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Die erste der hierher gezählten Reihen, welche die Glockenblumen
und Ileidegewachse unifassL, ist vor den übrigen Parallelreihen
ausgezeichnet durch die Langsamkeit, mit welcher sich auch hier die
F r u c h t b l a t t e r von den übrigen Kreisen lösen, durch die meist grosse
Anzaiil der Eichen in jedem Fache des 1 — lOiächerigen Fruchtknot
e n s , durch den gerade mitten im ileischigen (bei den Brunoniaceen
lehlenden) Eiweisse liegenden Embryo. Die Narbe ist häufig mit einem
Induöium ungeben ; die ßlülhen zuweilen an einer Stelle längs aulges
c h l i t z t , BKithen häulig in Koplchen stehend. Die einlachen, später
lederartigen ungetheilten Blätter, haben niemals Afterblättchen.
In Anbetreir der einzelnen Familien ist zu bemerken, dass sie
sich last alle nahe den Compositen anschliessen, durch die Blüthenl)
ildung. Die Brimoniaceen haben einen schon von der Kelchröhre
gelösten Fruchtknoten, doch verwachsen diese Theile hier in der That
nachträglich wieder, vielleicht wegen einer allmäligen Entwickelung
eines verbindenden Toms-Gewebes. Die Familie steht den Compositen
und Scaevoleen am nächsten, hat aber aucli eine bedeutende
üebereinstimmung mit den sogleich zu erwähnenden xNyctagineen. Entfernter
sind die Beziehungen mit den Globularieen, denen sie Reic
h e n b a c h nähert, und den Gesneriaceen. In ù^n Scaevoleen, Goodenovieen,
Loheliaceen, Campaiiulaceen und den andei-n hierhergehöi'igen
kleinen Gruppen wird der Specialcharakter der Compositen in aller
Weise varin^t, bis zu der kaum noch kenntlichen Form der Sti/lideen,
über deren Analogie mit den Orchideen bereits gesprochen wurde. In
den Roussaeaceen und Cyphiaceen, nur je eine Gattung betreiTende
kleine Familien, die man zum Theil den Solaneen und Scrophularineen
unpassend genähert hat, entwickelt sich dieser Specialtypus fast
bis zur Freiblättrigkeit, wie sich denn auch das Germen wieder mehr
und mehr löst. Ich habe hier die Belvüiaceen (Napoleoneae Beauv.)
angeschlossen, welche man bereits den Styraceen, Gesneriaceen, Cucurbitaceen,
Passiiloreen und anderswo genähert hat. Ebensowenig
sicher ist die Stellung der Vaccinieen und Eincaceen, sowie der
ähnlichen Familien an diesem Orte, doch will mir der Anschluss an
die Campanel-Gruppe immer noqh mehr zusagen, als die Stellung,
welche diesen Familien von andern Botanikern in der Nähe der Escallonien,
Caprifoliaceen, Primulaceen, Empetreen etc, gegeben worden ist.
Die Epacrideen setzt R e i c h e n b a c h mit den Stilbeen in seine Familie
der Plumbagineen; ich glaube aber nicht, dass man Grund hat,
sie von den Ericaceen zu trennen, lieber die Verwandtschaft der Emp
e t r e e n , welche R i c h a r d und Hook e r den Ericaceen anschliessen,
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ist bereits geredet worden. In einzelnen Gattungen der letztern Gruppe^
sowie bei den Pirolaceen haben sich alle Kreise der Blüthe, und selbst
die einzelnen Theile derselben von einander gesondert; diese Pflanzen
gehören mithin schon zu den höchstentwickelten Gewächsen, was in
den frühern Systemen nicht deutlich hervortrat.
Die 14. Reihe, welche wir, wenn es um einen Namen zu thun
ist, Giftgeioachse nennen können^ ist charakterisirt durch folgende
Kennzeichen im Gegensalz zu den andern Reihen: Embryo dicotylisch,
gerade oder gekrümmt; Eiw^eiss reichlich, sehr selten (Meliaceae)
fehlend. — Fächer des Fruchtknotens vieleiig, selten wenigeiig. Fruchtblätter
von 2 auf 3, auf 5 steigend. Staubgefässe 5 — 10, selten
m e h r , Filamente mannichfach zuweilen verwachsen, Antheren frei.
Aeussere Kreise der Blüthe stets gelöst vom Fruchtknoten, Filamente
sich langsam von der Korolle lösend. Letztere nur wenig unregelmässig.
Blüthen anfangs zu mehreren mit gemeinschaftlicher Hülle
versehen, Stand zuerst kopfförmig, nachher sich in Cymen, und dann
in Wickel aullösend. Zuletzt Dolden oder sonstige BlüthenständC;, mit
häufiii extra - axillarem Blüthens t i e l. Bl ä t t e r ganz ode r s e h r häufige
tief
j^etheilt, ungefiederl, zuletzt zusammengesetzt. Bei den mittleren
Fami l i en int e rpe t iol a r e Ne b e n b l ä t t e r . HHääuuffiigg k l e t t e r n d e Gewä chs e .
Diese Reihe steht den folgenden beiden sehr nahe.
Die erste Familie, welche ich hierher gesetzt habe, ist diejenige
der Nyctagineen, zu denen gehörig, welche jeder Systematiker anderswo
untergebracht hat, als seine Vorgänger. Ihr zu Liebe setzten
J u s s i e u , Candolle und mehrere andere Botaniker die Plumbagineen
und Plantagineen unter die Perigoniaten, trotz des beständigen Vorkommens
eines Kelches wenigstens bei den Ersteren. Brown und
L i n d l e y haben sie wegen des knotigen Stengels und sonstigen Habitus
neben die Polygoneen oder die Petiveriaceen gesetzt, v. Mar t i us
nähert sie den Scleranlheen, Braun den Chenopodeen, Reichenb
a c h verbindet sie innig mit den Monimieen und Calycantheen! In
allen diesen Annäherungen mit Ausnahme der letztern, kann man einige
Üebereinstimmung wahrnehmen, denn ohne Zweifel rollt etwas von dem
sanften Blute der Caryophyllineen in den Adern der Nyctagineen. Darauf
deutet allzulebhaft der Habitus wie der Frucht- und Samenbau.
Zunächst aber scheint mir diese Familie den Compositen verwandt zu
s e i n , worauf ihr ein- bis mehrblüthiges Involucrum deutlich hinweist.
Und in der That fmdet man keine Familie, die den Nyctagineen in
jeder Beziehung näher stünde, als die schon in der vorigen Reihe als
den Compositen zunächst stehend genannte kleine Familie der Bruno«