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so (lass wieder ein allerliebst schachbretarüges Schema erhalten wird,
in welches die Familien und Gattimgen hineingesteckt werden*).
Ein wenig durchgebildeter und strenger der Metamorphosenlehre
angepassL, erscheint das System von Rudolplii^ eine verbesserte Auflage
des Oken'schen. Er theilt die Organe der Pflanze in 2 Reihen,
von denen die der einen zu Wasser und Erde (Wurzel, Stengel), die
der andern zu Sonne und Licht neigen (Blüthe, Frucht). Nach den
5 ilauptorganen macht er 5 Oberklassen (Wurzel-, Stengel-, Laub-,
ß l i i t h e n - und Fruchfpllanzen), theilt dann durch Wiederholung und
Verbindung dieser Organe die erste und letzte Klasse in 2, die mittleren
Khissen in je 4 Ordnungen. Diese 16 Ordnnngen bezeichnen
die Vorbildungen höherer Klassen in den niedern, und die Wiederholungen
der niedern Bildungen in den hühern. In jeder einzelnen Ordnung
bemerkt man eine 3fache Metamorphose: 1) Entstehung eines
Organes aus einem niedern. 2) Ausbildung des typischen Ordnungscharakters.
3) Uehergang zu einer höhern Ordnung. Unter diese
Ordnungen sind die Familien unmittelbar eingeordnet, wiewohl häufig
sehr unglücklich, wobei gewöhnlich nur der allergröbsten äussern Erscheinung
Bechnung getragen wurde, wie man glauben muss, wenn man
z. B. die Zosteren unmittelbar den Gräsern, die Characeen den Coniferen
verbunden sieht**).
Aus einer Vereinigung der Ideen von R u d o l p h i , Agardh, und
F r i e s ist das naturphilosophische System von Ritgeu hervorgegangen.
Er zieht wie der schon früher erwähnte Horaninow nach ihm
die Zoophyten aus dem Thierreiche herüber, welche auch früher von
M ü n c h h a u s e n mit den Pilzen zu einem Thiere und Pflanzen verbindenden
Mittelreich vereinigt hatte, und theilt die Gewächse dann in
3 Kreise (Thierpflanzen, Geringpflanzen und Aechtpflanzen). Der erste
Kreis enthält die Polypen und Korallen und gehört nicht hierher. Die
Geringptlanzen umfassend die Zellencryplogamen zerfallen in 3 Gruppen
1. Gallertpflanzen oder Algen, 2. Lederpflanzen oder Flechten,
3. Filzpflanzen oder Pilze). Die Aechtpflanzen werden ebenfalls in
3 Gruppen, nach Aga rdh (Pseudo-, Crijpto- und Phanero- Cotyledoneae)
getheilt, entsprechend den Mesophyten L ink' s , Mono- und
Dicotyledonen, von denen jede nach der verschiedenen Vervollkomm-
G e o r g Willi Franz Wenderoth's Lehrbuch der Botanik zu Vorlesungen
und zum Selbstunterrichte. Marburg 182]. 8.
Fr. C. L. R u d o l p h i , Si/stema orbis veyetabüis, Dhsert. inaucmr
Gryphiae 1829, ™
nung ihrer Bildung in 5 Unterabtheilungen (1. Anfangsmiltelhildungen,
2. mitllere, 3., 4. äusserste Extrem-Bildungen, 5. Schlussmittelbildungen)
zerUtllt. Ein weiteres Eingehen auf diese übrigens nicht durchgeführte
Klassifikation erscheint ebenso unnöthig wie bei den vorigen*).
Von den naturphilosophischen Systemen das angesehenste, und
noch bis in die neuere Zeit beliebte, w^eil mit grösserer Sachkenntniss
aufgestellt als die früheren, ist dasjenige von Ludw. Reicheubach.
Ihm liegt ebenfalls die Idee einer vorherrschenden Durchbildung der
einzelnen Organe, in der Stufenfolge der Pflanzenfamilien zu Grunde.
Wie sich die Metomorphose im Einzelleben des Individuums darstellt,
so wiederholt sie sich im ganzen Heiche. Dass dabei periodische
Rückschritte oder vielmehr neues niederes Beginnen bei jedem Gliede
und Stadium stattfinde, behauptet wie Oken auch Reichenbach.
Indessen besitzt und zeigt jedes Moment sein ihm eigenthümliches
S t r e b e n , und erreicht es, kann sogar das Höhere auf niederer Stufe
anticipiren. Wie in der Natur überhaupt, so ist im Pflanzenreich
das Fortbilden und Sichumwandeln zu Höherem überall das Charakteristische.
Mann kann 2 Hauptabschnitte im Pflanzenleben nach Reic
h e n b a c h unterscheiden, ein Leben im Samen, und ein freies Leben
der Vegetation und PVuktifikation. In der ersten Periode lebt der
verhüllte eingeschlossene Keim durch Wärme ein unbewusstes Vorleben,
und erst wenn die Hülle fällt, treten neue Triebe hervor, er lebt
durchs Licht und tritt in die 2. Periode, in der er Wurzel, Stengel
und Blätter bildet. In dem letzteren Theile dieser 2. Periode, welche
R e i c h e n b a c h in späteren Werken auch als S.Periode unterscheidet,
erscheinen die Blumen, in denen sich ein Gegensatz im Männlichen
und Weiblichen ausbildet, aus deren Zusammenwirkung die Frucht
gebildet wird. Den beiden Vegetationsperioden entsprechen 2 grosse
Abtheilungen des Pflanzenreichs: Halbpflanzen {Hemiprotophyten)
und G a n z p f l a n z e n {Idiophyten). Letztere kann man, wenn noch
eine Fruchtperiode unterschieden werden soll, in Stock p f l anz e n
{Stechlophyteii) und B1 ü t h e n f r u c h t p f 1 a n z e n {Anthocarpophyten)
trennen, und so im Ganzen 3 Hauptstufen erhalten. Mach dem Keimvorgange,
bei welchem die erste Periode in die zvveite übergeht, kann man
hierbei folgende Unterabtheilungen gewinnen: Die erste Hauptstufe der
Halbpflanzen giebt die N a c k t k e i m er (Gymnoblastae) auch Faser-
F A* R i t g e n Andeutungen zu einer natürlichen Gruppirung etc, in den
Scliriften der naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Marburg. Band Kassel
1831. p. 79 ff. f :