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entwickelten Gruppen ausgehen, weil erst in diesen ihre eigenthuinliclie
Natur recht zur Ausprägung gekommen ist. Soll jedoch eine
solche Vergleichung gewagt werden, so (ritt gleich anfangs eine besondere
Schwierigkeil entgegen, wie man eine Pflanze als Ganzes fassen
soll, um sie dem Thiere entgegenzustellen. Denn es leuchtet Jedem
ein, dass man einen vielhunderijahrigen Baum nicht in dem Sinne als
Individuum betrachten kann, wie ein älteres Thier. Gallesio und
C o u l a y haben in der That diese Ansicht vertheidigt, und geglaubt,
alles durch ungeschlechtliche Erzeugung von einem Organismus abgestammte
gebore zu einem einzigen theilbaren Individuum. Praktischer
erscheint die Ansicht, welche De la II i r e aufstellte, und welche Linné,
D a r w i n Vater, Jussieu, Ca nd o l l e und Andere theilten, dass
jeder letzte Spross der Pflanze für ein Individuum zu halten sei, wonach
sich das zusammengesetzte Gewächs etwa einem Korallenstock mil
lebenden Polypen vergleicht. A g a r d h und Gaudichaud haben jedes
Internodium, Schultz jeden lebensfähigen alle Elementartheile enthaltenden
Pflanzentheil (Anaphyton), Turpin und Schleiden die
Pflanzenzelle, Meyer sogar die aufbauenden Körnchen (Monaden) für
das wahrhafte Pflanzenindividuum gehalten. Ich verstehe darunter
den von einem bestimmten Exemplar absirahirten Begriff einer Pflanze
nach allen ihren Theilen und Zuständen bis zur Fruchtbildung, wobei
zu bemerken ist, dass dieser Begriff bei diöcischen Pflanzen nur von
2 aus einer Mutterpflanze abstammenden Exemplaren abzuleiten ist.
So w enig die Zoologen den Cercarienschlauch, die Amme, oder Puppe
einer Distoma für das vollkommene Individuum halten, sondern nur
den Gesammtbegriff dieser und der übrigen Entwickelungszustände des
Tbieres, ebenso wenig möchte ich in einem Internodium oder Anaphyton
oder Knospe das Pflanzenindividuum repräsentirt sehen, obwohl
es sich daraus entwickeln lässt. Vergleicht man aber auch das wie
oben erhaltene wirkliche Pflanzen-Individuum mit einem thierischen,
so lassen sich schwerlich Unterschiede finden, die allgemeingültig dastehen,
zumal da in den untern Klassen beider Reiche nicht die Verschiedenheiten
der höhern durchgreifen; es fehlt also auch hier ein
absoluter herrschender Charakter, und man darf deshalb nur umschreibend
zu Werke gehen. Weder die Abwesenheit eines Magens,
noch des Nervensystems, noch des Bewegungsvermögens, oder die chemische
Zusammensetzung geben allgemein brauchbare Charaktere zur
Unterscheidung und in den niedern Abtheilungen ist selbst der Gesammtcharakter
so wenig entschieden entwickelt, dass man gern daran
glauben mag, wenn die Naturphilosophea versichern, beide Reiche seien
aus äusserst nahestehenden Uranlangen hervorgegangen. Für eine allgemeine
morphologische Vergleichung beider Reiche ist eine Wachstbums
Verschiedenheit charakteristisch, die als recht beständig, ihre
äussern Gestaltungen regelt. Dieselbe äussert sich darin, dass bei dem
Thierwachsthum eine allmälige Vergrösserung der fast sämmtlich im
Grundplan bereits angedeuteten Theüe, w^enn auch mit ungleichmässigem
.Forlschritt statlfindet, während im Pflanzenwachsthum eine beständige
Wiederholung der bereits vorhandenen Hauptorgane in derselben Richtung
eintritt, von den vorigen unabhängig, zufällig und unbegrenzt.
Denn während im Thiere die Organe immer gezählt, und ungefähr
gleichmässig auswachsen, kann die Pflanze ebensowohl mit dem ersten
Iniernodium, als im lOten oder lOOsten, vor oder nach der Blattentwickelung
ihren Lebenskreislauf mit Blühen und Befruchtung vollenden.
Der Ilauptunterschied im ganzen Typus wird mithin dadurch bewirkt,
dass beim Thiere jedes Glied ein untergeordneter Theil des Ganzen ist,
während bei der Pflanze die Organe als nebengeordnete Theile, mit
gegenseitiger Beziehung aufeinander, aber keinem bedingenden Grundplan
oder Oberhaupt untergeordnet zu betrachten sind. Wo aber gleichwerthe
Theile sich nachmals durch einfache Juxtaposition wiederholen,
da setzen sie sich mit den schon vorhandenen, wie es scheint nach
einem allgemeinen Naturgesetz, durch spiralige Anordnung ins Gleichgewicht.
Im Thierreiche, wo alle Glieder einem beherrschenden
Hauptorgane, oder gewissen Centraltheilen, resp. dem ganzen Organismus
untergeordnet sind, ordnen sie sich niemals spiralig, so oft auch
derselbe Theil z. B. ein Wirbel (Ringel) sich wiederholen mag. Die
Vervielfältigung eines Organes ist bei Thieren aus allen Klassen häufig,
aber die Wiederholungen desselben Gliedes stellen sich entweder nach
vielen |Richtungen symmetrisch um eine Axe sternförmig (actinomorph)
wie bei den meisten niedern Thieren (Polypen, Seeigeln, Actinoideen,
Crinoiden, Acalephen etc.), oder nach 2 Seiten um eine Mittellinie
symmetrisch (zygomorph), wie bei allen höhern Thieren. Um ein
recht auffallendes Beispiel zu wählen, die als besondere Thiere (Trochiten)
oft angesehenen Säulenglieder der Pentakriniten und Aehnliche,
welche äusserlich in der reichen Zahl ihrer Wiederholung vollständig
den Eindruck der Pflanzen-Stengel-Glieder machen, sind in ihrem
eigenen Bau schon actinomorph, und nicht spiralig aufeinander gesetzt
weil sie untergeordnete Glieder eines Tbieres sind. Aber in gewissen
Abtheilungen dieses Reiches giebt es dennoch zahlreiche Tliiergebilde,
die eine spiralische Anordnung zeigen; nämlich da, wo eine successive
Entwickelung und Aneinanderreihung von Theilen stattfindet, die dem
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