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alle C.ewiichse, dercMi ('ulylen, wenn mehr als einer vorliaiulen, niclil
gegenill)erstelu'ii, zu den Monocotylen alle inil zwei oder mehr und
g e i r e n i i ! ) e r s t e l i e n d e Cotyledonen aber zu der zweiten Ilauptablhei-
Inng (Dicotyledonen) bringen wollte. Man erkennt sofort, dass damit
nichts geliollen ist, denn wo bleiben die Dicotylen-ahidichen n)it einem
Sameida|>i)en, wo die acotylisehen? Viel l)esser erscheint es mithin,
zu sagen: nicht der Samenlappen unterscheidet die grossen Gruppen,
sondern das Zusammenwirken aller Charaktere, unter denen die l]eschalienheit
der Samenlap[)en in der Hegel eine besondere Wichtigkeit
hat. Wenn Jussieu seine säunntlichen Aajadrn unter die Acotylen
stellte, so ist dies ein Irrllunn, der noch beinahe 50 Jahre spiUer aus
andern Gründen, aber ganz in deiselben Weise, von einem geisti'eichcn
Systematiker widerholt wurde, auf wclchen alsdann ausführlich eingegangen
werden wird.
Ein zweiter Charakter, dem Jussieu einen allzugrossen Werth
fiu' die Klassilikation l)eilegt, ist die sogenannte Insei'lion. Dieselbe
beruht auf Verwachsungsverhältnissen der einzelnen Theile der Hluihe,
welche nicht in ihrer augenblicklichen vollendeten Erscheinung, sondern
in ihrer ganzen Entwickelung zu betrachten sind, wenn sie bei der
btätter entwickeln, wefthall) l)hittlose Scliinarützei'gewächse den grössteii Theit
der ohengeiianiiteii l'amilieii ausmachen. Man kann die Bündigkeit dieses Scliiusses
sogleich bei den Ku])1iorbiaceen und Cacteen erproben, bei deren blattlosen
Gattungen in zahlreictien Fällen auch die Cotylen vollkommen fehlen, mitunter
auch sehr verkümmert erscheinen, ein Fall, der niemals beobachtet wird bei den
beblätterten Eupiiorbiaceen od^v den Ti/ciiii'/i - Gattungen Peiri?A7m/und Rlnp^a-
Iis. Die oben genannten i^]i/rtacf^en - GMuugen tragen vielleicht statt der Blätter
nur Phyüodien, die oft nicht von jenen leicht zu unterscheiden sind. Bei
den Dicotylen mit einem Sameiihippen, ist es gewöhnlich die Fntwickelung einer
Knolle zwischen Wurzel utid Stengel, welche an die Stelle eines zweiten Sainenlappens
tritt, wie bei ¡htuhnn^ den knolligen Cori/dalis-kxiQw, CycLamen etc.
Oft ist der zweite Lappen angedeutet, aber tritt nicht aus der Erde hervor, sondern
entwickelt sich sogleich zur Knolle. So bei Ciirimi Ihilbocastanon Kochy
bei mehreren Leontice - Alten, bei Dentaria u. A. Wenn man sieht, wie später
diese Zwiebel statt der Cotylen die junge Pilanze ernährt, so kann man
durch Analoaien schliessen, dass vielleicht die liäufige Bildung von Knollen und
Zwiebeln bei Monocotyletionen, mit der Entwickelung des einen Cotyledoiis in
weitläufigem Zusammenhang stehe. "Was die Fälle betriift, wo sich n»ehr als
zwei Cotylen entwickeln, so rührt dies entweder von sehr tiefer Theihntg der
Blätter her. wie bei einigen Cruciferen, oder es kommt bei Pflanzen vor, deren
Blätter quirlförmig zu mehreren in derselben Höhe stehen. Deutlich tritt diese
Ursache hervor, bei den Arten der Papiltonaceen-Qviiinwg Oxytropis^ wo nur
die Arten mit quirlförmigen Blättern, und selbst diese niclit konstant, vier Cotylen
besitzen.
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systematischen Anordnnng nicht anf Irrwege leiten sollen. Jnssieu
liai die Insertion, ol)wohl er sie ebenfalls als einen primaren Charakter
helrachtet., hänfig ebenso, wie die Cotylenverhaltnisse, vernachlässigen
müssen, nm nicht genothigt zn sein, allznnahe verwandte Familien
aiiseinaiuler zn reissen. Jedoch liat sein Heispiel viele spatere Systematiker,
znmal D eCa n d o l l e veranlasst, die Insertionsverhältnisse als
(iherans wichtige Trennnngsmittel zu betrachten, und der geistreiclïe
L i n d l ey hat nicht Unrecht, wenn er sagt*): „Wenn bisher keine
der Bemühungen ein natürliches Pllanzensystem zu Stande zu bringen,
glücklich ausfiel, so lag der Grund nach meiner Ueherzeugung darin,
dass man öfters manche Jussieu'sehe Regel über den Werth von
Charakteren für durchaus sicher hielt, wäiirend sie zu den trüglichsten
gelïorte. Dergleichen sind besonders der Stand der Stauhgefässe etc.''
Der Umstand, dass es häutig schwierig ist, die perigynische Insertion
von der epigynischen zu unterscheiden, hat Achi l les Richard^
(geb. 1794) veranlasst, dieselben zu einer (Syviphysogynia) zu
vereinigen, wodurch er 5 Klassen w^eniger als J u s s i e u erhielt. Im
Uebrigen unterscheidet sich diese Anordnung, welche Richard in
seiner Botanique médicale befolgte, nicht wesentlich von dem Juss
i e u ' s e h e n Systeme, und man kann sie auch für keine Verbesserung
ansehen. Ein besonderer Fortschritt w^ar die Vereinigung der Conifenm
und Cycadeen in eine Klasse (^yno7'rlu::i.eae), welche Ricliard
im Jahre 182(5 nach seiner Arbeit über diese beiden Familien aufstellte.
J u s s i e u ' s System bildet die Grundlage sämmtlicber nach ihm
aufgestellten natiirlichen Klassifikationen, und die von ihm aufgestellten
Principien der Unterordnung der Charaktere sind immer massgebend
gehlieben. Da indess seine Nachfolger einsahen, dass man die obersten
Klassen nicht nach der -Keimung bilden könne, weil sich dabei
allzuviele Inkonsequenzen ergeben, so suchte man nach noch beständigeren
Unterscheidungsmitteln.
Aug. Pyr. de Cawdolle^ der Vater, geb. 1778 (im Todesjahre
L i n n é ' s ) , gest. 1841, zuletzt Professor in Genf, glaubte den richtigen
Weg gefunden zu haben, indem er die primären Charaktere nicht von
den Fortpilanzungsorganen und der Frucht, sondern von den Ernährungsorganen,
die den ganzen Ptlanzenkörper aufbauen, ableitete. Es
ist dies ein neuer fruchtbarer Gedanke, den innern Rau der Pflanze,
die Anatomie und Physiologie hinzuzuziehen^ um eine natürliclie Klassi-
H't 'i 'Ifi.'
') L i n d t e y , Nixus plantavnm, Londini ÍSS7. Vorrede Vi. VII.
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