Nächst der ausserdcutschen Gattung Thamncmiyces Elirh. stellen die
Xylarien die entwickeltste Form unter den Pyrenomyceten dar, indem das
Stroma hier sich frei vom Substrat erhebt und dabei nicht selten strauchartig
zertheilt erscheint. In der Regel einfach ist es bei den erd- und frucEtbe-
wohnenden Arten, dagegen meist zertheilt oder in rasonartige Gruppen v e reinigt
bei den holzbewohnendcn. Häufig findet sich eine haarig fasrige Bekleidung
am unteren, stielfbrmigen Theile des Stromas. Der Perithecien
tragende Theil desselben Ist meist keulenförmig verdickt, etwa wie der fruchtbare
Thalluslappcn eines Fucus. Dabei bleibt die Spitze dieser Perithecien-
keule selbst entweder unfruchtbar oder ist gleichfalls mit eingesenkten Perithecien
besetzt. — Ausserdeutsche Arten, wie die in Südeuropa vorkommende
-Y. Giiepini Fr. (Hypocrea eupiliaca Ges.), weichen zuweilen durch eine
hellere Färbung von den cihhcimischen auffallend ab, während andere Formen,
wie „Sphaeria“ pileiformis Berk, und Poronia Ileliscus Mtge.
geradezu den Uebergang von Xylaria und Poronia vermitteln.
Das conidicnbildende Hymenium, welches das jugendliche Stroma der
Xylarien bekleidet, besteht aus kurzen, einfachen, nicht oder wenig sBptirten,
sehr dicht rasenförmig stehenden Sterigmcn, an deren Spitze einzeln die
kleinen Conidien sich abschnüren. Der staubig-kleicnartige Ueberzug, als
welcher diese Ilymeniumschicht dem unbewaffneten Auge erscheint, ist schon
von Ray, Hill und Micheli bemerkt und selbst verschiedenartig gedeutet
worden, ohne dass seine eigentliche Natur vor Tulasne erkannt worden wäre.
Die Sporen fast aller Arten sind ungleichseitig bis schwach gekrümmt.
Nur X. pedunculata Diks. und Tulasnei t zeichnen sich sehr auffallend
durch gerade, breit ovale und überdies mit einer hyalinen Schleimhülle
bekleidete Sporen aus. Die mehr oder weniger dunkelbraune Farbe dieser
b eruht auf einer entsprechenden Färbung des Episporiums, wie man an veralteten
Sporen, wo dieses sich oft theilweise ablöst, leicht ersehen kann.
Sehr häufig enthalten die ungleichseitigen Sporen bis 4, meist 2 Oeltropfen.
Ausser den beiden eben genannten Arten konnte ich bisher nur bei X. bul-
hosa (P.) paraphysenartige Organe, wohl gleichfalls nur Pseudoparaphysen,
auffindeu und auch Tulasne scheinen sie nur bei diesen gesehen zu haben. —
Hinsichtlich der mehrfach ausgesprochenen Behauptung, dass die bekannten,
zur Gattung Rliizomorpha Roth gebrachten Myoelien den Xylarien angehören,
vergleiche man Tulasne’s Karpologie ') , tom. I. p. 11 9 u, f. — tom.II.
p. 21, sowie De Bary’s Auseinandersetzungen in der Flora 1864, p. 445
und in Hoffmeister’s Handbuch der physiologischen Botanik. Bd. 2, Abth. 1.
p. 2 2 u. f.
Die Xylarien sind vorzüglich in wärmeren Ländern durch zahlreiche
Arten vertreten. EI. Fries kennt deren bereits an 6 0. (Novae Symbolae
Mycol. ln peregrin. terris a Botanicis daniois collectae in den Nov. act. Soc.
1) S e l e c t a F u n g o rum C a r p o lo g i a , ea documenta et icones potissi-
mum exhibens, quae varia fructuum et seminum genera in eodem fungo simul aut
vicissim adesse demonstrent. Junctis studiis ed. L.-R. T u l a s n e , acad. sclent,
parisinae, monacensis, tanrinensis et caesareae leopodino - carolinae naturae
curios, sodalis, probotanicus in musaeo paris. historiae nat. caet. et C. T u la s n e ,
mediclnae doctor in facúltate paris. ; turones fratres. T. I Prolegomena.-Erysi-
phei. C. tab. V. Paris. 1861. — T. II Xylarlel, Valsei, Sphaeriei. c. tab. XXXV.
