„a. Längsschnitt, b . Q u erschnitt du rch die noch m it Fusu-
lina übereinstimmenden Anfangswindungen in schwacher
Vergr., re stau r. C. (Axial-)schnitt 10/ i (ohne Basalskelett).
See T aih u in China.“ Der Schliff z eig t die
geringe In te n s itä t d e r Septenfältelung, die n u r den
u n te rs ten Teil des Septums b e trifft. Beachtenswert is t
die Höhe d e r Umgänge un d die geringe Wandstärke der
m ittle ren Windungen sowie die senile Decrescenz.
*) Vgl. SCHW. Seite 492—504.
*) v. M ö lle r dürfte überdies nur durch seine Überzeugung von der Porosität der Fusulinenschale zu dieser Annahme
veranlaßt worden sein, denn abgesehen von entwicklungsmechanischen Gründen stände ja auch die Unmöglichkeit des Atmens
und Stoffwechsels entgegen.
nur der Teil der genannten Verfestigungsfaktoren, der die — auf Verflüssigung deutende — Verlängerung
der Kammern kompensierte, als Folge seniler D egeneration anzusehen, während im übrigen
teilweise w enigstens auch rein mechanische Ursachen mitsprechen dürften. Da es m ithin im einzelnen
Falle schwer möglich sein wird, die In ten s itä t der Degeneration richtig abzuschätzen, ist es vielleicht
vorläufig am sichersten, nur die Fälle, in denen eine Verflüssigung der Sarkode direkt durch Absinken
der Septalkurve etc. nachweisbar ist, für dieses Problem zu berücksichtigen. Daß anderer
seits aber dieses Absinken bezw. „Aufsplittern“ der Septalkurve (vgl. Seite 31) eine Deutung als
Decrescenz zuläßt, ergibt sich wohl Schon aus dem i n d i v i d u e l l so verschiedenen Auftreten
der Erscheinung, die dadurch als anormaler Vorgang charakterisiert wird.
V III. Das Basalskelett.
Ein weiteres Strukturelement, das bei oberflächlicher Betrachtung einer entwicklungsmechanischen
Deutung zu widersprechen scheint, muß hier noch als einfache Wirkung der gleichen
bisher zur Erklärung herangezogenen Kräfte erwiesen werden. Das B a s a l s k e l e t t mit seinen
im Sinne der Fließrichtung der zum Zwecke des Wachstums weiter hervorquellenden Sarkode gestreckte
n sagittalen Leisten (die scheinbar ohne jede Rücksicht auf die Septen oder die im Verlaufe des
Wachstums doch notwendig von Kammer zu Kammer rhythmisch auftretenden Stillstandslagen
Fig. 50.
D a s B a s a l s k e l e t t v o n D o l i o l i n a l e p i d a in einem nahezu axialen bezw. medialen Schliffe. Nach H. Yabe
(1. c. I I 8, 2). Vergrößerung ca. 1 :1 5 . Die im axialen Sch n itt s te ts un d überall a ls halbkreisförmige schwarze Flecken (a)
sichtbaren Basalreifen sind im Sag ittalsch n itt n u r stellenweise, d e r Schlifflage entsprechend, sichtbar, b zeigt in der
axialen Polregion n ahezu die wahre Dicke des Septums.
angeordnet sind) legt zunächst die Frage vor, ob es möglich ist, innerhalb des Organisationsplans
der Fusuliniden bei einigen Formen so eigenartige Gebilde mit denselben Mitteln zu erklären, die
bei anderen Gruppen zur Deutung der basalreifen f r e i e n Schalenkonstruktion verwendet worden
sind. Ohne behaupten zu können oder zu wollen, daß meine im folgenden gegebene Auffassung
unbedingt richtig ist und bereits alle in Betracht kommenden Faktoren heranzieht, möchte ich doch
glauben, daß der Umstand, daß sie mit einfachsten Mitteln die bisher beobachteten Tatsachen restlos