
Ziiiilt in 10 Sippen (Gattungen), die wie oben in 4 Sippschaften zertlieilt
sind.
Zu einer Klasse sollen alsdann alle Pflanzen gehören, die in einem
Orgaue, zu einer Zunft, welche in 2, zu einer Sippschaft, welche in
3, zu einer Sippe endlich die, welche in 4 Organen übereinstimmen.
Jeder dieser Ablbeihingen und Unterabtheilungen bat Oken einen
SGlbstgebildelen deutschen Namen beigelegt, häufig sonderbaren Klanges,
aber im Allgemeinen nicht ohne Originalität. Das Festhalten an bestimmten
Zahlen in der Theilung ündet in der Idee seine Erklärung,
dass Oken annahm, die Zahl 10 müsse so dem Pflanzensystem wie
dem Zahlensystem, wie allen ¡¡ianvollen Theilungen zu Grunde liegen.
Wenige Jahre später wurde dieses schöne Schema verändert, weil
O k e n mehr llauptklassen brauchte, indem er das Vorhandensein noch
mehrerer Hauptorgansformen erkannte, für die besondere Klassen aufzustellen
seien, in denen jedes zur vollkommnen Durchbihlung käme.
Er stellte nun statt früher eine allgemeine 4 besondere Fruchtformen
auf (Nuss, Pllaume, Beere und Apfel), welchen eben so viele neue
Klassen entsprachen, deren Zahl dadurch auf 13 anwuchs. Diese 13
Klassen wurden nun wie frülier in 4 Stufen (Gaue, entsprechend den
Acotyledoneu, Monocotyledonen, mono- und dialypetalen Dicotyledonen
J u s s i e u ' s ) und diese unter 2 Länder zusammengestellt, und wie nun
das ganze Pflanzenreich von oben herab in diese 2 Länder, 4 Gaue
und 13 Klassen zerfällt, so wird auch ganz nach derselben Weise jede
Klasse in 2 Stufen, 4 Ordnungen und 13 Zünfte getheilt. Jede Zunft
zerfällt ebenso wieder in 2 Abtheilungen, 4 Sippschaften und 13 Sippen
oder Gattungen, wobei alle diese Gruppen nach den Organen benannt
werden, welche sie darstellen sollen*).
Man kann in dieser ganzen Aufstellung das Streben nicht verkennen,
der Klassifikation einen neuen Weg, den geahnten Entwickelungsgang
zu vollkommneren Formen aus niedern nach dem Gesetz
der Metamorphose, unterzulegen. Dieses Streben, selbst wenn es ohne
Erfolg blieb, oder wenn es im- Wesen irrthümlich sich erwies, ist an
sich aller Anerkennung werth, und nicht unverdienstlich. Aber dies
ist auch Alles, was wir an dem Oken'sehen Systeme loben können.
Dieser philosophische Naturforscher verstand von Botanik in keinem
ihrer Zweige etwas Reelles, und hatte über das ganze Gebiet durchaus
*) Das vollendete System befindet sich ausgefülirt in seinem Lehrbucti der
Naturgeschiclite 2. Abtheilung erste Hälfte, p. III. — Xlll. und p. 1 — 8. —
Jena 1825. 8.
keinen Ueberblick, kaum eine Ahnung. Wir können uns daher nicht
wundern, in der Aufzählung vom wissenschaftlichen botanischen Standpunkte
aus, nichts Neues, Originelles zu finden, und werden später
bei Gelegenheit des Reichenbacli'schen Systems zeigen, wie die
Klassen ganz den J u s s i e u'schen entsprechen. Desto mehr Gewicht
ist nun auf die äussere Eintheilung gelegt. Wir erkennen hier jene
mystischen Zahlenspekulationen, welche die Naturphilosophen (man
denke nur an Pythagoräer und Platoniker!) seit jeher geliebt und
gepflegt haben, woher die heiligen Zahlen, die Monas, der Dua-
Hsmus", die Dreieinigkeit (Trias), die Vierzahl der Elemente etc. etc.
Staramen. Oken entwarf ein Zahlenschema, ganz willkürlich, und
brachte es durch gleichmässigen dreimaligen Dreischnilt in eine Menge
regelmässig sich anordnender Gruppen. Nachdem dieser Rahmen, wie
O k e n sich selbst verspottend, dieses überaus künstliche Schema nennt,
fertig war, nahm der neue Prokrustes die armen geduldigen Pflanzen,
und ^zwängte sie darin ein, ohne ihr Schreien und Stöhnen zu vernehmen.
Im Uebrigen fügten sie sich denn doch nicht ohne Weiteres
den lächerlichen Zwangsjacken, und namentlich in den untersten Klassen
blieben manche Fächer'leer, welche denn wie Oken voll von
Glauben an sich annimmt, vielleicht durch spätere Entdeckungen, oder
wohl gar durch künftige Neuschöpfungen ausgefüllt werden dürften.
Wir würden uns selbst lächerlich machen, wollten wir auf eine nähere
Kritik der Abtheilungen eingehen, denn Jeder, der die lebenden Organismen
zu beobachten und zu vergleichen gelernt hat, wird schon
lange die Einsicht gewonnen haben, dass die freie und üppig wuchernde
Natur sich in kein willkürlich entworfenes Zahlenschema einzwängen
lasse.
Indessen fand die neu eingeschlagene mystisch - abenteuernde
Richtung Freunde und Anhänger genug, und es wurden bald ähnHche
Versuche und Entwürfe zu Systemen bekannt, ohne dass die Wissenschaft
dabei sonderlichen Nutzen ziehen konnte. Franz Wenderoth
Professor und Direktor des botanischen Gartens zu Marburg, fasste die
Lehre von der Metamorphose ebenso oberflächlich auf, wie Oken,
und entwarf ebenfalls nach naturphilosophischen Grundsätzen ein System,
welchem die 4 Elemente der Alten zu Grunde lagen. Er ordnet
das Gewächsreich in vier übereinänderstehende Stufen, 1) Wurzeloder
Erdpflanzen, 2) Stengel- oder Wasserpflanzen, 3) Laub- oder
Luftpflanzen, 4) Blüthen- oder Lichtpflanzen. In jeder dieser Abtheilungen
wiederholt sich dasselbe Zahlenverhältniss, in 4facher Stufung,