Zuweilen läuft in ihr in der Richtung von Pol zu Pol ein Septum, das hier oben, d. h.
nahe der Kammerwand, noch fast ungefältelt zu sein pflegt und daher ziemlich geradlinig sich
durch das Feld des Fensters hinzieht. Ein netzartiger Rand, das Wabenwerk, faß t ringsum die
Öffnung in schmalem Saume ein, selbst von einem dunklen Streifen, dem Dachblatte, eingerahmt.
Bei noch weiterem Schleifen erscheint in der Mitte des hell erscheinenden Hohlraumes wieder
ein dunkler Schatten: das Dachblatt des folgenden nächstinneren Umganges.
Als ein Beispiel dieser Möglichkeit, die Lage des Schliffes aus dem Schliffbilde zu konstruieren,
will ich zu einem von H . Y a b e (1904) veröffentlichten T angentialschnitte die Orientierungsprojektion
geben (vgl. Textfigur 9). Der Schliff stellt nicht eine Fusulina s. str., sondern eine Neoschwagerina
(N. globosa Y a b e) dar, die sich durch eine eigenartige, bei Fusulina fehlende Dachskelettkonstruktion
auszeichnet. Diese wiederholt gleichsam in vergrößertem Maßstabe das Wabenwerk des Daches
in einem System nahezu rechtwinklig sich kreuzender „Pseudosepten“ , die ihrerseits, bis zu etwa
einem Drittel der Umgangshöhe
hinabreichend, auf
spirale, tonnenreif artig die vorhergehende
Windung gürtende
Leisten sich stützen.
Das Mittelfenster zeigt
uns von links nach rechts verlaufend
die Septen (b). Die
Divergenz dieser Septen nach
der rechten Seite hin beweist
uns, daß der Schliff die Medianebene
des spindelförmigen
Tieres nicht schneidet, sondern
rechts liegen läßt. Das
schwarze Gitterwerk im
Inneren des Fensters zeigt
in vortrefflicher Anschaulichk
eit die sagittal (d) und axial
(c) verlaufenden „transverse
septa“ Y a b e s, bei denen
ich auf dem Schliff selbst, den
Herr H. Y a b e mir in liebenswürdigster
Weise zeigte, deut-
F>8- 9- lieh eine minutiöse Waben-
Schema der Lage eines tangentialen Schliffes von Neoschwagerina globosa Y abe (I.e. Taf. I I I 1). b) Septen,
c) ax iale , d) sagittal e wabentragende Dachreifen, a ) wabenlose Basalreifen, Vergrößerung 1:20. S tru k tu r erkennen konnte. J_)ie
Reproduktion gibt diese
Details leider nicht wieder. Der dunkle Ring des Fensterrahmens zeigt auf dem Schliff gleichfalls
diese Waben, außen eingefaßt von dem bei starker Vergrößerung etwas schattenhaft undeutlichen, weil
schräg geschnittenen, Dachblatt.
Rings um diesen dunklen Gürtel treten wir in die Basisregion des nächstäußeren Umganges ein.
Die Tonnenreifen sind als parallele, von oben nach unten verlaufende Streifen sichtbar.. Auch diese
Zone geht nach außen über in das wabentragende Gitterwerk, welches dem Inneren des Fensters
entspricht und die obere Region dieses Umganges darstellt. Ein dunkler Gürtel, genau ebenso konstruiert
wie der vorige, schließt das Bild ab.
Z u s a m m e n g e f a ß t l a u t e n m e i n e G r ü n d e g e g e n d i e P o r o s i t ä t
d e r F u s u l i n e n s e h a l e f o l g e n d e r m a ß e n :
1. Die F u s u l i n e n s t a m m e n wohl sicher (nach S c h w a g e r , S c h e l l w i e n ,
L i e n a u und mir) v o n d e m mit Recht allgemein (nur S c h w a g e r 1) vermutet
Poren, ohne jedoch einen Beweis führen zu können) a l s p o r e n l o s a n e r k a n n t e n
G e n u s F u s u l i n e i l a a b (vgl. SCHW. Seite 485—492).
2. Die Z e n t r a l k a m m e r d e r F u s u l i n e n (vielleicht sogar zuweilen eine oder
einige der ersten Umgangskammern) ist unbedingt p o r e n l o s (Seite 18).
3. Das D a c h b l a t t erscheint in sämtlichen Schliffen als dichte, t i e f d u n k l e ,
i m p e r f o r i e r t e L i n i e .
4'. Analogiebeweise:
a) Alle ähnlich konstruierten Foraminiferen sind porenlos (vgl. Alveolina, Orbitolina,
Loftusia, Sumatrina etc.).
b) Die Poren der wirklich p e r f o r a t e n Formen sind wesentlich größer und anders
angeordnet (in weiteren Abständen voneinander), als die bisher als Poren gedeuteten
Strukturteile ( d u n k l e Streifen sagittaler und axialer, bezw. h e l l e Flecken tangentialer
Schliffe!) der Fusulinensehale.
c) Durch Entartung resp. Milieu-Einflüsse entstehen aus normalen, typischen Fusulinen
neben extrem kurz- und feinwabigen Ubergangsformen (z. B. Fus. obsoleta S c h e l l w
i e n ) auch unzweifelhaft i m p e r f o r a t e (wabenlose) Typen (Girt. ventricosa).
d) Die bei Fusulina z. T. und bei der direkt von ihr abzuleitenden Schwagerina v. M ö 11 e r
em. v. St. auftretenden S e p t e n p o r e n sind wesentlich größer, weniger dichtstehend
und anders geformt (nicht enge, lange Röhren), als die sogenannten Poren der Wand.
5. Die Kleinheit und Form würde bei einer wirklich porösen Struktur der Fusulinen wand
jede physiologische Funktion derselben erschweren oder auch wohl gänzlich ausschließen.
(Ich möchte hierbei eine direkte P o r e n t ä t i g k e i t von eventueller Osmose durch
das Dachblatt hindurch unterscheiden.)
Zu diesen Punkten kommt noch ein Moment hinzu, das auf die bisherige Auffassung ein eigenartiges
Licht wirft und sie noch mehr, als es schon die oben angegebenen Gründe tun, als ein Produkt
theoretischer Spekulation, nicht aber exakter Beobachtung hinstellt. Es dürfte nämlich a u s
o p t i s c h - t e c h n i s c h e n G r ü n d e n , die in dem Wesen des Dünnschliffes hegen, v ö l l i g
u n m ö g l i c h sein, e i n e P o r o s i t ä t d e s D a c h b l a t t e s , s e l b s t w e n n s i e t a t s
ä c h l i c h v o r h a n d e n w ä r e , w i r k l i c h e x a k t z u e r w e i s e n :
Nur ein tangentialer Schliff, der von der Wand l e d i g l i c h d a s D a c h b l a t t s e l b s t
enthielte, im übrigen aber außerhalb läge, würde den Nachweis bringen können, wenn dann in einer
dunkleren Grundfläche helle Flecken auftreten würden. Sowie diese aber erscheinen würden, läge
der Verdacht vor, daß ein Teil des Wabenwerkes sich mit im Schliff befände, da ja in diesem Falle
*) Gegen ihn und Brady vgl. Neumayr (1887, 1. c. Seite 27— 28). Für die Frage des systematischen Wertes der Poren
sei bemerkt, daß, wenn auch die Kammerwand der Fusulinen porenlos sein dürfte, doch die Existenz echter Septenporen
gegen die vielfach übliche Überschätzung des Gegensatzes: perforat — imperforat ins Gewicht fällt.