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,,weichte nicht abii'i't, in den Nebeldunst leiner und hochtrabender Si)ekuUUionen,
sondern welche l'orschend zu Werke geht"*). Ausdrücklich
stellt er dieser Interpretatlo naturae die Anticipatio einiger Alten
entgegen, welche ilypothesen und Ideen aufstellt, ohne auf Naturbeobachtung'
Rücksicht zu nehmen**).
Ww vei'danken es der in deii letzten Jahrhunderten stets sleigenden
Anwendung der indukliven Methode, dass die Naturwissenschaft
mit immer schnelleren Schrillen vorwärts eilt, obwohl nicht alle ihre
Fächer darin gleichen Schritt gehalten. Ohne Bedenken hat die Astronomie,
die Physik und Chemie von dei' Interpretation der Beobachtungen
Vorlheil gezogen, viel weniger die Wissenschaften der organischen
Natur, Zoologie und Bolanik, die man wohl eben darum die beschreibenden
nennt. Am meisten steht die letztere zurück; die Philosophie
bescliaftigle sich zunächst mit dem iMenschen, dann mit dem Thierreich,
später erst mit den Pllanzen, deren vergleichende Beobachtung
am jüngsten ist. Unsere Aufgabe ist nun, in gedrängter Darstellung,
die allmäüge Einwirkung der philosophisclien Betrachtung auf die botanische
Systematik nachzuweisen, welches nicht wohl im Zusammenhange
möglich ist, ohne auf den Eintluss derselben in der zoologischen
Wissenschaft Rücksicht zu nehmen.
Die ältesten naturwissenschaftlichen Schriftsteller betrachten die
organischen Wesen als hervorgebracht durch eine schöpferische Kraft,
sei es der alleslenkenden Gottheit, sei es der Erde selbst, welche in
eigenen Gebärmuttern {Liiere;^ und Epicuräer) dieselben erzeugt habe.
Einige betrachteten sie aus Keimen entstanden, und entstehend die mit
«
der Erde zugleich erschaffen worden. Andere glanhten an fortwährende
INeuschöpfungen. Die Leugner einer Ubernatiirhchen Schöpferkraft
sprechen von einer Selbstzeiigung, freiwilhgen Entstehung (Generatio
aequivoca) der organischen Wesen. Eine solche komme noch immerfort
vor, sie sei aber im vorzüglichen Unifange in den Zeiten vor sich
gegangen, wo die Erde noch niciit mit organischen Wesen bevölkert
war. Diese Entstehung soll in einer warmen Urfeuchte, Urschleim,
im Schlamme (gleichsam in einem halborganischen Vehikel) vor sich
gegangen sein, und höchst malei'isch und anschaulich beschreibt Diodor
die Entstehung der ägyptischen Mäuse aus dem Schlamme des Nils,
wie sie mit fertig gebildetem Vordertheil und Kopf hervorgucken, im
Hintertheil noch unvollendeter ungeformter Schlamm. Bei den Epi-
*) De augment, scient. ¡Ab. II c. 2 p. 47
"J Aphorism. 26 etc p. 282. {^Oper. omn. Francop, a. M. 1668. ¡ot.}
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curäern bringt die Erde alle hühern und niedern POanzen und Thiere
zugleich hervor, und hörte dann auf zu zeugen. Aristoteles
beschränkte die Fortpflanzung auf Insekten, einige Mollusken und
Fische, Thiere, bei denen er den Verlauf der Selbstzeugung nich^
kannte'. Der Glauben, dass Insekten z. ß. Bienen aus faulenden Thier
körpern (z. B. Binderköpfen) entstünden, ist unangefochten im ganzen
Alterthum, und geht durch das Mittelalter; als man nach Entdeckung
des Mikroskops diese Thiere genauer untersucht, als Swammerdamm
ihren zusammengesetzten Bau voll Bewunderung beschreibt, verliert
sich diese Annahme. Bestimmt glaubte man nunmehr, dass wenigstens
die durch das Mikroskop beobachteten Aufgussthiere von selbst durch
Fäulniss der Pllanzentheile entstünden, aber schon Lamarck, von dem
wir nachher ausführlicher reden, findet, dass auch ein Polyp dafür zu
komplicirt gebaut sei. Dagegen für eine Monade, meint er, dürfe man
die Selbstentstehung annehmen. Man sieht mit dem Fortschreiten der
Wissenschaft die Lehre von der Selbstzeugung zurückschreiten, man
beschränkt sich immer weiter auf einfachere, kleinere, weniger beobachtete
Wesen. Ebenso ist es in der Botanik gegangen, wo man
gegenwärtig nur noch die Entstehung gewisser niederer Jlgen und
p L - f o r m e n , die oft aus einer blossen Zelle bestehen, diskutiren hört.
Das ganze organische Reich betrachten die Anhänger der SchöpfungstheoHe
als bestehend aus den unveränderten Nachkommen jener
von "der Gottheit erschaffenen Thierformen. Die Aehnlichkeiten und
Analogien, die diese Wesen zeigen, werden angesehen als Anzeichen
eines "best immten Schöpfungsplanes. Allgemein glaubt man eine gewisse
Reihenfolge unter diesen Lebewesen wahrzunehmen, eine Stufenleiter
vom niedersten bis zum höchsten Wesen, und einer unserer
ältesten Botaniker seit Wiedergeburt der Wissenschaften, Conrad
G e s n e r , hat geglaubt, eine ununterbrochene Stufenfolge vom Minerale
an, bis zum Menschen, ja vielleicht bis zur Gottheit bilden zu können,
die Alles umfassen sollte, was mit Leben begabt wäre. Dieser phantasievolle
Gedanke ist von Leihnitz mit Geist erfasst, und von
B o n n e t besonders gepflegt worden, man erkennt in dieser aufsteigenden
Reihenfolge die Verwirklichung eines Planes, der sich immer
mehr nach oben bestimmter andeutet, und entwickelt. Buffon erkennt
in seiner Naturgeschichte das Vorhandensein eines solchen Planes
in der Reihe der Wesen an, man könne die allgemeinen Umrisse sehr
tief herab darin verfolgen, und in den niedersten Verkörperungen
dieses Planes könne man doch die Andeutungen alles des Verschieden-
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