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2 Klassen mit nnterer und oberer Frucht getrennl. Die ersLerc zeriallt.
nach der Lage des Wiirzelchens in 4 Unt.erahllieihingen. Die
Dikotylen mit oberer Frnclil l)ihlen nach der Lage des Würzelchens
4 höhere Gruppen, nach dem Verwaclisen — oder Getrenntsein der
Carpelle, und Dasein oder Abwesenheit des Eiweisses aber 12 Unterg
r u p p e n . In der Klasse der Polykotylen stehen Gattungen wie Plnvs,
Cupre^sus, Uhizophora, Ijepidiuvi ?/. a. nebeneinander.
Wirft man einen nähern Blick in dieses gewiss mit grosser Konsequenz
durchgerührte System, so gewahrt man mit Schrecken die verwandtesten
zu einer einzigen Familie geliörenden Pflanzen im ganzen
Systeme zerstreut, einander gänzlich fremde Gattungen und Gruppen
dagegen friedlich genachbart, überhaupt ein unübersehbares Stückwerk,
gegen welches der aus bunten Lappen zusammengesetzte Kock eines
I l a r l e q u i n s wie ein liai'monisches Ganze erscheint *).
Man kann schliesslich zu den künstlichen Systemen noch die Versuche
rechnen, die Verwandtschaft der Ptlanzen, nach der chemischen
Verwandtschaft der von ihnen producirten Stoffe zu ordnen, auf der
bereits dem L inné wohlbekannten Uebereinstimmung der Bestandtheile
in den Gattungen einer oder von benachbarten Familien beruhend.
P i u n g e hat einige dahin zielende Bemerkungen über ein chemisches
Pflanzensystem bekannt gemacht **), und besonders De CandoiJe
Vater, dem interessanten Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewendet
Es sei erlaubt, nunmehr am Ende dieses Abschnittes die Gründe
anzugeben, warum kein künstliches System, und am wenigsten die vorzüglichst
durchgeführten, ein Bild des Pflanzenreiches geben können,
wie es ist. Die Methode aller Naturwissenschaft vvar bisher der Uebergang
von dem Studium des Besonderen zum Verständniss des Allgemeinen.
Die Betrachtung aller Pflanzen im Einzelnen lehrte uns aus ihren
sämmtlichen Theilen den Begriff der Pflanze überhaupt. Durch Vergleichung
einzelner Pflanzen nach ihrer gesammten Organisation, stellen
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*) Dieses System ist in dem berühmten Werke G a r tne r ' s , de fnictUms
et sewinibns plantar'. 3 Bde. 1788—1803 enthalten.
**) F. R u n g e , einige Versuche das nalürliche Pflanzensystem audi chemisch
zu begründen. Isis von Oken 1826 p. IT. — Resultate chemischer Untersuchungen
der Kompositeii, Agcjregaten^ Valerianeen und Caprifolien in Auffindung
und JNacliweisung eines diesen Pflanzenfamilien eigenthümlichen Stoffes.
Breslau, 1828. 4.
***) D eCa n d o l I e , Essai sur' les propriétés médicales des plantes comparées
avec leur classification naturelle, Paris 1804. 4, 1816. 8.
wir ahnliche znsammen, nml trennen die nnalmlichen. Die ähnlichsten
ergeben sich nns, oder wir nannten sie vielmehr eine Art; die
nicht mehr in eben so vielen Einzelnheiten übereinstimmenden, aber
dennoch sehr ahnlichen näherten w^ir zn einer Gattung. Diese Begrilfe
der Art und Galtung sind also mit Vernachlässigung der einzelnen
Abweichungen nach einer synthetischen Methode gebildet, die wir, weil
sie in der That die natürlichste ist, die natürliche nennen. Linné,
der die meisten Gattungen und Arten aufgestellt hat^ sagt selbst: Charactev
non facit genus; omnia genera sunt naturalia. Hierbei kommt
es vor, dass die Arten einer sehr natürlichen Gattung in irgend einem
aulîallenden Punkte bedeutend abweichen, und dann schlecht in den
regelmässigen und streng abgegrenzten Bau eines künstlichen Systems
passen. Ein derartiges Missverhältniss ist bei keinem künstlichen Systeme
zu vermeiden, da die Gattungen und Arten stets natürlich, die
höheren Abtheilungen aber in diesen Fällen künstlich sind, so dass
innerhalb der ganzen Anordnung keine bis auf die letzten Theile konsequente
Durchführung eines und desselben Planes stattfindet. Würde
man die Gattungen ebenfalls künstlich bilden, so brauchte man allerdings
in einem derartigen Systeme nicht den Schmerz zu erleben, Arten
derselben Gattung weit von einander gerissen zu sehen, aber Niemand
wird hoffentlich die Herstellung eines solchen mühevollen Schnitzelwerks
unternehmen. Der Begritï der einzelnen Gattung ist noch leicht
genug übersichtlich, um keiner künstlichen Trennungsmethode zu ihrer
Feststeîlung zu bedürfen; die Gesammtheit der hierfür nöthigen Charaktere,
vereinigt sich leicht zu einem fast sichtlich darstellbaren Idealbilde.
Bei einer liühern Abtheilung gehören eine viel grössere Anzahl
e n t f e r n t e r e r Elemente hinzu, wenn dieselbe natürlich gebildet werden
soll ; der Gesammttypus ist unserem Geiste unter keiner wirklichen
Form vorstellbar, man kann daher mit weniger Mühe künstliche als
natürliche Gruppen (Familien) bilden. Endlich die höchsten Abtheilungen
das System selbst, ist ein derartig zusammengesetzter formloser
Begriff, dass er bis auf den heutigen Tag noch niemals auf natürlichem
Wege erreicht ist; die höchsten Abtheilungen hat man bisher immer
künstlich, niemals natürlich gebildet, man hat den analytischen Weg
zu ihrer Aufstellung eingeschlagen, während man die Gattungen und
Familien auf dem naturgemässeren synthetischen erhielt, so dass wir
zwar natürliche Familien, aber noch kein wirkliches natürliches Pflanzensystem
besitzen.
Ich habe soeben der Bequemlichkeit wegen dem Gange meiner
Darstellung vorgegritTen, und werde nun zu der Kritik der künstlichen
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