
tere sind es nun, von denen ich zunächst handeln will. Bey
uns in Europa haben wir eigentlich nur ein Thier das solche
Stacheln besitzt, nämlich den Igel (Erinaceus europaeus), doch
gehört hierher auch der Borstenigel (Centetes), und das Stachelschwein
, welches nun auch nach Europa verpflanzt ist; nicht
zu gedenken, dass es noch mancherley Thiere gibt, welche
kleinere Stacheln auf ihrem Körper tragen z. B. das Moschusthier
auf seinem Schwänze u. a. m.
Da wir nun gerade bey diesen Stacheln die wahre Bildung
der Haare überhaupt am schönsten und deutlichsten
darstellen können, so wurden die Stacheln des Igels sowohl,
als auch des Stachelschweins schon von verschiedenen Naturforschern
diessfalls genauer untersucht. — Ar is toteles gibt
zwar keine genaue Beschreibung von den Stacheln des Stachelschweines,
doch gedenkt er ihrer kurz im l. Buch 6- Cap.
seiner Naturgeschichte der Thiere. Viel ausführlicher spricht
davon der schon angeführte Fabr i z i u s ab Aquapendente *),
Er sagt nämlich: „Das Stachelschwein hat ungefähr 100 Stacheln,
die länger, dicker und spitziger sind, als jene des
Igels; sie sind fast auf dem ganzen Körper verbreitet, bunt
gefärbt, meist jedoch weiss oder schwarz, und laufen von
vorne nach hinten niedergebeugt, wo sie sich mit einer Spitze
endigen, die sie, wie der Hirsch seine Geweihe, und die
Schlangen ihre Haut zu bestimmten Zeiten erneuern (?)“ — Der
Graf Buffon**) beschreibt sie nach dem äussern Ansehen fol-
gendermassen: „Die grössten Stacheln dieses Thiers sind auf
dem Hintertheil des Rückens, etwa Q Zoll, die kleinsten 4
Zoll lang, ihr Durchschnitt wechselt von 3 — 4 Linien Dicke.
Sie sind an bey den Enden spitzig, schwärzlich und weissgelblich
in grossen Ringen, die von einem Ende der Stacheln bis
zum andern gegen fünfmal mit einander abwechseln. Der
Schwanz starrt von Kielen, die am Ende quer abgeschnitten
zu seyn scheinen. Sie sind hohl, am Ende offen, haben nur
zwey Linien Durchmesser, und l '/2 Zoll Länge. Sie sitzen an
einem sehr zarten, und 3/4 Zoll langen Stiel, der in die Haut
hineingeht, liegenden ganzen Schwanz hinunter, und zwar in
gewisser Weite einer von den andern entfernt, sind braun und
weissgelblich gefärbt; ihre Wände überaus dünn und klin-
* )ÄA. a. O.
**) In seinei>Naturgcschiehte V. Thl. Bd. II. S. 16.
Von der Verschiedenheit der Thierhaare etc. 173
gend. Daher das klirrende Geräusch bey der Bewegung. Das
Ende der Schnauze und die Füsse sind mit kleinen, braunen
steifen Borsten bedeckt; die Barthaare bestehen aus schwarzen
glänzenden Borsten, die über "ƒ, Schuh lang sind. Uebrigens
erscheinen die Stacheln am Kopf, Hals und Bauch dünner,
kürzer und biegsamer, als am Rücken.“ — Nach C u v i e r befindet
sich am Schwänze ein Dutzend Haare, welche den Federkielen
ähnlich, an ihrem freyen Ende abgestutzt und hohl
sind. Das andere Ende ist solide, dünn und biegsam. —
Ich habe mir schon einige Male viel, aber jederzeit vergebliche
Mühe gegeben, um mich von der merkwürdigen Befestigungsart
dieser Stacheln in der Haut selbst zu überzeugen?"
Ich bin daher genöthiget, die von Ga u l t i e r *) gegebene Beschreibung
so anzuführen, wie sie Heusinger**) citirt: »Die
abgezogene Haut zeigt auf ihrer innern Fläche Unebenheiten,
Welche von übereinander liegenden zahlreichen, aber symmetrisch
geordneten Organen herrühren. Untersucht man diese
Organe genauer, so findet man sie mit einer faserigen Haut
umgeben, auf ihrer äussern Fläche platt, ungleich auf ihrer
innern. Ich habe sie ('Disqu.es) , Scheiben, Schilder genannt.
Sie enthalten die Wurzeln von 5 , 7 , 9 oder 1 1 Haaren. Man
kann die Schilder in kleine und grosse theilen; ihre Grösse
steht im Verhältniss zur Grösse der Haare. Die grossen Schilder
finden sich auf dem Rücken und auf den Seiten. Die
Haare, deren Wurzeln in diesen Schildern enthalten sind, sind
hart, dick, und unter dem Namen: Stacheln bekannt. Die
kleinen Schilder finden sich fast an allen Theilen der Haut.
Die grossen haben eine mehr als halbkreisförmige Gestalt,
und einen Durchmesser von 12 — l 6 Linien. Sie endigen sich
zuweilen nach unten in eine Spitzej und sind bey ihrem dachziegelförmigen
Aufeinanderliegen durch Muskellagen von einander
geschieden. Diese auf ihrer äussern Fläche platten Schilder
zeigen auf der innern zwey Reihen von Erhabenheiten,
eine obere und Untere * die durch eine bogenförmige Linie von
einander getrennt werden. Die obern Erhabenheiten entsprechen
den Hüllen der Stachelwurzelu, die untern gleichen denen
, welche man Unter den Zähnen findet, und sie entsprechen
Fettzellen, die beständig in derselben Richtung, wie die Wur-
Journal de Physique. Yol. 90. Avril, 1820- p. 241.
*f§ A. a. O, p. 180.