
AVagner’s *) Behauptung: „dass b ey den we issen Hasen
die Haare bl os s an den S p i t z e n der Oh r e n ,
b e y den Murmel t h i e r e n die S p i t z e des S c hwa n z
e s , bey den S c h n e e h ü h n e rn b l o s s die b e y d e n
äussersten S c hwu ng f e d e r n mi t t e n im Wi n t e r
s chwa r z wü rden“ wahr sey. — Auch auf die Farbe der
Federn bey Vögeln haben die Jahrszeiten einen mächtigen
Einfluss. Ein starker Winter gibt den Vögeln, die einfärbig
waren, verschiedenfarbiges Gefieder; einige Federn werden
mehr oder weniger schwarz, und gehen ins Weisse über, wie
diess beym Raben, Sperling und den Tauben zu sehen ist.
Das Schneehuhn, die Slerna caspia, Limosa melanura und li-
mosa, so wie mehrere andere Vögel ändern ihre braune,
graue oder schwarze Farbe im Winter in die weisse um. Aber
kein weisser Vogel wird nach dem Ausspruch des Ar i s t o t e les
schwarz.
§• 46.
Ve r än de r un g e n , we l c h e die Haare durch
die Lebensart der Thi ere e r l e iden.
Welche Veränderungen die verschiedene Lebensar t der
Thiere in dem Colorit ihrer Haare hervorbringen, wird sogleich
bey den allgemeinen Beobachtungen über ihre Farbe
näher angegeben werden. Aber abgesehen davon hat die Lebensart
der Thiere einen unverkennbaren Einfluss auf fast alle
übrigen Eigenschaften ihrer Haare. Wer weiss nicht, dass
wilde Thiere sich in ihrem ganzen Aeusseren von den zahmen
unterscheiden? Und sollten daran die Haare keinen An-
theil nehmen, sie, die gerade unter allen Organen des Körpers
jenen gewaltigen und manichfachen äussern Einwirkungen
am meisten ausgesetzt sind? — Wir sehen daher, dass die
Haare im Allgemeinen um so zarter, feiner, um so weicher
und länger sind, je weniger das Thier der rauhen Witterung
Preis gegeben, und je mehr es, wie fast alle unsere Haus-
thiere gegen Kälte und Nässe geschützt ist. Wie sehr unterscheidet
sich das Haar eines von seiner Dame leider oft mehr
als ihr eigenes Kind geliebtes, und eben desshalb auch ver)
Acta acad. caes. L e o p o l d . C a r o l , n. c, Tora. XIX,
weichlichtes Schoosshündchens von dem Zottenpelz eines
Wolfs- und Schäferhundes? Wie himmelweit differirt ein
Polarhund von einem sogenannten guineischen? Während
letzterer ganz nackt ist, schützt jenen sein langes, dichtes und
dickes Haar vor den Stürmen seines rauhen Klima’s, denen er
fortwährend ausgesetzt ist. Ein ähnliches Verhältniss Hess
sich wohl auch bey der Katze, dem Pferde, dem Rindvieh,
kurz bey allen unseren Hausthieren, ja sogar bey dem Geflügel,
im Vergleich zu ihrem Naturzustand, nachweisen. — Um
hier nur etwas von dem Unterschied der Borsten des wilden
von denen des zahmen Schweines zu sagen (worauf ich späterhin
ausführlicher zurückkommen werde), führe ich an,
dass die wilden Schweine zwischen ihren Borsten noch ein
kürzeres sehr biegsames, und nach Verschiedenheit der Thei-
le, an denen sie wachsen, oder des Alters der Thiere bald
gelbliches, bald aschgraues, ja selbst schwärzliches, sehr weiches,
und beynahe wie Wolle krauses Haar haben, welches
den siam’schen und unseren zahmen Schweinen gänzlich
mangelt.
Auch das Element , in welchem sich die Thiere mehr
oder weniger aufzuhalten pflegen, spricht sich in der Form
und Bildung ihrer Haare aus. So haben z. B. die Wasserhunde
viel dichtere und dickere Haare, als die andern. Die Mäuse,
welche sich in Scheunen aufhalten, sind mehr aschgrau gefärbt,
als solche, die sich in Häusern findeü lassen. Der Landbär
hat längere, feinere, geradere und dichtere Haare, als
der Eisbär und Waschbär; Thiere, welche ihre längste Zeit
in finstern und unterirdischen Höhlungen zuzubringen genö-
thiget sind, sind auch meist kurz und feinhaariger, als solche,
die frey in der Natur herumspringen. Einen deutlichen Beleg
dafür haben wir an den Haaren der Haus- und Feldmaus. —
Wie auffallend unterscheiden sich die Haare eines Pudels und
eines sogenannten Pinschers, dem keine Witterung zu seinen
Excursionen zu schlecht ist, von denen eines Mops oder Bologneserhündchens,
das nur bey der schönsten Tageszeit sein
Lager von Eiderdunen verlässt, um mit seiner Herrinn eine
kleine Spazierfahrt zu machen?! So kannte ich einen von Natur
schön gebauten, und mit herrlichen Gaben ausgestatteten
Bastard von einem Mopse und einer Jagdhündinn, der, obgleich
er, wie gesagt, eine sehr zarte Haut, und ganz feines
Haar in seiner Jugend hatte, dennoch mit der Zeit das rauheste,