Paris. 1863. — T. III Nectriei, Phacidiei, Pezizci. c. tab. XXII. Paris. 1865.
R. Soient. Upsalionsis. 1855. p. 124.) Tulasne bringen die von ihnen Im
2. Bande der Karpologie besprochenen Arten in 2 Gruppen: Principes,
hgnicolae v. carpogenac und Plebejae, terrestre s. Für die nachfolgende
Aufzählung habe ich zunächst die von El. Fries a. a. O. gegebene Ein-
theilung, welche der natürlichen Verwandtschaft der Arten sehr wohl entspricht,
Clavula perithecigora apice ste-
angenommen.
Sect. I. XYLODACTYLA Fr. 1. c.
rili, stipite villoso.
a) l ig n i c o l a .
1. X. HYPOXYLON (L.) Grev. D (Flora Edin. p. 355.) — Stroma
erectum, compresso-dilatatum varieque partitura, rarius teres ac
simplex, atrum et basin versus villosum. Plymenium conidiferum
albidum, conidia fusiformia, minima. Clavula peritliecigera
stipite multo crassior, peritheciis ovatis, paullo prominentibus,
dense stipatis rugosa, apice ster<lis. Stipes clavula plerumque
brevior. Perithecia rarius in stromate fere integro irregulariter
sparsa. Asci cylindrici, octospori, longe pedicellati, 80 Mik.^)
longi (pars sporifera), 7 — 8 Mik. crassi. Sporae fusiformes,
obtusae, inaequilaterales, unicellulares, nigricantes, oblique monostichae,
long. 12—16 Mik., lat. 5—6 Mik.
Syn. Clavariae sp. L. FI. Suec. ed. I I p. 45 7. — Sphaeriae spec. Pers.
Observ. Myc. I p. 20 tab. I I f. 1. — F r. Syst. mycol. I I p. 3 2 7. —
Xylariae sp. F r. Summ. Veg. Scand. p. 381. — Currey, Act. Soc.
Linn. Lond. t. X X II part. I l i p. 2 64, f. 17. — Berkeley, Outt. of
Brit. Fung. p. 384 tab. XXIV f. 1. — Tulasne, Sei. Fung. Carp. I I
p. 11 tab. I f. 1 — 14. —
Exsicc. Fries, Scler. Suec. n. 181. — Moug. et Nestl., Stirp. Vog.-Rhen.
n. 27 2. — Klotzsch, Herb. myo. ed. I. n. 251 ed. I I n. 429. —
Fuckel, Fungi rhen. n. 1065, —
Die meist heerdenweis wachsenden, seltner am Grunde rasenförmlg verbundenen
Perithecienträger dieser Art werden gegen die Spitze hin gewöhnlich
allmählich breiter und flacher, dabei verschiedenartig getheilt; seltner
sind sie vom Grunde aus dichotom in ungefähr gleich lange Zweige gespalten.
Die Länge des Stromas beträgt in der Regel 3— 8 Centim., wovon die Peri-
thecienkeule bei einer Dicke von meist 4 Millim. fast constant — 2 Centim.
einnimmt. Die Clavula ist im Querschnitt meist rund, selten elliptisch, gegen
den unteren, viel dünneren Stieltheil des Stromas bald deutlich abgesetzt,
bald allmählich In diesen übergehend. Eine von mir häufig in der Umgegend
1) Die erste Autorbezeichnung bezieht sich hier und in allen folgenden
Fällen auf den Autor der Species, die zweite auf den der Gattung für die betreffende
Art.
2) Ich wähle für die Angabe der Grössenverhältnisse der inneren Frucht-
theile überall die Bezeichnung durch Mikromillimeter, da sich dieselbe sowohl
wegen ihrer einfacheren Schreibweise als auch durch grössere Anschaulichkeit
und leichtere Vergleichbarkeit hier besonders empfiehlt.