
ten ist. — Nicht umsonst haben auch diese Haare eine so beträchtliche
Länge und Steifheit. Denn diese Eigenschaften dienen
offenbar dazu, um den Gegenstand schon in einer gewissen
Entfernung zu fühlen, und durch die grössere Starrheit
wird die mechanische Erschütterung nicht allein an und für
sich erhöht, sondern auch viel leichter und schneller weiter
geleitet._ G. Vrol i ck*) fand bey einem Versuche, dass ein
Kaninchen, dem die Augen verbunden waren, sich nach abgeschnittenen
Barthaaren nicht mehr, ohne anzustossen, aus
einem engen verwickelten (aus Büchern gemachten) Gang Ker-
ausfinden konnte. Jedermann kennt die Wichtigkeit dieser Gebilde
bey vielen unserer Hausthiere, z. B. der Katze, von welcher
allgemein behauptet wird, dass sie mit dem Verlust ihres
Knebelbartes auch das Vermögen, oder wenigstens die Lust,
Mäuse zu fangen, einbüsse. In dieser Beziehung kann ich
aus eigener Erfahrung behaupten, dass auch Katzen, selbst
mit verbundenen Augen, gleich dem oben angeführten Kaninchen,
durch das Gefühl ihrer Schnurrbärte allen Gegenständen
geschickt ausweichen, dagegen ihren Leitfaden verlieren, ungeschickt
herumrennen, und endlich sogar zu Boden fallen, wenn
man ihnen die Tasthaare genau an der Wurzel abschneidet.
Endlich scheint uns auch die Natur selbst einen Fingerzeig
zur Bestimmung des eigentlichen Nutzens der Tasthaare
durch die Vertheilung dieser Organe, und durch ihr Vorkommen
an die Hand zu geben. Wir finden sie nämlich gerade
bey jenen Thieren, die zur Herbeyschaffung ihrer Lebensbedürfnisse,
und zur Befriedigung mancher ihrer Triebe eines besseren
Tastorgans bedürfen, als andere. Diess ist der Fall bey Raub-
thieren, Nagern u. s. w., die auch und grösstentheils bey Nacht
auf Beute ausgehen , und ihrem Gesichtssinne durch ihr Tastorgan
den wesentlichsten Vorschub leisten. Hier sind die Haare
wie Ru d o l p h i sich ausdrückt, unsern Sonden und Stöcken
gleich zu achten, nur mit dem Unterschiede, dass diese mit
unserer Hand in keiner so unmittelbaren Verbindung stehen,
als jene mit ihren nervenreichen Zwiebelbälgen. Auch hat sie
die Natur nicht umsonst an die Gränze des Geschmacks- und
Geruchssinns verlegt, indem sie auch auf diese einen Einfluss
zu haben scheinen, wie man diess schon aus der eigenthüm-
lichen Richtung bemerkt, welche manche Thiere ihren TastOver
h e t n u t der Knevels by viervoetige Dieren, Amsterd. 1800, 8-
haaren geben, wenn sie den Raub ergreifen und verzehren
wollen. Denn an die Füsse konnten sie nicht versetzt werden,
weil die Thiere keine Hände zum Tasten, sondern nur Füsse
zum Gehen haben, und weil eben desswegen auch die Tastorgane
dort zu vielen Beschädigungen ausgesetzt gewesen wären,
was alles bey der Schnauze wegf allt. Auf diese Tasthaare
lässt sich also der Satz nicht anwenden, dass das Gefühl da am
schwächsten sey, wo Haare sich befinden.
Die sogenannten Gr e i f s c hwä n z e (Cauda preliensilis')
mancher Thiere, z. B. der Sapaju, der Beutelthiere, mehrerer
Ameisenfresser, einer Art Stachelschweine u. a. m. sind so gebaut,
dass diese Thiere damit die Körper, wie mit einer Hand
umfassen und ergreifen können. Aber gerade in diesen Schwänzen
finden sich nicht allein keine Tast-, sondern auch keine andern
Haare an dem Theile ihrer untern Fläche, womit sie die
Körper ergreifen. Es scheint also, die Natur habe hier mit
einem Organe mehrere Zwecke zugleich erfüllen wollen.
So viel von den Tasthaaren, als Organen des Gefühlsinnes.
Es erübrigt jetzt noch etwas weniges von den Kör p e r h a a ren
der Thiere überhaupt in diesem Bezüge zu sagen.— Bevor
ich jedoch zu diesen übergehe, kann ich nicht umhin, der
Fühl f äden, die wir bey den Z o o p h y t e n und andern wir-
bellosen Thieren, und der Ba r t f äden, die wir bey den Fi schen
antreffen, zu erwähnen. — Die Füh l f ä d e n der Zoophyten,
welche entweder gefiedert im einfachen Kranze, oder
einfach sind, und daher die Thiere im ersten Fall den Polypen
vieler Ceratophyten nahe bringen, im zweyten aber den Mund
in mehrfachen Reihen umgeben, sind die Ba r t h a a r e dieser
Thiere, und dienen ihnen wahrscheinlich zu ganz ähnlichen
Zwecken; obgleich wir hier nicht imStande sind, sie mit einem
Nervensystem in Verbindung zu bringen, es wäre denn, dass
wir uns das ganze Thier aus Nervenmasse zusammengesetzt
denken. In wiefern die hakenartigen Fortsätze an den Saugmündungen
der Bl asen- und Bandeingeweidewürmer ,
vorzüglich aber der davon benannten Hakenwürmer (Eniozoa
cystica cestoidea und acanthocephala) ebenfalls hieher gerechnet,
und als Organe des Gefühls angesehen werden können, wage
ich nicht zu bestimmen, doch scheint mir die Sache nicht unwahrscheinlich
zu seyn. In jedem Fall bleibt es merkwürdig,
dass diese Fühlfäden und sogenannte Haken häufig gerade die