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in dem Aiiftrelen der sämnitliclieii Organismen eine derarlige Ordnnng
s t a t t , und Niemand, der sich mit Forscluingen dieser Art beschal'tigt, Î
kann sie läugnen. So linden sich in den iilteslen Schichten Slrahlt
h i e r e , MoHusken und Giiederthiere in ungeheurer Zalil, und bereits
ist es B a r r ande gehmgen, von einer Trilobiten-Art (Sao hirsutiis B.)
eine ganze Reihe verschiedener Gestalten, die man fridier in 23 Arten
und 12 Gattungen trennte, durch Auffindung der Zwischenglieder, als
Entwickekingsstufen eines und desselben Thieres nachzuweisen. Gewiss
haben sich von den niedersten Thieren viele nicht erhalten, doch
sind deutlich erkannt; Anneliden, Bryozoen, Acephalen und ßrachiopoden.
Bald darauf treten Chitonen auf, eine Thiergattung, welche
die Cliaraktere der Weichthiere mit denen der Giiederthiere vereinigt.
Der Typus einzelner Thiere dieser Art erscheint schon weit .vorgeschritten,
und die Weichthiere iinden bereits in den Cephalo[)oden ihre
höchste Entwickelungsstufe, ehe ächte Wirbelthiere erscheinen. Es
treten indess einzelne Formen auf, die wie Uebergänge von den bereits
weit ausgebildeten Gliederlhieren zu den Fischen erscheinen, die
Piacodermen. Noch jetzt leben andere so unvollkommene Fischarten,
dass Pal las den einen (Amphioxus) für eine Nacktschnecke, Linné
einen andern ( Gastrobi^cmchiis) für einen Wurm hielt. Von den Fischen
erscheinen anfangs nur Kn-orpelfische, dann Ganoiden, deren
Wirbel sich nach und nach verknöchern, woi'auf in der Kreidezeit zuerst
wirkliche Knochenfische auftreten. Die Familie der Saurier scheint
Fische und Amphibien zu verbinden, während einige derselben an
iischartige Säugethiere (Wale) erinnern. Noch jetzt scheinen einige
solche Mittelglieder zu existiren, zu denen die Klasse der Molche, der
Protopterus, Lepidosiven und Andere gehören. Letzterer würde aber
keineswegs, wie dies auch niemals anzunehmen sein dürfte^ die höchsten
fische mit den niedersten Lurchen verbinden, sondern die niedersten
Formen beider. Ja wie um von dieser Abstammung uns zu
vergewissern, macht der Frosch noch heute diesen Uebergang durch eines
geschwänzten, kiemenathmenden, mit Flossen versehenen Knorpelfisches
in den lungenathmenden Frosch mit entwickelten Gliedmassen und
verknöcherten Wirbeln. Der Lurchtypus entwickelt sich in der Kreidezeit
in einigen besondern Richtungen, von denen die Anomodonten,
Schildkröten, Pterodaktylen Vorbilder des Vogeltypus zu sein scheinen,
während die Labyrinthodonten den Säugethieren gleichen. Beide
letztere Klassen erscheinen zuerst in Formen, die manches inr Bau
gemein haben, wie denn noch heute das sonderbare Schnabelthier auf
einen gemeinsamen Ursprung beider Klassen hinweist. Bei den Säugethieren
gehen die Beutelthiere (Didelphen) mit unentwickelterem Gehirn
den übrigen Säugclliieren (Monodelphen) voraus. Die höchsten
Säugethiere (Affen), von denen Guvier noch keine fossile Art kannte,
finden sich in den Tertiärschichten, und erst im Diluvium sind mit
Sicherheit Reste des Menschen gefunden, über dessen vieltausendjähriges
Dasein auf der Erde uns Lyell in einem neuen Werke viel
Interessantes mitgetheilt hat.
Wenn ich an diesem Orte scheinbar ungehörig, in allgemeinen
Umrissen die Reihenfolge der auftretenden Thiere, an der Hand bewährter
Forscher kurz erwähnt habe, so geschah dies, nicht, weil in
der Reihe der Pflanzen nicht ebenso klar, das waltende Gesetz der
Vervollkommnung darzulegen wäre, sondern weil man den Resten der
Thierwelt eine grössere Beweiskraft beilegt, als denen der Pflanzen.
Wohl wissen wir durch die Forschungen des Grafen Sternberg,
S c h l o t h e i m , Hutton, Lindley, Göppert, Unger und vieler
andern berühmten Botaniker, vorzüglich aber durch die ausgezeichneten
Arbeiten von Ad. B rongni a r t , dass ebenfalls hier eine unverkennbare
Reihenfolge von den unvollkommensten zu den vollkommneren Gewächsen
sich ausspricht. In den ältesten Schichten treten Algen auf, darauf
später Farnkräuter und Equisetaceen, Marsiliaceen und Lycopodiaceen
in mächtiger Ueberzahl. Darauf folgen die Lepidodendren und
und Stigmarien in der Steinkohlenperiode, von denen man nicht weiss,
ob sie zu den vorigen oder zu den Coniferen zu rechnen, denen sie
beiden gleich ähnlich. Jetzt herrschen die Coniferen und Bernsteinbäume
mit den Gycadeen in grosser Mächtigkeit, und darauf erst erscheinen
nach und nach Najaden, Palmen, Kätzchenbäume, und zuletzt
die höchststehenden blühenden Gewächse. Indessen giebt es zahlreiche
Botaniker, welche die Beweiskraft dieser Reihenfolge für eine allmälige
EntWickelung läugnen, und sie überhaupt nur für scheinbar erklären.
Zu ihnen gehört Lindley, welcher das Vorwiegen der Farn, Lycopodien
und Coniferen in den ältern Schichten durch eine grössere Zerstörbarkeit
der vollkommneren Pflanzen erklärt, wie er denn durch
Versuche bewiesen hat, dass Kryptogamen im Wasser länger ihre Form
erhalten, als Mono- und Dicotyledonen. Es ist auch ganz gewiss,
dass manche der zartem Gewächse nur darum im fossilen Zustande
nicht bekannt sind, weil sie leicht zerstörbar sind, z. B. viele Algen,^
Pilze, Moose etc. Indessen im Thierreiche gelten diese Einwände
weniger, da die Knochen und Schalengerüste bei den niedern Thieren
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