
p f l a n z e n (Inopfu/la) genannt, weil sie ein nnvollkoinmenes Zellgewehe
besilzen. Diese Slufe, der ersten Lebensperiotle entsprechend,
bilden 2 Klassen, 1) Blaslophyia (P i I ze) nnd 2) Gongylophyta
( F l e c h t e n ) . Die 2. Stnle (Idiophyla) zerfallt nach der Keimung in
Z e 11 k e i ni e r (7.(>ri()blaslae) auch G r ü np f 1 a n z e n (Chlorophxjta)
oder W ii r z 1 e r [Jladicarien) genannt; ferner in S p i t z k e i ni e r {Aerohiasten)
oder S ch e i d e n p f I a n z e n ( Coloophyta) oder Stengler
{Cauüiuuer) \\\\i\ 3) in Rlat tkeinier {Phylloblasten).— Die Zellkeimer
oder (iriinpHanzen bilden die 3. Klasse des Gewächsreichs, enthaltend
die jiUjeu, Moose, Fant nnd Cyeadeen, Die 4. Klasse bilden
die Spilzkeinier oder Scheidenpllanzen neben sämmtlichen Monocotvledonen,
noch die Isoeteen enthaltend. Die 5. Klasse Zw ei f e i -
b l n i n i g e (Sync/ilamydcaeJ besteht aus den blnmenkronenlosen Dicotyledonen
Jussien' s nebst Lycopodieii, Equisetaceen, Rhixianiheen
und y^apfmh'dumen, und hat als Mittelgruppe das Schicksal, von den
id)rigen Dicotylen geirennl, die 2. Stufe zu scliliessen, als ob sie nicht
Blume und Frucht hervorbrächte, ganz wie die andern Dicotylen.
Die 3. Stufe, die ßlumen-Fruchtpflanzen eröffnet die 6. Klasse der
( i a n zb In m i g e n (Synpetalae) ^ während die 7. Klasse die Kelchhl
um ige n (Cahjcaiithae) nnd die 8. und letzte Klasse die Stielb
l ü t h i g e n (Thalammithae) enthält. Diese 4 letzten Klassen sind
ziemlich den gewöhnlichen Eintheilungen der Dicotylen (Entsprechend.
Die unter den 8 Klassen zunächst stehenden Ordnungen sind
nach den morphologischen- und den Zahlen-Verhältnissen der Blüthe
und der Befruchtungsorgane, sowie nach einer fast mystisch zu nennenden
Betrachtung der Geschlechtsorgane entworfen, welche letzteren
wie im beständigen Widerspruch gegen einander streitend angenommen
werden, wobei denn bald das eine überwiegen soll, bald das andere.
Jede dieser 8 Klassen enthält 3 Ordnungen, insgesammt also 24
Ordnungen. Jede Ordnung dagegen bildet 2 Formalionsreihen, nnd in
jeder Reihe stehen wieder genau 3 Familien, insgesammt mithin 134.
R e i c h e n b a ch ' s Ansicht vom ganzen Reiche ist von den früheren
abweichend. Er vergleicht es einem immerblühenden, immerfruchtenden
Baume. Der Stamm repräsentirt das ganze Reich (regnum),
die Unterstämme die Klassen (classes), die Aeste die Ordnungen
(ordines) und die Seitenäste die Reihen (formatioiies). Die
Zweige repräsentiren die Famjlien (familiae), die Zweiglein die Gruppen
(tribiis), die Seitenzweiglein die Grüppchen (greges), die Blattknospe
die Gattungen (genera)^ die Blüthen die Arten (species) und
endlich Früchte und Samen die Varietäten. •—• Ferner sollen hierbei
entsprechen die Pilze dem Samen, die F l e cht en dem Keimling,
die G r ü n p f l a n z e n der Wurzel, die Sehe i d e p f l a n z e n der Knospe,
die Zweifelblumigen den Blättern, die Ganzblumigen dem
Kelche, die Kel e b b I ü t h i g e n der Blume, die Sti e l b 1 ü t h i g e n der
b^rucht. Letzteres gebort zu den spielenden Vergleichen, hinter denen
die Naturphilosophen einen tiefen Sinn zu verbergen glauben, Gegenüberstellungen
von Dingen, die nicht in Proportion zu bringen sind.
Dero-leichen Tändeleien sind eines xNaturforschers unwürdig, und erinnern
an die mystischen Beziehungen des Microcosmos zum Macrocostiios
des Mittelalters. Herr R e i c h e n b a c h kommt mir wie Oswald
K r o l l vor, der in seinem Buche über den Microcosmus die Bewegungen
der Himmelskörper dem menschlichen Pulse, die Erdbeben
dem Fieber, Ueberschwemmung der Wassersucht, Donner und Sturm
der Kolik, Regen mit Diarrhoe etc. vergleicht.
Was nun die Klassifikation an sich betrifft, so ist leider wenig
von dem Schönen gehalten, was versprochen wurde. Das Pflanzenreich
ist uns als eine einfache Reihe vorgeführt, an deren Spitze der
Pomeranzenbaum steht, welchem R e i c h e n b a c h den Platz einräumt,
welchen der Mensch im Thierreiche einnimmt. Wie wir uns die
baumartige Verzweigung ausführen wollen, bleibt uns überlassen.
Ferner die Abtheilungen! Mit den beiden Vegetationsperioden ist es
nichts mehr, seit wir wissen, dass die Sporen der Kryptogamen den
Samen höherer Gewächse nicht analog sind. Ferner der Vorkeim der
Chlorophyten ist kein Analogon der Kotylen wie R e i c h e n b a c h mit
C a n d o l l e , Agardh, Ritgen u. A. glaubte. Die Aufstellung der
3. Stufe, Blüthen und Fruchtpflanzen, und ihre Trennung von den
blühenden und fruchtbringenden Klassen 4 und 5 der 2. Stufe ist
vollkommen unsinnig, verwirrend, und ein auffallendes Beispiel der
Tyrannei, mit welchem dieser Systematiker die Natur behandelt, trotz
seiner grüsstentheils lobenswerthen Principien. Nicht nur die 3 Hauptabtheiluugen
Reichenbach' s sind durchaus unvollkommner, und weniger
berechtigt als diejenigen Jus s ieu' s und Candolle's, sondern
überhaupt beinahe jeder Schritt, in welchem er sich von diesen beiden
grossen Systematikern entfernt hat, erweist sich als Fehltritt. Die
höheren und niederen Abtheilungen sind mit einer erschreckenden Willkür
nach einem beliebig gewählten Trennungscharakter abgegrenzt. Im
Uebrigen bieten diese Abtheilungen trotz ihrer für Laien erschrecklich
gelehrten Namen nichts Neues oder Verbessertes gegen die früheren Systeme,
wie man aus einer einfachen Gegenüberstellung mit den Can-
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