standene Konkavität vor. Diese wenig Oberfläche zu ihrer Ausfüllung bedürfende Zone setz t sich
seitlich zwar rings um die erste Umgangskammer fort, bietet aber durch die rückwärts geschwungene,
also ihrerseits k o n v e x e Kantenlinie mit zunehmender Entfernung von der Austrittsöffnung
immer wachsende Schwierigkeiten. Infolgedessen k ann nach den Seiten hin nur eine immer geringere
Sarkodemenge diese Furche benützen. Über eine gewisse Entfernung hinaus muß demnach diese
Ausbreitungsmöglichkeit völlig aufhören, da ja bei geringerem Volumen das Verhältnis zur Oberfläche
ein immer ungünstigeres wird. Die Grundfläche der zur Bildung der zweiten Umgangskammer
ausgetretenen Sarkodemenge wird demnach nicht eine a n nähernde
Kreisform besitzen, wie die der ersten, sondern eine
A rt H a l b m o n d darstellen, dessen Konkavität den Kreis
etwa zur Hälfte einhüllt. Die Lage der Spitzen dieses H a lbmondes
ist für die Orientierung der Axe von maßgebender Bedeutung
(vgl. Textfigur 38 a1 und a2).
J e nach der Länge dieser ersten und der zweiten Kam mer
ist bereits je tz t oder in einem der n ä c h s t f o l g e n d e n
S t a d i e n , d i e s i c h n u n m e h r i n g l e i c h e r F o r m
u n d W e i s e b i l d e n , die Zentralkammer so weit umhüllt,
daß die Breite der Kammer die Axenlänge erreicht und
der normale Kammerbau eingeleitet ist, der nunmehr bis zum
Ende herrscht.
Von Interesse ist es, daß sich bei dem Bau von Fusulina
ganz die gleiche Erscheinung finde t, die R h u m b l e r bei
Orbitolites (1. c. Seite 256—257) feststellen konnte. Trotz der
im Prinzipe vollkommen verschiedenen Schalenkonstruktion
beider Formen, lä ß t es sich erweisen, daß „von der Anordnung
Fig. 38.
Schema zeigt, daß die e rste Umgangskammer noch
rad iä r-sym m etrisc h angelegt w ird , während die
zweite bereits in ih re r bilateralen Ausbildung
die ungefähren E n d p u n k te (a un d a) d e r Axe
fixiert. Die Pfeile bezeichnen die Lage der Austrittsöffnungen
der Sarkode.
der früheren Kammern, die doch infolge der kunstvollen Regelmäßigkeit, in welcher sie normalerweise
au ftritt, besonders wichtig erscheinen könnte“ bei der Erklärung der Gestalt einer
neuen Kammer vollständig abgesehen werden kann, und daß die „alleinige Betrachtung derjenigen
Schalenwände, die von der austretenden Sarkode direkt beflossen werden“, völlig ausreicht. Gerade
dieser Umstand rechtfertigt die Zurückführung der Schalenkonstruktion auf rein mechanische
Faktoren in hohem Gerade, indem er die Mitwirkung irgendwelcher anderer Tendenzen mindestens
als u n n ö t i g erweist. Die so planvoll und „zweckmäßig“ erscheinende Fusulinenschale v e r l
a n g t also zu ihrer Entstehung k e i n e r l e i Intelligenz oder I n s t i n k t d e r S a r k o d e ,
die demnach nicht ak tiv sondern lediglich passiv beim Bau ihres Hauses mitzuwirken braucht.
IV. Die Form der reifen Umgangskammern.
Ich will nunmehr die Bildung einiger Umgänge überspringen und die Erscheinung einer
Kammer des (fast) ausgewachsenen Individuums analysieren: Von Pol zu Pol reicht das Septum,
das an seinem Untersaume mehr oder weniger gefältelt ist, und zwar fast stets in der Weise, daß
die Vor- und Rückbiegungen in gleicher: Stärke alternieren und in der Mitte eine Mundspalte freilassen.
Dieses Septum überspannt nicht in der ganzen Ausdehnung als ein einheitliches Gewölbe die Sarkode,
sondern besitzt in einer. A nzahl von Stellen S t ü t z p u n k t e , die eine Verfestigung der Kammer
gegen äußere Einwirkungen darstellen.
