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u n l i a l t b a r e r Hypothesen iiiul hleen verschrieen ist. Weiler durchgeb
i h l e l , und in klarer Entwickelnng erscheint diese Theorie im ersten
Hände seiner ..Jnimaux saus vertèbres'' 1815. — Er zeigt, wie die
T h i e r r e i h e alhniihg vom Infnsorinm l)is zum Menschen aufsteige, und
in unendliclien Zeilräiinien aus den ersten Keimen bihle, was nicht
auf einmal geschehen konnte. Urzeugung nimmt er für die kleinsten
und unvollkommensten Wesen heider Reiche noch lieute an, Varietaten,
G a t t u n g e n , Arten, Familien sind nach ihm nur zeitweise leststehende
U e h e r g a n g s f o r m e n . Die Unmöglichkeit, mit unserer Beobaciilung grossere
Z e i l r a u m e zu übersehen, sei es, welche uns einen wirklichen Stillstand
der Formerscheinungen vorspiegele und zur irriluimlichen Auffassung
f ü h r e , als seien alle heutigen Organismen so alt wie die Natur und
von ganz unveränderlicher Konstitution. Die Umbildung der Thierges
t a l t en und Pflanzenformen erklarte Laniarck, durch Uebung und
Gewohnheit. Das organisciie Wesen strebt, sich in gewissen Richtungen
den bestehenden Verhältnissen anzupassen, das Bedürfniss schallt
n e u e Organe, und der Gebrauch bildet dieselben nach und nach aus,
es ist eine Entwickelnng und Fortbildung des Organismus von innen
a u s , durch in ihm lebende Kräfte.
Die Botaniker nahmen eine eigenthümliclie Haltung an, gegen
diese neuen mit wachsendcM^ Bestimmtheit sich geltend machenden
T h e o r i e n . Der Philosoph und Botaniker Bonn et war vollkommen
d a f ü r eingenommen, und L a u r e n t de Jus si e u neigte sich entschieden
dieser Richtung zu. In der Einleitung seiner Genera plantarum
sagt er „die natürliche Methode soll alle Pflanzen durch ein gemeinsames
und ungetheiltes Band verbinden, und stufenweise vom Einfachen
zum Zusammengesetzten, vom Kleinsten zum Grüssten in ununt
e r b r o c h e n e r Reihenfolge fortschreiten " Gegen diese neuen Ansichten
t r a t e n dagegen mit aller Entschiedenheit die orthodoxen xNaturforscher
a u f , w^elche die Richtigkeit jener Schlüsse läugneten und behaupteten,
man dürfe nur das unmittelbar an den Naturkorpern beobachtete für
r i c h t i g und wahr halten, darnach klassificiren, alles was darüber sei
vom Uebel. Es ist diess die am Eingange erwähnte schroff jenen
Ideen gegenüber (retende Partei, welcher zu allen Zeiten die grössten
N a t u r f o r s c h e r angehört haben. Schon Buffon trat in diesen Angeleg
e n h e i t e n in Kontroverse mit seinem Kollegen D a u b e n ton, einem
a u s g e z e i c h n e t e n Beobachter und Anatomen. Von dieser Zeit an, hat
sich dieser Streit entsponnen, und die Kluft zwischen beiden Parteien
ist mit jedem Jahre grosser geworden, so dass sie jetzt unausfüllbar
e r s c h e i n t .
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L i n n é , der Vater der orthodoxen Botanik, stand auf der Seite
der streng trennenden Naturforscher, welche die Organismen für im
gewissen Grade unabänderlich ansehen. Er steht auf dem Standpunkte
der Bibel, und nimmt in seiner Rede ,,de telliiris habilabüis incremento''
mit Moses an, Gott habe von jedem lebenden Wesen urs
p r ü n g l i c h ein Paar, ein Männlein und ein Weiblein erschaffen. Dabei
hat er nur noch zu erinnern, dass es auch Wesen gebe, die beide
Geschlechter in einer Person vereinigen, und Hermaphroditen heissen,
zu denen die meisten Gewächse gehören. Von diesen meint er habe
es schon genügt, wenn ein einziges Individuum erschaffen worden sei.
Mit der übrigen Bibellehre ist er einverstanden, und glaubt, dass sich
n a c h h e r die Pllanzen vom Ararat aus, dem wahren Schöpfungsmittelpunkt
verbreitet haben.
Was die Verwandtschaften der Pflanzen untereinander betrifll, so
glaubt L inné , sie seien durch die alles erschöpfenden Variationen des
P f l a n z e n t h e m a s im Schöpfungsplane hervorgegangen. Keineswegs liessen
sich diese Verwandtschaften durch eine gerade Stufenfolge, jener goldenen
Kette, des Ordners der Welt, von der schon die Alten träumen,
d a r s t e l l e n , die Verwandtschaften seien allseitig, und oft sei eine Gruppe
der Vereinigungspunkt von mehr als 2 Verwandten. „Die Natur" sagt
e r in einer berühmten Stelle*), „macht keinen Sprung. Alle Pflanzen
zeigen eine allseitige Annäherung wie die Reiche auf einer Landkarte."
Dieselbe Ansicht von dem Pflanzenreiche spricht De C a n d o l l e aus.
I hm ist das Pflanzenreich eine ungeheure Gruppe, zusammengesetzt
aus einer Menge von Gruppen einer tiefern Ordnung. Man könne es
sich vorstellen wie eine Weltkarte, auf welcher die Klassen den Weltt
h e i l e n , die Familien den Reichen, die Zünfte den Provinzen, die Gatt
u n g e n und Arten den Städten und Dörfern entsprechen. Stellenweise
lägen diese Theile nahe bei einander und berührten sich allseitig,
manche Städte wären aber zerstreut und ohne Annäherung, ja ganze
L a n d s t r i c h e (Inseln) lägen vom Festlande weit entfernt, im Meere,
eine Abtheilung von Familien, die ohne Verwandtschaften isolirt das
t ü n d e n . Einige haben diese Zwischenräume im ganzen Systeme wahrzunehmen
geglaubt, und daher an einen zwar allseitigen aber mehr
n e t z a r t i g e n Zusammenhang geglaubt, den sie zum Theil durch Zeichnungen
zu versinnlichen versuchten, mit der Bemerkung, dass dies
nicht auf ebener Fläche, sondern im Baume verbreitet gedacht werden
*) ^.¡Satura non facit saltus Plantae omfies utrinque afflnitatem monstrant
uti territorinm in mappa geograpldca^' Linné, philos. botan. 77,
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