
126 - 127
h l ä t l e r , Kronenblättor und Staubgentsse, Staiibgel'ässe und Carpelle,
oder inehrero resp. alle diese Kreise gleichzeitig. Alle diese Theile
entspringen eigentlich auf einem erweilerien Polster der Biilthenaxe,
das man Toms nennt, aber indenj diese Theile vom Grunde aus miteinander
verwachsen, erscheint ihre gegenseitige Befestigung und Stellung
oft sehr verändert, indem einzelne Kreise die andern zu tragen
scheinen. So stehen alle Theile scheinbar auf dem Fruchtknoten,
wenn sie mit ihm vom Grund auf verwachsen sind, die Blumenblatter
stehen auf dem Kelche, und die Staubfäden auf der Korolle, wenn ihr
Urs})rung verschmolzen ist. Wie ich schon vorhin den Vorgang der
Differencirung der Blüthenhüllen, als mit den wichtigern innern Theilen
beginnend dai*gestellt habe, so findet die Trennung auch hier slalt. In
dem einfachsten Falle sind alle Theile mit einander verwachsen und
stehen scheinbar auf dem Fruchtknoten. Hierbei kommt es einige
Male als Komplikation und mehr zufällige Bildung vor, dass auch die
Filamente der Antheren mehr oder weniger weit, noch mit dem Gipfel
und Ausläufer des Fruchtknotens, dem Griffel verwachsen. Eigentlich
findet dies nur bei einigen niedern Familien statt, und ist bezeichnend
für die Apostasiaceen, Orchideen, Aristolochiaceen, Stylideen, Wenn
ein ähnlicher Fall noch bei Polypetalen bei sehr fortgeschrittener sonstiger
Bildung vorkommt, als z. B. bei den Nymphaeaceen, so liegt
ihm eine dem Gegenstande fremde Ursache zu Grunde; die hier in
einer vom Toms gebildeten Hülle des Fruchtknotens zu suchen ist.
Der erste Fortschritt, welcher nun in der Entwickelung stattfindet, beruht
in der Trennung der Fruchtblätter von den übrigen Kreisen, die
häufig mit einander verwachsen bleiben. Diese Trennung geht meist in
einander folgenden Familien ganz allmälig vor sich, und tritt in vielen
Typen erst ein, nachdem schon die Trennung der innern Blüthenhülle
in ihre Theile vor sich gegangen. Alle übrigen Kreise sind noch miteinander
verbunden, und entspringen nun scheinbar auf dem Kelchrande.
Man darf sich nicht täuschen lassen, wenn sich die Blüthenblätter
und Filamente scheinbar hier frei abgliedern, dessen ungeachtet
ist ihr unterer Theil noch in jenem ,, H y p a n t h i um" genannten Verwachsungskörper
enthalten, der frei hervorgetretene Theil hat sich nur
selbstständiger entwickelt. Der nächste Schritt ist alsdann, dass sich
die Staubgefässe von den Blumenblättern trennen, dies findet zwar
scheinbar schon mitunter früher statt, als die erstere Absonderung
wie z. B. bei den Campanulaceen, Vaccinieen, Styraceen etc. ^ man
muss sich aber vorstellen, dass ihre untern Theile dann noch mit den
übrigen verbunden sind. Meist findet die wirkliche Trennung erst zur
Zeit der Spaltung der Blumenkrone statt, umniftelbar vorher jedoch
z. B. bei denjenigen Ericaceen, die noch eine einblättrige Korolle haben.
Bei den Monopetalen sind die Filamente, als Begel lang aber
meist nur oberflächlich mit der Blumenröhre verwachsen, und scheinen
in ihrem Schlünde zu entspringen. Diese Ausnahme in der Trennungsfolge
scheint durch die erchwerte Ernährung der langen freien
Fäden geboten zu sein. Zuletzt trennen sich Kelch und Blumenkrone,
wobei ich nicht die Anschauung einiger Botaniker unerwähnt
lassen will, welche das Pergonium als eine gänzliche Verwachsung
von Kelch und Korolle ansehen. Einige Monocotylen deren Perigon
aussen grün, innen gefärbt, dann die Cucurbitaceen, Nyctagineen
und Andere wo der Kelch sich auf der Aussenseite abzuzeichnen
scheint, oder in Zipfeln zu lösen, gaben dazu die Veranlassung. Wenn
alle Kreise sich geschieden haben, so treten oft noch besondere Dehnungen
des Torus"*^) ein, zwischen diesen Kreisen, um sie noch mehr
auseinander zu rücken. Dahin gehören die Dehnungen bei den Sileneen,
den Resedaceen, Gapparideen, Malvaceen, Passifloreen u. s, w.,
welche wenn sie an einzelnen Stellen besonders vorkommen, lange
Stiele hervorbringen, an denen der Fruchtknoten, mitunter auch die
Staubgefässe sitzen, w^ie bei Gleome, Helicteres u. A.
Der Weg, in welchem ich diese Trennung verlaufend dargestellt
habe, kann leicht Anstoss erregen, es ist aber in der That der stets
befolgte und natürlichste. Nur muss man nicht übersehen, dass er
in jeder der einzelnen Gruppen, die verschiedene Typen des Pflanzenreichs
vorstellen^ in einer abweichenden Weise verläuft. Bei einer Anzahl
von Typen geht die Trennung der einzelnen Theile durch eine
grosse Reihe von Familien höchst allmälig vor sich, und wie ich ber
e i t s erwähnt habe, trennt sich einigemale bereits die Blumenkrone
s c h o n , bevor der Fruchtknoten sich von den übrigen Theilen löst.
In andern Typen findet diese Absonderung bereits statt, ehe noch eine
doppelte Blumenhülle vorhanden ist. So müssen z. B. den Dipsaceen
noch viele Typenverwandte folgen, ehe sich das Germen lösst, aber in
einer abgeleiteten Reihe geschieht dies bei den Globularien auf einem
Schlage. Es sind dies Grundverschiedenheiten des Entwickelungsganges
der einzelnen Geschlechter, die aber in bestimmter Betrachtung konstant
sind, und deshalb nicht ausser der Berechnung liegen.
Man kann häufig den Grund der verschiedenen Schnelligkeit, mit der die
Sonderung vor sich geht, in einem Antheile suchen, den der Torus mitunter
selbst an der Verwachsung nimmt. Doch ändert diese Erklärung nichts in der
Erscheinung.
•i