
J
134 - -
überaus selten ein, und wenn noch mehr Carpelle auftrelen, so sind
dies meist nnr Wiederhohmgen dieses Wirteis, obwohl bei den Ranunciilaceen
bisweilen noch viel höhere Verhältnisse vorkommen, z. ß.
etc. Die Drcizabl der Carpelle bei den Monocotylen iind der Laurineenreihe
geht nicht in eine hühere Stellnngszahl über, sondern die
Wirtel vermehren sich bei der Vervollkommnung des Typus durch einfache
Wiederholung. Bei den Typen, die mit Ausnahme der 3 Carix'lle
in den Bhithen pentamer sind, vermehren sich diese Carpelle bei
steigender Vervollkommnung auf 5 und deren mehrfaches.
Hei dem Slaubblälterkreise beruht die Vervollkommnung in einer
ahnlichen Vermehrung. Zwei oder vier Stauhgefässe durch Einhalh-
Stelhmg gehen meist in 8 durch Verdoppelung der Kreise über, wogegen
die durch Verkünuiierung entstandenen Di- und Teti-- andristen
in f, f und 2(:?) übergehen. Ueber die f Stellung der Staubgefässe
lindel nicht oft ein Steigen statt, und .die grosse Zahl derselben bei
vielen hüheren Familien entsteht nieist durch Wiederholung dieser Anordnung,
so dass z. B. in der Apfelblüthe die 20 Staubgelasse aus 4
alternirenden Cyclen nach } Stellung, beim Bittersporn 3 solcher Cyclen
(3[|J), bei Aquilegia sogar Doch auch die | Stellung steigert
sich noch in dieser Weise, und es finden sich z. B. 8 alternirende
Cyclen (SU]) bei Nigella.
Die Blumenblätter vermehren sich in meist viel geringerem Verhällniss
als die Staubgefässe und zwar wächst die Dreizahl hierbei nur
durch Wiederholung in alternirenden Quirlen, auch hei den hierhergeborigen
dicotyüschen Familien (JFintereae, Berberideae, Magnoliaceae
etc.). Dasselbe ilndet bei den zweizähligen Blüthen statt, zu
denen noch die Nymphaeaceen gehören. Bei den Typen mit fünfzäh'liger
Blumenkrone tritt mitunter eine Komplikation bis auf | Stellung eJn,
und selbst höhere Verhältnisse finden sich,- mitunter alterniren die
fünfzähligen Wirtel. Im Allgemeinen hält die Vermehrung der Blumentheile
nicht gleichen Schritt mit derjenigen der übrigen Blüthenkreise
und wir erblicken viele Blumen mit stark vermehrten Befruchtungskreisen,
die dennoch ihre anfängliche Blnmenblätterzahl beibebaUen
haben.
Den geringsten Antheil an dieser Vervielfältigung durch Wiederholung
oder Steigen des Verhältnisses hat bis heute der Kelch genommen,
der auch mitunter sogar noch verwachsenblättrig in den obersten
Regionen bleibt. Wo -^ine Wiederholung eingetreten ist, wie bei den
Malvaceen bemerkt uini eine einfache Alternation.
— 135 —
Wie man sieht, ist der Gang in den einzelnen Blüthenkreisen mit
steigender Vervollkommnung ein höchst ungleichmässiger, und es kann
zu nichts führen, das Steigen oder Fallen des Verhältnisses in der einzelnen
Blüthe von innen nach aussen oder umgekehrt zu prüfen.
Dagegen findet hei jedem einzelnen Kreise innerhalb des Typus seihst,
mit wenigen Ausnahmen ein stetes gesetzmässiges Steigen des Zahlenverhältnisses
statt, im gleichen Schritt mit der sonstigen Vervollkommnung
und wir finden mithin auch in dieser Richtung das Princip der
Vervollkonminung als das überallgeltende der pflanzlichen Natur.
Nachdem hiermit nun die Hauptgesetze des Vervollkommnungsstrebens
angedeutet sind, bemerken wir, dass auch ohne dieselben speciell
zu kennen die Systematiker ihren Einlluss wohl empfunden haben,
und ihre Klassen A'petalae, Monopeialae, Calyeanthemae und Diahj'petalae
deuten ungefähr den Gang dieser Vervollkommnung im ganzen
Reiche an. Aber diese Einsicht wurde schädlich oder blieb fruchtlos
für die natürliche Anordnung, weil man--nicht erkannt hatte, dass
die Einwirkung dieses Strebens auf einzelne Pflanzengeschlechter und
Typen verschieden ist, deren Betrachtung man mithin sondern muss.
Jeder abgeleitete Pflanzentypus wird durch Einwirkung dieses Foi'tbildungstriebes
in eine Reihe verwandelt, deren Glieder sich folgen nach
dem Grade ihrer Ausbildung.
IV. fan k r imr^gdmässigeu (gnixiickluttg.
Dass jede Regel seine Ausnahme habe, besagt ein altes Sprichwort,
welches zu den w'enigen gehört, die fast immer zutreffen. Indessen,
wir möchten behaupten, dass die sogenannten Ausnahmen von
den Naturgesetzen eigentlich keine Ausnahmen sind. Es sind meist
nothwendige Abweichungen durch secundäre Einwirkung anderer Verhältnisse
erzeugt, und überaus häufig bestätigt sich in ihnen das Gesetz
am deutlichsten. So sind die Perturbationen der Himmelskörper
nicht unberechenbare Unordnungen des Laufes, sondern sie dienen
selbst zur Bestätigung der Weltgesetze, indem man aus ihrer Grösse
und Eigenheit das Vorhandensein und den Ort neuer Theile des Systems
erkennt.
Solche Störungen der Entwickehing beobachtet man häufig im
Pflanzenreiche. Vergleicht man die P'amilien der Compositen und Dipsaceen
miteinander, so kann man unmöglich verkennen, dass die letz