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b e s o n d e r e Klasse für diese und ahnliche Gewächse, in welche er die
Characeen j FhiviakMi, Ceratophylleen , Podostenieen , Lemnaceen , l ly-
(h'ocharideen, Hyih'opellideen , Trapaceen und Potameen vereinigle.
Und dennoch ist es ans den Geschlechlstheilen nicht schwer zu e r -
u e i s e n , dass diese Famihen nur als Wasserpllanzen sich alinhch sind,
sonst aber in sehr verschiedene Al)lheilungen des Ge\v¿ícl)sreiches gehtiren.
Man würde in der Zoologie mit denisell en Reclite die Del-
[)hine und Walliische als wii'kliclie Fische betrachten können; und die
Entennuischeln als wirkliclie Weichlhiere ansehen müssen, obwohl sie
mit denselben nichts gemein haben als die Lebensweise und ihrer
ganzen Natur nach zu den Kerbthieren gehören.
Aehnlich verhält es sich mit den ausserordentlichen Ilabitusähnlichkeiten,
welche bestimmte klimatische Verhältnisse bei Eiij)ho7^bia'^
Cactus-, Stapelia- und selbst Mesemkryanthemuin-S.y{m (z. B. M.
barbalum) hervorgebracht haben, obwohl die Familien (Euphorhiaceae^
Xopaleae^ Asclepiadeae) sich gewiss nicht näher verwandt
sind. Gleiche Uebereinstimmung findet man in dem Ausseben, der
fleischigen, stacheligen, glänzenden Strandpflanzen aller Erdtheile, in
den polsterbildenden Gebirgspflanzen, den windenden Gewächsen etc.
4. Zu i a I Is - V e r w a n d t s c h a f t nenne ich eine solche Uebereinstimmung
der äussern Form, welche weder durch Vererbung, noch
durch gleiche Entwickelungsstufe, noch selbst durch die Aehnlichkeit
der Lebensweise erzeugt wird, sondern allein durch jene unendliche
Variation der P'ormen, welche die Natur fast spielend hervorbringt.
Hierher die mannichfachen Nachahmungen der Blatt- und Blüthenformen
anderer Gewächse, die Ent l e ihunge n des Habitus, wie z. B. einige
Marsilea-kvi^AA den 4blättrigen Oxalideen ähnlich werden^ und ganze
Familien die ü b e r e i n s t imme n d e Tracht der H e i d e k r ä u t e r , oder der Myrten
entlehnen. Am deuLlichsten tritt diese Form -NachälTung auf, w^enn
sich ans Mangel an Zahl der Gat tungen, einzelne in aller denkbaren
Weise variiren. Dies ist z. B. der Fall bei den Myrtaceen und Acacien,
welche auf der Südspitze Afrikas und in Neuholland in Hunder ten von
Arten verbreitet sind, durch deren Phyllodien die Blattformen aller
nur verlangten Gewächse nachgeahmt werden. Man glaubt eine junge
Kiefernschonung zu sehen, wenn auf einer Bergfläche Calothamnus-
A r t e n , namentlich Calothamnus robiistus mit seinen am borkigen
Stamm spiralig gestellten Nadelblättern auftritt, und ähnlich wirkt
Leptospe/^mum recurmfolium, während Lepiospermum cordatum
mit seinen fleischigen bläulich weiss bereiften Blättern lebhaft an ge-
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in der zweiten oder Blühperiode einen gegliederten Pflanzenköi'per erzeugen,
auf welchem der geschlechtliche Gegensatz sicii ausbildet.
IV. Bei der Stufe der Far n und Equiseten geht in der ersten
Periode unmiltelbar auf der Mutterpflanze die Bildung eines gegliederten
Thallus hervor, auf welchen sich in zahlreichen Behältern zerstreut
die Sporen entwickeln. Aus denselben entstehen in der zweiten Periode
einfache Blüthenhöden, die getrennt oder auf derselben Fläche
die beiderlei Geschlechtsoi'gane entwickeln.
V. Bei den Heterokarpeen wächst das jimge Individuum ebenfalls
unmittelbar zum gegliederten Gewächs aus; die Geschlechtsorgane
entwickeln sich theiivveise in dieser, theilweise in der nächsten Periode,
welche sich also unmittelbarer daran schliesst, nur dass die Befruchtung
noch meist in dieser zweiten Periode vor sich geht. Es ist dies
der wahre üebergang zur letzten Klasse (V!.), wo die beiden Perioden
unmittelbar ineinander übergehen, indem die Blüthen sich niemals get
r e n n t , sondern auf dem durch die Befrnchtung erzeugten und aus -
gewachsenen Individuum selbst entwickeln. Das j u n g e Pflänzchen ent -
wickelt sich hier ebenfalls auf der Mutterpflanze, ruht dann von
s c h ü t z e n d e r Hülle umgeben, ungewisse Zeit, und wächst darauf unmittelbar
weiter, bis zur Erzeugung der Geschlechlsorgane, die sehr spät
auftreten können. Diese Blüthenpflanzen kann man noch ferner trennen
in nackt- und bedecktsamige, um zwei Unterklassen zu gewinnen.
Nicht aber ist eine fernere Trennung zulässig in Mono- und Dicotyledonen,
denn dieses sind keine übereinander stehende Gruppen, auch darf
man keine ferneren Ablheilungen nach der Verwachsung und Vollständigkeit
der Blüthentheile machen, da mit sehr verschiedener Schnelligkeit
die Trennung und Vermehrung der Theile in den verschiedenen
Beihen vor sich geht. Auch zweifle ich, dass die eben versuchte
Bildung von sechs Stufen eigentlich tadelfrei ist, da. di e eine unmittelbar
in die andere übergeht und dadurch von Neuem verwandte
Glieder getrennt werden. Es finden sich hiernach z. B. Algen in den
drei ersten Stufen. Dennoch sind diese Abtheilungen als die vorläufig
möglichst natürlichen zu betrachten, da es uns für jetzt unmöglich erscheint,
auch bei diesen niedern schwierig zu unter suchende n Gewächsen
sichere typische Verschiedenheiten und darauf gegründete Reihen nachzuweisen.
Wir begnügen uns in diesen untern Regionen, den Gang
der Entvvickelungsfolge anzudeuten.
Die niedersten Gewächse stehen den niedersten Thieren sehr nahe
und viele dieser einfachen Organismen werden noch heute bald zu dem
einen Reiche bald in das andere gezogen. C. G, N e e s ab Esenbeck
K r a u s e , Morphologie etc. 11