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sämiiUlichc Systcniatikcr gefolgL sind. Ich kann diese Aelmlichkeit
durchaus nicht zugcl)en, insol'ern man sie auch in die HiiUhcnhildung
hincinli-agen will, und l)euierl<e nur, dass eine ganz ähnhche Beziehung
auch z. n. zwischen der BlalthiUhing der Composilen und Cruciferen
slatlfindet (icli erinnere z. B. an die hMerlörmigeu WurzelhliUter der
Cichoraccen, die wir dort sehr liäufig ebenso (Inden, gerade wie die
tief am Grunde ausgeschniltenen StengelhUttler der Crucil'eren z. B.
hei Lactuca und die feinzerlheillen Blätter einzelner Erysimum-kvicw
sich hei den Antliemideen (hiden). Gleiche Lehensverliältnisse bringen
hei sehr verschiedenen Gewächsen ähnliche Erfolge in der Gestalt der
vegetativen Organe hervor, wie wir aus zahlreichen Beispielen wissen,
und die erzeugte Uehereinstimmung wird am deutlichsten hervortreten
müssen, wenn die hetrolTenen Familien, wie dies hier der Fall, demselhen
Stamme angehören. Ich habe früher den übereinstimmenden
Typus der Umbelliferen einen prophetischen für die Ranunculaceen
genannt (p. 148), weil man, wenn man darauf Werth legt, leicht die hier
getrennten Zweige der Reihe, zumal in ihren Anfangsgliedern vereint
lassen kann, so dass die betreffenden Familien dann in derselben Reihe
stehen. Beide Familien haben unstreitig sehr ähnliche Lebensweise,
wie sie denn beide kälteliebende Kräuter*) erzeugen, die gern auf
hohen Bergen in rauher Jahreszeit ihre Blüthe den kalten Winden darbieten,
weshalb sie in den wärmeren Gegenden höchstens auf höheren
Gebirgen gefunden werden. Einige Analogie mit den Ranunculaceen
zeigen ferner noch die durch ihre Abstammung sehr dazu berechtigten
Crassulaceen, ferner die Nymphaeaceen und Podophylleen, und zuletzt
die Alismaceen.
Indem ich nun zu den Familien des zweiten Hauptzweiges übergehe,
habe ich zuerst der Ofcrcularineen zu erwähnen, welche
J u s s i e u wegen ihres einfächerig einsamigen Fruchtknotens den Valerianeen
und Dipsaceen anschloss, während Richard und Candolle
sie zu den lliihiaceen zogen. Letztere sehr umfangreiche Familie verdient
eher eine kleine Gruppe oder Reihe genannt zu werden, da sie
Gattungen sehr verschiedener Organisation einschliessL, die man dennoch
nicht von einander trennen mag, weil sie gegenseitig überall
durch die unverkennbarsten Mittelstufen in einander übergehen. Diese
Familie bietet ein Bild dar, wie man sich das ganze Reich zu denken
*) Ueberaus selten sind in l)eideii Familien Arten mit einem sich baumartig
erliebenden Stamm, als z. B. ¡yielanoselinum decipiens H o f f m , und Paeonia
Montan Sims.
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hat. Denn dort würden die Familien ebenso in einander übergehen,
wie hier die Gattungen, wenn nicht vielfaches Aussterben der altern
sich näher gestandenen Formen grosse Klüfte erzeugt hätte. Und auch
die grosse Verschiedenheit der Formen in diesem kleinen Kreise giebt
Manches zu bedenken. Wer erkennt sogleich in dem würzigen Waldmeister
einen nahen Verwandten der lederbläLtrigen Kaffeebohne oder des stolzen
Chinabaums? Und doch ist es wesentlich wohl nur die weitere
Zerspaltung der anfänglichen 2 gegeniiberstehenden Blätter in mehrere
Nebenabiheilungen, die in den andern Fällen zu kleinen zwischensländigen
Afteiblättchen verkiünmern, wodurch diese auffallende Unähnlichkeit
hervorgebracht wird. Ausserdem ist nicht uninteressant zu
beobachten, wie dieser Typus sich nach mehi'eren Seiten vervollkommnet,
denn während man einerseits mit Recht CAivneen und ümhelliferen
als zunächst höherstehende Familien belracliLeL, die also vollkommener
sind dm'ch grösseres Freiwerden der Blumentheile, kann man
auch in demselben Sinne die Ilamelieen und Guettardeen den übrigen
Rubiaceen-Gruppen vergleichen, und wird in ihnen dann ebenfalls
fortgeschrittene Familien erkennen, die aber durch Vermehi'ung der
Fruchtblätter vollkommener sind, während sieh die einzelnen Theile
nicht weiter von einander gesondert haben. Es ist dies eine Variation
des besondern Typus, welche möglicher Weise mit diesen Gliedern
nicht geschlossen gewesen ist, sondern noch weiter zu verfolgen wäre,
m den Styraceen und andern Familien, die man versucht sein kann,
hier anzuschliessen. Ueber die Aelmlichkeit der Rubiaceen mit den
Asciepiadeen, Loganiaceen, Apocyneen imd Aehnlichen wird weiter
unten mehrfach die Rede sein. Ueber das Verhältniss der Corneen,
Umbelliferen und Araliaceen zu den Loranthaceen, Rhizophoreen, Ilamamelideen
ist bereits gesprochen woi'den; diese Familien sind ausserdem
allen denen näher verwandet, die in den verschiedenen Zweigen dieser
Gruppe in ihrer Nähe stehen. Dass die Beziehung der Umbelliferen
zu den Compositen einerseits, zu den Ranunculaccen auf der andern
Seite, nur eine entferntere sein kann, wurde schon hervorgehoben. Den
Araliaceen schliessen sich die Hederaceen nahe an, während die Aquifoliaceen
von Einigen mit geringer Wahrscheinlichkeit hier erwähnt
werden. Zwar haben mit den Letzteren die Leeaceen, welche ich
hierher gestellt habe, wegen der unten verwachsenen Blumenkrone
einige Uehereinstimmung, wie man sie denn auch den Ehenaceen genähert
hat, allein zumeist scheinen ihnen doch die Arapeiideen zu
gleichen, die man an sich schon geneigt sein nuiss, den llederaceeu
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