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gen ist, in andern mehr mittelbaren Folgen aber viel weiter erkannt
werden kann. Fiir die höchst entwickelten Pflanzen sind einzehistehende
Blüthen , end - oder achselstandig bezeichnend, und nur diejenigen
Typen, in denen lange die BUithenhaurnng herrschle, zeigen noch
im letzten Stadium reichere Blüthenstände. Auch beginnt jetzt ein
neuer Kreis sich zu entwickeln, derjenige der Kelchblätter. Noch bei
den Ambrosiaceen, bei den Nyclagineen, und selbst bei vielen Compositen
ist er kaum durch einige Andeutungen verkündet, bald tritt
e r in der dürren Gestalt eines Pappus hervor, hei den Cucurbitaceen
sieht man in 5 hervortretenden Zipfeln gleichsam die Andeutung einer
T r e n n u n g des Perigons in Kelch und Blumenkrone, und wahrend sich
diese beiden Kreise anfangs wenig von einander unterscheiden, als
z. B. bei den Polygoneen, den meisten niedern Monokotylen und A.
t r e n n e n sie sich durch ihr Aussehen immer deutlicher. Während diese
Kreise in der Folge stets beide vorhanden sind, und nur durch Fehlschlagen
mitunter einer oder beide fehlen, tritt zwischen ihnen und
den Staubgefässen in höheren Pflanzen öfter noch ein neuer Kreis ein,
von Honiggefässen oder Schüppchen, den man indess meist aus Verwondlungen
von Staubgefässen erklären kann, wie die Parakorollen der
Asclepiadeen und Cedreleen.
Die weitere Vervollkonirnnung der Blülhe nschdem älle ihre Theile
h e r v o r g e t r e t e n sind, und sich scheinbar in koncentrischen Kreisen
iinit'angen, besteht nun grüsstentheils in einem weiteren Sichtrennen
und Freiwerden der einzehien Elemente von einander. Blume und
Kelch treten anfangs als ein einfaches Ganzes hervor, in Gestalt von
Kelchen, Trichtern u. s. w., nur am Rande (Saume) durch Einschnitte,
Auszackungen und Zipfel andeutend, dass hier ebenfalls ein bestimmtes
Zahlei>gesetz herrsche. Man nennt dies unpassend ein verwachsenblättriges
Perigon, Blumenkrone, Kelch u. s. w., damit andeuten wollend
, dass eigentlich freie Theile sich mit einander verbunden haben.
Man stützt sich darauf, dass bei diesen monopetalen Blüthen die Blüthenlappen
anfangs als kleine getrennte Wärzchen aus dem Torus auftauchen,
und glaubt, dass das nahe Beieinander-Entwickeln in gleichmässigem
Schritt eine Vereinigung herbeiführe. Indessen kann ich
in Ersterem nur das anfängliche Hervortreten des getheilten Saumes
erkennen, wie denn an allen Blattorganen immer die Spitze das zuerst
Vollendete ist, so dass die Blätter, nach Schleiden' s Ausdruck, wie
Schiile im fernen Meereshorizont zuerst mit den Mastspitzen hervorlauchen.
Ausserdem entwickeln sich in den Familien der zahlreichen
Polypetalen die Blüthenblätter ebenso gleichmässig, und oft viel näher
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aneinander wegen grosserer Zahl, ohne dass dort nur einigermassen
häufig ein Verwachsen der benachbarten Theile einträte, und in den
wenigen Fällen wo es einmal einiritt, als z. B. bei den Ampelideen,
einigen Myrtaceen und andern, hat die Erscheinung sogleich ein anderes
Aussehen, oder lässt sich, wie z. B. bei den Malvaceen durch
ganz besondere Ursachen erklären. So scheint mir denn, indem sich
dieses Verschmolzensein der einzelnen Theile der Blüthenhüllen stets bei
Pllanzenfamilien zeigt, die durch ihre Verwandtschaft mit niedriger stehenden
Gewächsen, und durch weitere Anzeichen erkennen zu geben,
dass sie nicht zu den höchst entwickelten Pflanzen gehören, es scheint mir,
sage ich, dieses unzertlieille Wachsthum dem einfacheren, unvollkommn
e r e n VS'esen zu entsprechen. Gewiss ist die Ernährung, die Ausbildung
und alle Lebensbedingung eines solchen Theiles vereinfacht, durch
das Vereinigtsein. Niemals sind die einzelnen Blätter anfangs get
r e n n t , und verwachsen erst nachher, der Organismus, noch unfähig
diese Gliederung auszuführen, deutet in den Einschnitten und der Bildung
des Saumes an, dass eine Sonderung in einzelne Theile erfolgen
werde. Blickt man genau auf den Bildungsgang zurück, so findet man
n a t ü r l i c h , dass diese Krone gegeben ist, durch ein Hervortreten cent
r i f u g a l e r Gefässbündel aus der Achse, auf dem Wege einer sehr einem
Kreise genäherten Spirale; der Organismus, sich nicht gewachsen fühlend
der genügenden Ausbildung so vieler auseinanderliegender Theile,
vereinigt die Gefässbündel jedes Wirtel-Umgangs*) der Spirale, in je
einen geschlossenen Reif oder Kranz. Beim allmäligen Fortschreiten
der Ausbildung, beginnt jedoch der verschiedene Ursprung der Blüthentheile
jedes Kreises sich geltend zu machen, und die Trennung der
E l e m e n t e bereitet sich vor. Wie weit das selbstständige Leben jedes
Bildungsgliedes der Korolle fortgeschritten sei, kann man schwerlich
daran in allen Fällen erkennen, wie weit sich etwa die Zipfel ablösen
und theilen, denn dieses hängt von zu vielen Zufälligkeiten ab, deutlicher
prägt sich aber der Fortschritt in der Knospenlage und gegenseitigen
Stellung der Zipfel aus. Wo noch die ringförmige Vereinigung
der Zipfel aus. Wo noch die ringförmige Vereinigung vollkommen,
wo die Theile gegeneinander gleichwiegen, da liegen die Abtheilungen
der Korolle einfach und regelmässig klappig nebeneinander;
wie sich aber das Einzelgefühl der successiv nach einander angelegten
Theile geltend macht, und sich jeder sondert, da liegen die Zipfel
d a c h z i e g e l f ö r m i g , einer den andern in der Reihenfolge der Entwicke-
Ein Wirtel-Umgang kann mehrere einfache Umgänge enthalten.