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likation zu erreiclien, und diese lîiclitiing hat l)is in die neueste Zeit,
vorgeherrsclit. Indem De Ca n d ol 1 e die ernährenden Ge\\el)e zur
Eintlieilung wählt, spricht er damit ans, dass er die äussere Form und
Ausbildung als l)edingt ansieht, durcli den Hau der Elementarorgane,
gewiss ein Gedanke, dieses ausgezeichneten Naturforschers würdig.
De Candol l e theilt das ganze Pllanzenreich in zwei grosse Abtheilungen,
Zelleni)nanzen (Cellulaires) und Gerasspllanzen (f'^asm/Iares).
Die Zellenj)l]anzen bestehen nur aus Zellgewebe, ohne Gelasse, und
dieses Zellgewebe ist zum Theil unvollkommen wie in den meisten
Pi/zen, vielen Flechte-n u. jllgen. zum Theil vollkommener. Er theilte
die Zelleupdanzen in blattlose, ungeschlechtliche, weil man damals ihre
Sexualitiit noch nicht sicher kannte, wohin die Pihe, Algeii u. Flechten
gehören, und in beblätterte mit deutlichen Geschlechtsorganen,
welche die Laub- u. Lebe7'7?ioose umfassen. Die höheren Pflanzen,
welche in einem vollkommenen Zellgewebe noch einzelne oder zu Bündeln
vereinigte Gelasse enthalten, trennte De Candol l e weiter nach
der Art ihres Wachsthums. Er stützte sich hierbei auf die Theorie
des D e s f o n t a i n e , nach welcher, auf D a u b e n l o n ' s Untersuchung
der Dattelpalme gegründet, die Pflanzen der einen Gruppe durch Vermehrung
ihrer Gefässbündel im Stamme von aussen nach innen, die
andern durch Vermehrung von innen nach aussen wachsen sollten und
nannte die ersteren E7i(ioge?ie7i, die letzteren, welche den DicoLylen
J u s si e u ' s entsprechen Exogenem, Es fallt De Candolle hierbei
nicht zur Last, dass diese zuerst von P e t i t T h o u a r s und Moldenh
a u e r angegriffene, durch Mohl gründlich widerlegte Theorie des
Wachsthums, falsch war, und wir können die Namen Endo- u. Exoge7ien
einstweilen beibehalten, annehmend, sie bezeichneten gewisse
als wirklich sicher erkannte anatomische Wachsthumsverhältnisse, die
in beiden Gruppen verschieden w^ären. Die E7idogenen De C a n d oll
e s umfassen die Monocotylen und alle Farn ii. Far;z-ähnlichen, die
e r ebenfalls für Monocotylen hielt, glaubend, Jus si eu habe sich bei
der Beobachtung des Keimens getäuscht, und der Vorkeim {Prothallium)
dieser Farn sei ihr Cotylédon. De Candol l e theilte deshalb die
E7idoge7ien in cryptogamische, wozu er ausser sämmtlichen Farn noch
die Rhha7ithee7i rechnete, und in phanerogamische, welche die Monocotylen
und die Ci/cadeen umfassen. Die Eccogenen (Dicotylédones
Juss.) theilte er in 4 Klassen: Thalamißorae, Calyeißorae, CorolUflo7^
ae u, Monochlaimjdeae, In der ersten Klasse sind die freien
Blumenblätter auf dem Blüthenboden, in der zw^eiten auf dem Kelche
befestigt. In der dritten Klasse sind die Blumenblätter zu einer Korolle
verwachsen, die auf dem Reiche steht, in der vierten endlich ist
nur eine einfache Blumenhülle vorhanden.
Man erkennt alsbald, dass diese Hauptklassen im Allgemeinen den
J u s s i e u ' s c h e n entsprechen, und dass hier nur auf anderem Wege
dasselbe erreicht ist. In diese 9 Klassen ordnet nun De Candolle
seine Familien ein, wobei viele, wenn auch nicht immer glückliche
Abweichungen von der Anordnung J u s s i e u ' s hervortreten. Namentlich
ist die Trennung der Freiblättrigen sehr streng durchgeführt^ und
dabei sind manche Nachtheile einer künstlichen Trennung hervorgetreten.
Während Jus s ieu von den unvollkommenem zu den höher stehenden
Gewächsen aufstieg, beginnt De Candol l e umgekehrt mit den
seiner Meinung naclV am höchsten stehenden (Ranu7iculacee7i) und
schreitet dann abwärts in der Aufzählung. Es hängt dies zusammen
mit folgender Ansicht De Candol le' s über den Weg, der einzuschlagen
sei, um zu einem wahrhaft natürlichen Systeme zu gelangen. Man
müsse, glaubt er, von dem ganzen Deiche ausgehen, dasselbe in grosse
Klassen zerschneiden, diese nach denselben Regeln weiter theilen, und
so zu immer tieferen Abtheilungen gelangen, bis man beim Individuum
angekommen sei, welches untheilbar ist. De Candol l e täuscht sich
hier über sich selbst. Niemals wäre ein annähernd natürliches System
zu Stande gekommen, wenn man diese analytische Methode, die sich
nur für die künstlichen Klassifikationen eignet, stets angewendet hätte.
Man kann die höheren Abtheilungen so bilden, und es ist oft geschehen,
aber sie sind dafür auch stets künstlich ausgefallen; zu guten
Familien und Gattungen kann man damit nicht gelangen. De Candolle
konnte diesen Weg gehen, denn die niederen Gruppen waren gebildet,
und in den höheren änderte er wenig an dem Vorhandenen. Auch
eine Klassifikation, dieblos vom Wachsthum ausgeht, muss, wenn sie
konsequent durchgeführt wird, künstlich ausfallen. Sieht man von
dem unverschuldeten Irrthume De C a n d o l l e ' s über die Wachsthums-
Verschiedenheiten der Mono- und Dicotylen ab, und betrachtet ihre
allgemeinen anatomischen Abweichungen, so bemerkt man, dass bei
den Monocotylen meist die Gefässbündel im Stamme von einander getrennt
bleiben, während sie bei den Dicotylen gewöhnlich sich zu geschlossenen
koncentrischen Ringen vereinigen. Indessen bei den Palmen
bilden sich im äusseren Umfange zuletzt ganz ähnliche Ringe,
und Asparagus z. B. zeigt koncentrische Ringe, Mark und Rinde wie
Dicotylen. Der meist röhrige Schaft der Monocotylen bedingt gewöhnlich
einen einfachen Kreis von einander abstehender Gefässbündel;
dieselbe Bildung trifft man bei den dicotylischen Gewächsen mit röh-
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