Demnach scheinen mir die Unterschiede dieser afrikanischen Form, der einzigen aus dem
westlichen Teil des Indischen Ozeans,1) von der australischen völlig genügend für eine artliche
Trennung zu sein, umsomehr als in der Zwischenregion bisher Cryptoplax striata nicht gefunden
worden ist. Ich nenne unsre Art n ach dem besonders um die Beschreibung südafrikanischer Chitonen
verdienten Mr. Sykes: Cryptoplax syJcesi. Außer den von Hartmeyer gesammelten Tieren aus der
Gimsah-Bai befindet sich noch eins im Berliner Museum, das von Hemprich & Ehrenberg im Roten
Meer gefunden worden war.
Die Kalkkörper des Gürtels von Cryptoplax oculata (Quoy & Gaimard) haben die bedeutendste
Größe, sie sind keulenförmig und längsgefurcht, am Ende abgerundet, die kleineren sind etwa 300 /<•
lang und 70 ß dick, die größeren 650 ß lang und 120 ß dick.
Cryptoplax larvaeformis (Burrow) ist eine im pazifischen Ozean verbreitete Art, ihr Vorkommen
ist angegeben bei den Fidschi-, Samoa- und Freundschafts-Inseln, sowie Neu-Kaledonien
bis zu den Philippinen. Im Pariser Museum liegen Tiere dieser Art mit dem Namen Cr. coronatus
Rochebrune von Tonga Tabu und Cr. lamarcki Rochebrune von Neu-Kaledonien; beide Namen
dürften nicht veröffentlicht sein. Merkwürdigerweise befindet sich im Museum zu Christiania ein
Exemplar der Art von San Diego in Kalifornien; da das der erste Fall vom Vorkommen einer Cryptop
lax-A lt an der amerikanischen Westküste ist, mag die Angabe etwas zweifelhafterscheinen, bis sie
weitere Bestätigung findet. Die Schale is t besonders von Pilsbry (Proc. malac. Soc. London, v. 4
p. 154—156) näher beschrieben worden. Ich möchte nur erwähnen, daß ich bei einem ziemlich
kleinen Tier von Hapai (Tonga-Inseln) die Schale auffallend kürzer finde als gewöhnlich; ich bilde
in Fig. 87, 88 das hinterste Schalenstück ab, dessen Tegmentum vorn kurz abgerundet und stark
gewölbt ist. Ich enthalte mich einer Meinung darüber, ob das die Jugendform sein kann oder nicht,
es scheint mir möglich, daß hier eine verschiedene Art vorliegt; von diesem Tier habe ich früher unter
dem Namen ChitoneUus rostratus die Radula beschrieben. Die Kalkkörper des Gürtels sind dick
keulenförmig, meistens deutlich längsgefurcht, die kleineren etwa 150—250 ß lang und 50—65 ß
dick, die größeren 350—500 ß lang und 80—110 ß dick, in der Regel gekrümmt. In der Regel stehen
sie wenig dicht; bei den Tieren von Hapai sind sie verhältnismäßig groß und sehr dicht, die kleineren
sind etwa 225 ß lang und 50 ß dick, die überwiegenden größeren 450 ß lang und 70 ß dick (Fig. 89).
Über die beiden japanischen Arten h a t Pilsbry nur kurze Notizen gegeben, daher habe ich sie
etwas näher angesehen. Die Radula von Cryptoplax japonica habe ich unter dem Namen Chitondlus
larvaeformis abgebildet. Nach Pilsbry is t die Form der Tiere und der Abstand der Schalenstücke
in beiden Arten ähnlich, als Unterschiede werden angegeben verschiedene Skulptur der Tegmenta,
die bei Gr. japonica wie bei Cr. gurmii, bei Cr. rhodoplax dagegen wie bei Cr. larvaeformis beschaffen
sein soll, und verschiedene Färbung der Articulamenta, die bei Cr. japonica grün, bei Cr. rhodoplax
rosenrot sein soll. Ich habe die letztere Art von Hirado, Hizen, der von Pilsbry für beide Arten angegebenen
Lokalität, durch Hirase erhalten, während von den ändern Exemplare von Hakodate
(Hilgendorf), Enoshima (Döderlein) und Nagasaki (Bunge) vor mir liegen. Bei näherem Zusehen
finde ich zunächst Pilsbrys Angabe, daß die Form mit dem roten Articulamentum durch parallel
zu den Seitenrändem verlaufende Furchen skulptiert seien, unzutreffend, vielmehr sind die Seitenteile
genau wie bei den m eisten Exemplaren m it anders gefärbtem A rticulamentum skulptiert, nämlich
mit nach vorn stärker werdenden Fäden, deren Zusammensetzung aus Körnchenreihen meist undeutl
) Nach Abschluß des Manuskriptes sehe ich, daß Sykes (Journ. Linn. Soc., v. 31) dieselbe Art auch von Sansibar anführt
und sie als identisch mit Cr. striata betrachtet: außerdem aber nennt er auch Cr. burrowi (Edg. Smith) als ostafrikanische Art.
lieh ist. Bei einem Tier mit grünlichem Articulamentum ist eher eine solche Furchenskulptur vorhanden,
die aber einfach auf stärkere und überwiegende Anwachsstreifen zurückzuführen ist. Die Apophysen
sind häufig weder ro t noch grün, sondern weiß. Überhaupt kann ich außer dieser verschiedenen
Färbung keinen hinreichenden Grund zur Trennung zweier Arten erkennen, die Form der Schalenstücke
is t nicht wesentlich verschieden und auch die Bekleidung des Gürtels verhält sich ähnlich.
