
den Fehler einer Trennung des Reichs in banm- nnd krautariige Gewächse,
auf dem harinäckigen Irrlhnnic l)criilien(l, dass die Dauer des
Stengels eine wesentliche Verschiedenheit seihst hei Pllanzen bedinge,
die in allen .uideren Theilen iihereinstininien. Glücklicherweise ist er
der letzte, der hieraul' Gewicht gelegt*).
Wie es scheint, ohne seinen Vorgänger ß u r c k h a r d t zu kennen,
vielmehr durch eine geistreiche Ahhandluug Vaillant's (de mqjtiis
plantanim 1718) angeregt, entwarf der unsterbliche Linné (1707 bis
1778) sein Sexualsystem, von allen künstlichen Systemen dasjenige,
welches den grüssten Beifall erhalten hat. Die ersten Andeutungen
dazu machte er 1731 bekannt, vollendet lag es im Jahre 1737 vor.
Die 24 Klassen desselben sind nach den Verhaltnissen der Staubgefässe
e n t w o r f e n , und zwar die ersten 10 Klassen nach der Zahl derselben
(1 — 10) in einer Zwitterblüthe. Die 11. Klasse enthält die zwitterblüthigen
mit 1 1 - 1 9 Staubgefässen. Die 12. und 13. Klasse Pflanzen
mit über 20 freien Staubgefässen, welche in der ersten auf dem
Kelche, in der zweiten auf dem BUithenhoden befestigt sind. Die 14.
nnd 15. Klasse enthalten Pflanzen mit 4 und 6 freien Staubgefässen,
von denen jedesmal zwei kürzer als die anderen sind. Die 16., 17.,
18. Klassen enthalten Pnanzen, deren Zwitterblüthen eine grössere Anzahl
Staubgefässe in 1, 2 und 3 oder mehr Bündel verwachsen enthalten.
Die 19. Klasse enthält Pflanzen, deren Staubgefässe zu einer
Rohre verwachsen sind, die 20. Klasse Pflanzen, deren Staubgefässe
mit dem Grifl-el verwachsen. In der 21. und 22. Klasse befinden sich
die Geschlechter in verschiedenen Blumen, die bei der ersten auf demselben
Individuum, bei der zweiten auf verschiedenen vorkommen. Die
23. Klasse enthält solche Gewächse, bei denen Zwitter, männliche und
weibliche Blüthen auf demselben Individuum vorkommen, und in der
24. Klasse fehlen Staubgefässe, wie alle übrigen Geschlechtsorgane
gänzlich. Die Ordnungen sind nach der Zahl der Griffel hauptsächlich,
zum Theil auch nach der Frucht und den Staubgelassen begrenzt.
Diese Klassiiikation führte L i n n é mit einer grossen Konsequenz durch,
wobei der natürlichen Verwandtschaft meist kein Einfluss zugestanden,'
so dass sehr nahestehende Gruppen dadurch weit von einander getrennt
wurden. Bei alledem sind einzelne ganze Klassen ziemlich natürlich
ausgefallen, ein sprechender Beweiss für die Wichtigkeit der zum Principe
der Eintheilung gewählten Organe. So enthalten die 3., 6. und
9. Klasse den grossten Theil der Monocotylen, die 15. Klasse die
V.ruciferm, die 12. die Malvaceen, die l7. die Schmetterlingsblüthigen
und Polygaleen, die 19. die Kompositen etc. In der Ausführung des
Systems waren die einzigen Fehler, allzustrenge Trennung einzelner
Gattungen wegen anomaler Verhältnisse der Geschlechtsorgane von allen
Verwandten, und einige Inkonsequenzen, die namentlich von der Tren-p
nung der diclinischen Pflanzen herrührten. Da das Linné' sehe System
seiner leichten Uebersichtlichkeit und Handhabung wegen allgemeinen
Eingang fand, so suchte man diejenigen Fehler zu verbessern,
welche in der Ausführung des Princips lagen; während Andere das
Princip selbst angrifl'en, welches der Veränderlichkeit der Zalilenverhältnisse
wegen nicht brauchbar sei. Von den meisten Verbesserern
wurde die 23. Klasse gänzlich verworfen, T h u n b e r g vertheilte sämmtliche
Diclinen auf die übrigen Klassen,' Smi t h und S p r e n g e l wollten
die Diclinie nur in den Fällen berücksichtigen, wo die Bildung der
Blüthendecke bei beiden Geschlechtern verschieden sei. Persoon löste
die 18. und 23. Klasse, H o r n e m a n n die 11. und 23. Klasse auf.
V i l l a r s und Brotero ordneten die Klassen nur nach der Zahl der
Staubgefässe, Li l jebal d vereinigte die wenigen Pflanzen der 7. bis
10. Klasse in eine, ebenso der 11. und 13. und vertheilte diejenigen
der 18., 21. — 23. Klasse auf die übrigen. Willdenow, einer der
geistreichsten und längsten Anhänger Linné's, vereinigte die Monogamisten
der 19. Klasse mit der Pentandria, wo sie unzweifelhaft besser
aufgehoben waren, und theilte neben anderen unbedeutenden Veränderungen
die 24. Klasse in 15 Ordnungen, welche S e h r e h e r auf
6 reducirte.
Das Li n n é ' s e he System steht hoch über allen bisherigen, nicht
wegen der Vollkommenheit seiner Grundsätze oder deren Ausführung,
sondern durch die ausserordentlich sorgfältige Einreihung aller bis dahin
bekannten Pflanzenarten in dasselbe, die erst jetzt zu sicher umschriebenen
Gattungen vereinigt worden waren. Erst von L i n n é werden
die Gewächse sicher unterschieden und benannt *).
Die systematischen Principien des grossen Reformators der Botanik
wurden, von dem ersten Bekanntwerden derselben an, heftig bestritten
*) Joh, Henr. ßurckhardt . Epistola ad Leihnitziiim, qua characteram
plantarum naturalem, nec a radicibus, nec ah alns partilm-i plantarum
minus essentialihus peti posse ostendit. Wolfenb. 1702
*) Hauptwerk; in welciiem zugleich alle vorliergeheiiden künstlichen Systeme
genau dargestellt sind: Caroli Linnaei, classes plantarum, seu Systemata
plantarían omnia a fructißcatione desumta, quorum XVI. universalia, et
Xm. partialia compendiose proposita etc. — Fundamentorum botan. Pars
/ / . Magdeburgic. 1747.
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