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luiig bedeckend aufeinander, oder drehen sicli in derselben Richtung
iiliereinander. Darum hallo ich die geth'ehtbhiLhigen Jasmineen Fiir
hoher stehend als die klappigbliilienden Oh.Mnen, und setze eben darum
die nacli der Regel der Spirale geFaiteten Thynielaen über die in der
Aeslivation klappig gelegten Santalaceen. Auch nelune ich an, dass
bei iMonopctalen die dachziegellürniige Deckung ein baldiges Trennen
der Korolle in freie Bluineid)latter bei wenig höiierstehenden Familien
anzeigt. Es haben in der That sehr wenige l\)lypelalen eine klappige
Prätloration der Blumenkrone, hn Uebrigen werden regelmässig zuerst
die Blumen])latter frei, dann die des Kelches, wie man dann die regelmassige
Vervollkommnung der Blume von innen heraus stets, niemals
umgekehrt schreiten sieht, der Wichtigkeit der Theile gemäss. Wenn
die beiden Kreise sich in einzelne freie Blätter aufgelost haben, so
stellt sich bald die regelmässige Spiralfolge wieder her, und indem
sich nach unten zu entwickelnden Gesetzen die Theile vermehren,
die Kelchblätter auch wohl verfeinert w^erden, so folgen sich dann
sämn}[liche Theile in kom[)licirten Spiralen so unmittelbar, dass man
kaum die Grenzen der einzelnen Kreise unterscheiden kann, wie bei
den Wintereen, Magnoliaceen, Nymphaeaceen, Calycantheen, manchen
Ranunculaceen und Andern. Ich habe das Gesetz der allmäligen Diii'erencirung
der Blütheuhüllen ausführlicher entwickeln zu müssen geglaubt,
als es Manchem nöthig scheinen ntag. Ich habe die ganze Schlussfolge
sehr oft hin und her für mich überlegt und geprüft, weil mir
hier wieder ein Gegensatz gegen die Bildungsgesetze des Thierreichs
hervortrat. Dort scheint in der That in dem Verschmelzen getrennter
Theile häufig ein Vervollkommnungsstreben zu wirken. So verschmelzen
die Köri)erringel der niedern Krebse bei den höhern
bis zur Unsichtbarkeit; die bei niedern Fischen getrennten Theile
des Skelets (z. B. die Hinterbein- und Gesichts-Knochen) verschmelzen
zum Theil schon in den höhern Fischen und ganz bei den
vollkommnern Wirbelthieren; die fünf Beckenwirbel verschmelzen beim
Menschen zu einem einzigen Kreuzbeine, und die Schädelknochen verbinden
sich fesler. Soweit die liier sehr zahlreichen Verschmelzungen
blos das Knochengerüst betreffen, kann man an eine damit erzweckte
grössere Festigkeit denken, aber ähnliche Verhältnisse finden auch im
Bezug auf andere Theile des Baues statt. Dagegen erinnerten wir uns,
dass schon die alten Philosophen, wie Buffon besonders hervorhebt,
in der freien Gliederung der Finger die Vollkommenheit des Menschen
ausgedrückt und sogar veranlasst glaubten, und die alten Physiognomen
( A r i s t o t e l e s , Polemon, Adamant ius, auch Porta) erklären ein-
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stimmig, wie bei den Fledermäusen verwachsene Zehen und Finger
eines Menschen fih* schlechte Zeichen seiner geistigen Entwickelung.—
Im Uebiigen ist obiges Gesetz durch die Entwickelung der Pflanzen
des ganzen Reichs bestätigt und abgeleitet.
Wenn wir bemerken und durch unzählige Beispiele bewahrheitet
(hiden, dass das Verschmolzen- oder Freisein der Blüthenhüllen-Theile
gleichen Schrill hält, mit der Vervollkommnung des ganzen Gewächses,
so ist dies nicht gemeingültig, für alle übrigen Kreise der Blüthe. Ihre
wesentlichen Theile, die Carpelle und Staubfäden treten ursprünglich
getrennt auf, und jeder einzelne kann eine vollständige Blüthe repräsenliren.
Verwachsen diese Theile nun gelegentlich miteinander, so
ist dies ein Umstand, der nicht auf den EntwickekmgszusLand unmittelbaren
Bezug hat. Sehr häufig sind in derselben Familie die Staubfäden
und Carpelle bald miteinander verwachsen bald getrennt, obwohl
ganz allgemein gesagt, in den niedern Familien sehr selten in einer
Blüthe mehrere von einander getrennte Carpelle vorkommen, hei höherstehenden
Ordnungen jedoch überaus häufig, und vielleicht in der
Ueberzahl. Aehnlich ist es mit den Staubgefässen. Ihre wesentlichen
T h e i l e , die Staubbeutel kommen nur in ziemlich lief stehenden Familien
verwachsen vor (Cytineen, Balanopiioreen, Cucurbitaceen, Nepentheen,
einigen Euphorbiaceen, Compositen, Calycereen, einigen Campanulaceen,
der ganzen Campanel - G r u p p e , Gesneriaceen etc.), niemals
bei höherstehenden Familien, während dort überall häufig die Filamente
im Grunde oder der ganzen Länge nach verschmolzen erscheinen
Nur scheinbare Ausnahmen bieten einige Violaceen und Tropäoleen.
Obwohl diese Verhältnisse mithin durchaus das Gesetz der DitTerencirung
unterstützen, so wäre es doch Thorheit, wollte man blos darum z. B.
die Gruppe der Kreuzblüthjgen (Papaveraceen, Cruciferen, Fumariaceen
u. s. w.) für unvollkommnere Polypetalen halten, als z. B. die Rosaceen
, weil ihre Carpelle zu einer Frucht verwachsen. Martins,
S c h u l t z und G ä r tne r haben oft diesen Irrthum begangen.
Einen anderen ebenfalls mit Vorsicht zü behandelnden Punkt, in der
Geschichte der Blüthen-Vervollkommnung bieten die durch gegenseitige
Verwachsung der verschiedenen Blülhenkreise untereinander entstehenden
sogenannten Insertionsverhältnisse. Ihre unvorsichtige Behandlung
selbst von ausgezeichneten Botanikern hat, wie L i n d l e y sehr richtig
bemerkt, der natürlichen Eintheilung der Gewächse ungemeine Hindernisse
in den Weg gelegt, namentlich indem man, ihre Wichtigkeit zu
hoch anschlagend, alle Gewächse mit gleicher Inserlion in eine Klasse
brachte. Es können miteinander verwachsen: Reich- und Kronen-
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