
sonders fein ist, zeigt die Querblättchen nicht immer in gleichen
Entfernungen; auch schien mir der Durchmesser des
Haars nicht überall gleich. Das Haar der tibetanischen Ziege,
wovon die Kashemir-Shawls gemacht werden, kömmt in der
innern Textur der Merinoswolle sehr nahe, nur ist es noch
feiner, kleiner im Durchmesser, und die Querblättchen scheinen
mir nicht so regelmässig gestellt. — Das chinesische
Schaf hat Wolle und gröbere — eigentliche Stammhaare.
Erstere kommt fast ganz mit der Wolle der Merinos überein,
letztere biethen in Bezug auf die gewöhnlichen Haare nichts
Auffallendes dar. — An diese — eigentlichen Wollhaare reiht
sich die Wolle der Kamehlarten, und zwar zunächst das Woll-
haar des Lama. In den feinen Wollhaaren des Dromedars fiel
mir der sehr breite, da und dort gleichsam verdunkelte, eigentlich
mit dickerer Rindensubstanz bedeckte Canal durch
die artigen Figuren auf, welche er auf diese Art unter dem Mi-
croscop zur Ansicht brachte. Ich habe selten das blätterige
Gefüge der Marksuhstanz besser gesehen, als gerade hier.
Uehrigens haben die Kamehle durchaus nebst der Wolle noch
gröbere, undurchsichtige Körperhaare — sogenannte Stammhaare.
Selten wurde eine Haargattung genauer untersucht, als gerade
die Wolle, wovon der Grund in der verschiedenartigen
Tauglichkeit, und dem dadurch gesteigerten Preise derselben
im Handel ist. — Man hat sich sogar die Mühe genommen,
den Durchmesser der einzelnen Wollhaare zu bestimmen, und
angenommen, dass das feinste Wollhaar des Schafs einen
Durchmesser von ,3/ao0oo engl. Zoll, und einen Umkreis von
40% , ^ , ■ I
stärkste aber einen Durchmesser von
20000 ' ------ --------- ------------- 20000
-engldas
Zoll habe*).
Man fordert übrigens von einer guten, edlen Wolle
l) Dass sie gleichmässig fein sey. Die gewöhnlichste Form
des Wollhaars ist die runde, ich habe wenigstens keine
eckige gesehen; eben so wenig kann ich der Leuwen-
ho e k ’sc h en und Wa g n e r ’s c h e n**) Ansicht, dass die
Wolle Aeste oder Widerhaken besitze, das Wort reden:
ich muss diese scheinbaren Verlängerungen vielmehr mit
* \ B l o c k in Webers Schrift über Gewinnung der feinen und edlen
Wolle. Breslau 1822. 8.
**) Beyträge zur Kenntniss und Behandlung der Wolle. Berlin 1821. 8.
Heusinger für anhängenden Schmutz erklären. Wichts
desto weniger zeigt schon meine Abbildung des gemeinen
Wollhaars , dass ich sie da und dort knotig fand.
2 ) Dass sie gehörig sanft und milde anzufühlen sey; ohne
dass jedoch diese Eigenschaft von dem anklebenden
Schmutze oder Fette herrühre. Heu si ng er hat gewiss
ganz recht, wenn er die Weichheit der Wolle mit der geringen
Menge von Hornsubstanz in ursächlichen Zusammenhang
bringt; ich möchte nur noch das beysetzen,
dass mir eine Wolle um so milder und überhaupt feiner
zu seyn scheine, je feinblätteriger die Marksubstanz, und
je geringer die Anzahl der sie bildenden Zellblättchen ist.—
3 ) Sehr viel Gewicht legen die Oekonomen auf die gleich-
mässige, und zugleich feine Kräuselung der Wolle. Erste-
res findet dann statt, wenn sich die oben genannten Biegungen
der Wolle nach der einen und andern Seite in
Bezug auf Grösse vollkommen gleich sind; und fein ist
die Kräuselung, wenn die Bogen nur kurz sind. — Im
Allgemeinen weist es sich wirklich nach, dass leine Wolle
auch kleine Biegungen oder Bogen macht. —
4) Es gehört ferner zu den Eigenschaften einer guten Wolle
, dass sie angemessen fest — nervig (nach der Sprache
der Wollhändler) — sey. Diese Eigenschaft trifft mit der
unter Nr. 1 - angeführten zusammen; denn die Wolle trägt
ein um so grösseres Gewicht ohne zu zerreissen, je gleich-
mässiger fein sie ist. —
5 ) Was den Glanz betrifft, so ist er ausserordentlich verschieden,
weil er von so vielen Zufälligkeiten abhängt.
Man kann im Allgemeinen diejenige Wolle nicht für die
beste halten, die am meisten glänzt, weil sie dann oft
zugleich spröde und brüchig ist. Es hat also der Glanz
nur einen bedingten Werth. Endlich ist noch
6) Die Krimpekraft der Wolle zu berücksichtigen, welche
nach unsern Begriffen mit ihrer Elasticität zusammenfällt.
In dieser Hinsicht ist zu bemerken , dass die Elasticität der
"Wolle gleichen Schritt mit den von 1 — 5• angeführten guten
Eigenschaften hält, und dass sie namentlich auch noch
mit dem Gesundheitszustand der Schaafe in geradem Ver-
hältniss steht. —
Anme r ku n g . In Bezug auf den Grad der Vollkommenheit des Baues
der Wollhaare habe ich schon erwähnt, dass sie zu den einfach»