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e n e i g l , für die Pilze ein besonderes Zwisclienreich aufzustellen,
Nvelches zwischen IMIanzen und Thieren stände, Nitzsch stellte die
Bocillarien aul die Grenze, und Bory de Vincent , der genaueste
Beobachter der Oscillarien, fand in diesen Organismen soviel thierische
und pflanzliche Natur vereinigt, dass ei sie zu einem eigenen Reiche
erhob, für welches er den Namen Psychodiaires vorschlug. Aber auch
unter den anerkannten Gewächsen ist es schwer zu sagen, welche
Gruppe die einfachsten und niedersten Organismen enthalte. Es scheint
mir aber unzweilolhad, (h\ss wir solche einfachsten Formen in mehreren
Gruppen finden, wenn nicht mehr in den Flechten, so doch zuerst
unter den Pilzen und Algen, die sich überdem in den Nostochinen
nahe berühren, üie Familie der Algen dürfen wir unbedenklich für
eine weilgebende Entwickelungsreihe ansehen, die von den niedern
Urkügelchen anhebend durch Fadenalgen, Ulven, Fucoideen, korallenartige
und Bohrenalgen eine wunderbare Formenwelt entwickelt, welche
die kleinsten und grossesten Gewächse umfassl, die wir kennen. In
der hochentwickelten Familie der Gharaceen dürfte sie nicht allzuweit
mehr von den Equisetaceen entfernt sein, die sich unmittelbar den
phanerogamischen Pllanzen anschliessen.
Mehr im Kreise umlaufend sind die Bildungen des farbenentbehrenden
nächtlichen Pilzreiches, in denen wir aber von der einfachen Zelle zum
lockern Schimmelgewebe, vom schädlichen Brandpilz zum schnellwachsenden
Hui- und Bauchpilz, zum hochentwickelten Kernpilze dennoch eine
ungeheure Komplicirung der Gestalt bei den einfachsten Mitteln gewahren.
Wie verschieden auch die ausgeprägten Formen ausfallen mögen,
kaum zu unterscheiden sind einzelne Pilz- und Flechten-Gattungen.
Man unterscheidet beide gewohnlich dadurch, dass das Muttergewebe
der Pilze (Mycelium) ein auf und in fremden organischen Medien
schmarotzendes, nicht mit festem Umriss umschriebenes Gewebe dars
t e l l t , während das Flechtenlager einen blattartigen Korper bildet,
auf welchem die jungen Individuen schüsselarlig hervortreten. Bleiben
diese Apothecien verborgen, so sind die Flechten gar oft Pilzen
zum Verwechseln ähnlich , zumal es auch Pilze giebt, deren xMycelium
sich zu festem Körper verbindet, und schon berühmte Mycologen
haben die Pezizen mit Biatoren, Sphärien mit Verrucarien, Hysterien
mit Graphis- und Opegrapha-Arten verwechselt. Das Einzige
scheint die Lebensweise zu sein, welche diesen niedern Organismen
einen bestimmten Charakter leiht, aber es giebt auch z. B. im Trocknen
lebende Algen, und mit Recht haben Agardh und Kützing bei
ihnen jenen einfachen Organismus untergebracht, der den Veilchen-
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steinen seinen milden Geruch verleibt, nachdem diese LuÎU\\ge (Chroolepus
Jolithiis Agh.) von Linné zu den Pilzen, von Acharius
zu den Flechten gerechnet worden war. Fast unmerklich gehen die
blattartigen Ausbreitungen der Flechten physiognomisch in den Thallus
der niedern Lebermoose über. Die Rieda-, Blasia-, Targionia-kviiiw
und andere bilden den Uebergang, Noch in hohem Gattungen selbst,
den Marchantien, Fegatella-, Ltinularia-Arten, ist die Aehnlichkeit
unverkennbar. Dasselbe flach auf dem Boden ausgebreitete Blättervverk,
überall auf der untern Fläche Haftwurzeln aussendend, die aus
einfachen hervortretenden Zellen bestehen, dieselbe allgemeine Aufsaugung
der Nahrung, dieselbe Richtungslosigkeit des Wachsthums nur
auf Verbreiterung gerichtet. Aber noch in dieser Klasse bemerkt man,
wie sich der Organismus endlich gliedert, wie sich zierlich Blatt und
Achse andeutet, wie das Wachsthum sich in einer Richtung zu strecken
beginnt. Es beginnt jener Typus sich anzudeuten, wo Blatt an Blatt
nach zwei oder mehr Reihen, aus einer langen Achse federartig hervortauchen,
so aber dass die Belaubung wie flach gedrückt ercheint.
Diese Form lässt sich weit verfolgen, und man kann von hier ab
nun unverkennbar verschiedene Reihen sich abzweigen sehen. Am
wenigsten verändert finden wir diese Form in den Selaginella-Allen
wieder, hochstehenden Cryptogamen, die sich den Wurzelfarn A^olla
und Salmnia in der Form anschliessen und selbst noch von den deutlich
blühenden Podostemeen zum Verwechseln ähnlich nachgebildet
werden. Andererseits sciiliessen sich den unvollkommneren Lebermoosgattungen
die einfachsten Laubmoose an, von denen die Andraeaceen,
die Phascum~kx\en und andere Mündungslose hier zunächst sich
anschliessen mochten, die sich auf niederer Stufe in den Sphagnuin-
Arten vervollkommnen. In ihnen erscheint zuerst jene Ringsumvertheilung
der Blätter um eine deutliche Achse, die nun in höheren
Gewächsen nicht mehr aufhört. Dicht gedrängt ordnen sich die zahlreichen
Blätter in Schraubenlinien um den Stamm, der sich mitunter
z. B. bei Hijpnum alopecurum^ bei Climacium dendroides^ namentlich
aber bei der moluckischen Gattung Sptridens, bäumchenartig erhebt.
Während die durchsichtigen Stammblätter der Milium- und
Bryum-Arien diejenigen höherer Gewächse mit einfachsten Mitteln
nachbilden, bringen die dichtgestellten schmalen spitzigen der meisten
andern Moose eine Tracht hervor, die auffallend (z. B. in Hijpiiuin
loreum und squarrosum) an die Lycopodien erinnert, die ihrerseits
nicht zufällig blos auf die Coniferen hinweisen. Aber auf die Lebermoose
zurück lässt sich auch der Stammbaum der Farn führen, und
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