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(loppelie Blüthenhüllc erst von den Tiliaceen ab vorhanden ist. Neigung
der einzelnen Kreise znr gegenseitigen Verschmelzung sehr gering.
Blüthen regelmassig.
Bliiilien anfangs auf fleischigen Kolben, nachher in gedrängten
Aehren, Rispen und Cymen, zuletzt einzeln. Blätter oft bandförmig
a d r i g , mit dreieckigem Umriss, oft gelappt, meist weich, rauh oder
wollig, selten lederartig, glatt. Die Blätter sind mit gepaarten Afterblättchen
unterstützt, die mitunter eine Scheide oder Tute bilden und
dann zu fehlen sciieinen. Meist schleimige Kräuter, Sträucher oder
Bäume.
Die Reihe entspringt aus der Region der Aroideen, deren Charakter
sie in Beibehaltung der Dreizahl, so wie im Blatthabitus lange bewalirt.
Sie nähert sich dann der Caryophylleen-Reihe im Anfange, und
schliesst sich in den obern Gliedern mehrfach einigen abgeleiteten
Formen der Euphorbiaceen-Reihe an.
Die Chlorantheen stehen in der nächsten Beziehung einerseits zu
den Aroideen und Podostemeen, andrerseits zu den Pfeffergewächsen,
während die Aehnlichkeit mit den Urticeen und Lacistemeen mehr
eine äusserliche auf Stufenverwandtschaft beruhende zu sein scheint.
J u s s i e u setzte sie unter die Loranthaceen, und einige Schriftsteller
verbinden sie mit den Gnetaceen, die in der That eine gewisse Affinität
zu zeigen scheinen. Die Saurureen erinnern in der Bildung ihrer
scheinbaren Zwitterblüthen nahe an gewisse Potameen-Gattungen, mit
denen sie früher vereinigt waren, indem 3 — 4 einzelne Carpelle sich
zu einem einzigen Fruchtknoten vereinigen. Am nächsten stehen ihnen
die Piperaceeii^ welche einen grossen Streit erregt haben, weil man
sie bald den Mono- , bald den Dicotyledonen zuzählte, wie denn ihre
ganze Organisation, der anatomische Bau etc. die Charaktere beider
grossen Gruppen vereinigt. Man hat einige Aehnlichkeit zwischen ihnen
und einzehien Urticeen zu bemerken geglaubt, doch scheinen sie n u r
eine oberflächliche Aehnlichkeit mit denselben zu besitzen. Ihr ganzer
Bau und Habitus stellt sie zwischen Aroideen und Polygoneen, womit
selbst die flüchtige Schärfe übereinstimmt, die sich noch bei einigen
Polygoneen findet, (Z. B. P, Hydropiper L., P . antihaemorrhoidale
M a r t i US u. A.) Die Polygoneen^ so wie namentlich die beiden folgenden
Familien^ nähern sich in vielen Stücken den Chenopodeen.
Amaranthaceen und andern Familien der Nelkenreihe, so sehr ihre
Tracht auch abweicht, die in den grossen dreieckigen oder zuweilen
handspaltigen Blättern noch deutlich auf die Aroideen zurückweist.
In die Nähe der Polygoneen gehören die Plagiophyllae A. B r a u n ,
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welche aber auf der andern Seite sich einzelnen Gliedern der Gurkengewächse
zu nähern scheinen, mit denen sie denselben Ursprung theilen
mögen. Martius nähert diese Familie überhaupt den Cucurbitaceen,
Lindley mit wenig Wahrscheinlichkeit den Hydrangeen, am
nächsten scheint sie uns, wie schon erwähnt, noch den Nepentheen zu
stehen. Die Petweriaceen, von denen A g a r d h als besondere Gruppe
noch die Riviniaceen trennt, so wie die Phytolacceen nehmen Bartling
und Braun unter ihre Caryopbylleengruppen auf, wie R e i c h e n b a c h
sie unter seinen Aizoideen führt. Ohne Zweifel haben sich hier Mittelgruppen
zwischen beiden Reihen gebildet, die die Familien unmerklich
in einander überleiten, aber im Allgemeinen glaube ich, dass die Phytolacceen
durch die Fruchtbildung hinlänglich von jener Reihe verschieden
sind. Die Bildung des Ernbryo's so wi e der ganzen Frucht
erinnert lebhaft an einzelne Malvaceengattungen, denen auch Endlic
h e r die Phytolacceen nähert. Die grosse Kluft, welche sich zwischen
den letztem beiden Familien dehnt, hat E n d l i c h e r übersprungen,
indem er die Phytolacceen unmittelbar unter die Polypetalen aufnimmt.
Doch dürfte man vielleicht einige vermittelnde Glieder in einzelnen
Gruppen^.-auffinden, die bisher unter den Illecebreen stehen. (Minuartieae,
Queriaceae^ Polycarpaeae?) — Ich habe hiernach zuerst die
Tiliaceen aufgeführt, die sich so wie die Elaeocarpeen und alle folgenden
Familien in allen ihren Theilen innig verwandt zeigen. Nur die
Dipterocarpeen scheinen einige erhebliche Abweichungen vom Grundcharakter
zu zeigen. Die letzten Glieder der Reihe zeigen, wie dies
immer der Fall zu scinscheint, mancherlei Beziehungen zu den Endgliedern
anderer Reihen. Namentlich in die Augen fallend ist bei d e n
Malvaceen die Uebereinst immung mit den höchsten Gliedern der Glanzblättrigen,
die im Habitus so abweichend, in der Blüthenbildung eine
grosse Aehnlichkeit darbieten. Es sind dies besonders die Familien
der Chlenaceen, Ternströmiaceen und Camelliaceen, über deren Verhäkniss
zu den Malvaceen später die Rede sein wird. Weit entfernter
erscheinen mir die sonst noch hervorgehobenen Beziehungen zu den
Lineen, Rhamneen, Guttiferen, Bixineen etc.
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