Sie wird durch braune und weiße Spicula, deren verschiedene Anordnung Marmorierung oder Fleckenzeichnung
hervorruft, bewirkt; die kleineren (Taf. VI, Fig. 95) sind distal zugespitzt, meistens deutlich
längsgefurcht, und sie werden über 200 ß lang und 35 ß dick, während die größeren (Fig. 96) ähnliche
Form und eine Länge von etwa 400—500 ß bei einer Dicke von 50—60 ß haben. Die Bündel zwischen
den Schalenstücken sind undeutlich, weil ihre Nadeln nicht viel länger sind als die größeren der Umgebung.
Wenn man annimmt, daß die Farbe des Articulamentums bei einer Art verschieden sein
kann, würde man kaum einen Grund zur Trennung der beiden genannten Arten finden, und ich
glaube, das annehmen zu müssen, da ja auch weiße Färbung vorkommt; somit möchte ich nur eine
japanische Art Cryptoplax japonica gelten lassen. In Fig. 90—94 (Taf. VI) bilde ich die 3 vorderen
und das hinterste Schalenstück von der als Cr. rhodoplax erhaltenen Form ab ; das Tegmentum des
vordersten Stückes ist wenig länger als breit oder ebensolang, das 2. Stück is t deutlich kürzer als
das 8., der Mittelstreifen nach vorn stark verbreitert, beim hintersten Stück ist das Tegmentum
vorn zugespitzt, hinten abgerundet, ziemlich flach, Apex terminal, aber nicht überstehend. Das
4. Stück is t meist vom 3. nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennt, zwischen dem 4. und 5.
und zwischen dem 7. und 8. sind die Zwischenräume so groß oder nicht viel größer als die Schalenstücke,
dagegen zwischen dem 5. und 6. und zwischen diesem und dem 7. sind sie bedeutend größer.
Mit der Bezeichnung Cryptoplax caledonicus Rochebrune erhielt ich aus Paris einige aufgeklebte
trockene Tiere und ein gut konserviertes in Alkohol; als Cr. unciniferus Rochebrune
waren dagegen mehrere Exemplare in Alkohol bezeichnet, die aber meiner Meinung n ach zu derselben
A rt gehören, ihr Aussehen war nur dadurch etwas verschieden, daß die Spicula des Gürtels größtenteils
abgerieben waren, somit sehe ich beide als identisch an. Ihre Herkunft ist Neu-Kaledonien.
Die 4 vorderen Schalenstücke hängen zusammen, zwischen dem 4. und 5. und zwischen dem
7. und 8. is t der Zwischenraum etwa so groß wie die Länge der Stücke, zwischen dem 5., 6. und 7.
größer als diese; allerdings bezieht sich das auf konservierte Exemplare, während die als typisch
bezeichneten trockenen auch zwischen den hinteren Stücken keine Zwischenräume zeigen. Die Tiere
erreichen eine Länge von etwa 60 mm bei einer Breite von 12 mm, meist sind sie 40—50 mm lang.
Die Färbung der Schale bei dem gut konservierten Tier ist violettbraun, der Mittelstreifen
hellrotbraun, nach hinten blasser, die erhabenen Linien auf den Seitenfeldern weißlich; Articulamentum
weiß. Rand weiß und braun m armoriert. Die F orm der abgelösten Schalenteile habe ich in Fig. 97—101
(Taf. VI) dargestellt. Das Tegmentum des vordersten Stückes ist hinten leicht ausgebuchtet, seine
Skulptur besteht aus etwas unregelmäßig verlaufenden, meist nach vorn divergierenden, zuweilen
zickzackförmigen Fältchen, die auch gelegentlich körnchenartig zerteilt sind. Das 2 . Stück is t breit
eiförmig, hinten zugespitzt, mit ziemlich schmalem, g lattem Mittelstreifen, das 3. beträchtlich schmaler,
rautenförmig, das 7. noch gestreckter, mit schmalem Mittelstreifen, das hinterste länger als das 2 .,
aber kürzer als das 7., in der Form etwas veränderlich, bald rundlicher, bald mehr verlängert, oben
abgerundet, Apex nicht überstehend. Die Skulptur der Seitenteile ist ähnlich wie beim vordersten,
doch verschwinden die Längsfältchen bei älteren Tieren gegen den Rand hin mehr oder weniger
vollständig und an ihrer Stelle treten starke Anwachslinien auf.