Diese auch für andere Fusuliniden charakteristischen Stützpunkte sind besonders deutlich
zu sehen bei dem eigenartigen Erhaltungszustände von einigen Exemplaren von Verbeekina Verbeeki
(vgl. SCHW. Tafel VII Fig. 7 und hier Textfigur 39). Bei diesen is t nämlich ein Teil der Umgänge
herausgebrochen, so daß nur einige der äußeren Windungen im Gestein festsitzen. Diese Herauslösung
des Kernes erfolgte in der Weise, daß die Außenfläche
einer Umgangswand die Trennungsfläche
bildete. (Daß hier eine Fläche geringeren Zusammenhaltes,
wenigstens bei Verbeekina Verbeeki
besteht, zeigt SCHW. Tafel V II Fig. 6. Bezüglich
der Möglichkeit, daß die Ausbildung des Basalskeletts
der Doliolinen in diesem Punkte eine Abhilfe
schaffte, vergleiche 1. c. Seite 457.) Demzufolge sehen
wir in der Höhlung, in der die inneren Windungen
gesessen hatten, einmal den getreuen Abguß der Oberfläche
der herausgebrochenen W and, dann aber auch
die Basis des nächst äußeren, also im Gestein liegenden
Umganges. Der Abdruckcharakter erklärt die
scharfen subparallelen Leisten als Negative der
„Melonenfurchen“ . Der Basischarakter bringt es mit
sich, daß die Punkte, in denen das Septum auf der
ä - hier herausgebrochenen — Außenseite der vorhergehenden
Windung aufsitzt, sich auf der konkaven
Fläche von der umgebenden Gesteinsmasse abheben.
Wir sehen in solchen Fällen bei günstiger Färbung
und Erhaltung einige subparallele Reihen von hellen
Punkten in der dunkleren Masse. Diese Reihen
durchkreuzen die erwähnten Leisten meist in einem wenn auch sehr spitzen Winkel, stellen sich also
als unabhängig von ihnen dar. Die Punkte stehen bei Verbeekina in je einer Reihe in stets so gut
wie gleichem Abstande, ohne Hervorhebung der Medialregion, und entsprechen somit völlig dem
Bild der Axenschnitte. Bei Fusulina s. str. pflegt eine submediane Unterbrechung der P u n k treihen
der Mundspalte zu entsprechen. Wenn D o u v i l l e s Ansicht (Bull. Soc. geol. France 4°
ser. V I , pag. 593/94), daß Fusulina s. str. in der Mundspalte den e i n z i g e n Sarkode-Auslaß
besäße, zu Recht bestände, so müßte s ta tt einer median unterbrochenen P u n . k t r e i h e eine in
ihrer starken Wellung der In te n s itä t der Fältelung entsprechende k o n t i n u i e r l i c h e Schlangenlinie
auftreten, in der median die Mundspalte als Lücke ausgespart wäre. (Weitere Gegenbeweise
gegen D o u v i l l e s Meinung vgl. diese Arbeit Seite 23 und 521).1)
Von Interesse ist bei dieser Frage auch das Außenbild einer Fus. monti'para (R. X IX 8 , hier
Taf. I 2). Diese Form besitzt Medialreifenansätze, die sich zu beiden Seiten der Mundspalte als fest
mit der Unterlageverschmolzene Massen präsentieren. Von diesen aus fehlen die nach D o u v i l l e
i) Erst nach dem Schreiben dieser Zeilen kam ich durch die Güte von Herrn B e e d e in den Besitz einer Gesteinsprobe
aus Holt, Missouri, die in einem weißen kieseligen Medium zahlreiche Steinkerne von Fusulinen (Fus. exigua n. sp.) enthielt.
Der Schale entsprachen somit Hohlräume, der Sarkode das Gestein. Hierbei zeigte sich, daß neben der breiten Mundspalte
auch noch sehr feine Sarkodefäden in ziemlich regelmäßigen Abständen die Septen am Untersaum durchbrachen und als Kommunikation
zwischen den einzelnen Kammern dienten.
Fig. 39.
Verbeekina Verbeeki Gein. (Verbeek d c t. 1876). Typisches, axial zer*
broclienes Exemplar von Padang. Die inneren Umgänge sind herausgebrochen.
Die weißen Punk tre ih en entsprechen den Innensäumen
der in dem innersten noch vorhandenen Umgange befindlichen
Septen. I n der dunkelgrauen Kalkmasse des Einbettungsgesteins
erscheinen a ls weiße'Punkte die im axialen Dünnschliff dunkel auftreten
d en Berührungspunkte der Septenenden m it d e r Schale des
n ä chstinneren (hier herausgebrochenen) Umganges. Das völlige
Fehlen eines „tonnenreifförmigen Basalskeletts“ is t hierdurch erwiesen.
Als etwas erhabene L in ien , spitzwinklig die Punktreihen
kreuzend, erscheinen die den Abbiegungen d e r Kammerwand zur
Septenbildung entsprechenden Furchenabdrücke d e r herausgebrochenen
Windung. Vergrößerung etwa 15. Zeichnung von
Dr. E. L o e s c h m a n n. (Vergl. SCHW. Taf. V II, 7).