
sind, weil diese Dornen und Borsten auf den Ringen der weichen
Haut befestigt sind, welche Ringe von eigenen Muskeln
verschiedentlich bewegt werden. Dass dann diese Dornen etc.
wahre Stützpunkte abgeben, und so die Bewegung erleichtern,
sehen wir ausser bey den Borstenraupen auch an einigen Fliegen,
Bremsen, Schnecken (Pipula) , Syrplien und Straty-
omysarlen. — Ein Gleiches gilt auch von den Arachniden.
Dagegen ist es gewiss sehr merkwürdig, dass die Hülle der
mittlern Fusswurzel bey den Haarflüglern oder Wasserfaltern
(Phryganea:) gleich den hintern Fusswurzeln der Schwimmkäfer
(Djtisci) auf einer Seite mit Haaren gefranzt sind, wodurch
sie als Schwimmfüsse dienen, während sich dieser Bau
weder bey den Larven, noch bey den vollkommenen Kerfen
findet.
Wir haben oben gesehen, dass es auch in der Klasse der
Fi s c h e Familien gibt, die gleich den Echiniden, Borstenraupen,
u n d Landigeln mehr oder weniger mit, freylich ver-
hältnissm ässig viel starkem, Stacheln versehen sind; ich rechne
hierher die sogenannten Stachelbäuche, T e t r a o d o n t e n ,
und die Igelfische, Diodonten. Diese fische scheinen sich
zwar ihrer Stacheln als einer Waffe zur Vertheidigung, ganz
nach Art unseres Igels, zu bedienen, dennoch mögen selbe gerade
in dem aufgeblasenen Zustande dieser Fische die noth-
dürftige Bewegung einigermassen unterstützen, obwohl diess
gewiss ihr geringster Nutzen seyu kann. — Dagegen finden wir
diese Eigenschaft der Haare bey den Feder n der Vö g e l
zum Hauptzweck erhoben, indem letztere hauptsächlich durch
denBau ihres Gefieders in den Stand gesetzt sind, so unermessliche
Räume in der grössten Geschwindigkeit zu durchfliegen,
und überhaupt die manichfaltigsten Bewegungen des ganzen
Körpers sowrohl, als auch der einzelnen Federn selbst zu machen.
— Nur bey den S ä u g e t h i e r e n vermissen wir den
angegebenen physiologischen Charakter der Haare so zu sagen
gänzlich, obgleich die Stacheln des Igels und wohl auch
des Stachelschweins hier wieder eine merkwürdige Ausnahme
machen; und obgleich die Bewegungen einiger Säugethiere,
die im Wasser zu leben gewohnt sind, auch durch ihre Haare
unterstützt werden. So sagt man wenigstens von der Wasserspitzmaus,
dass die steifen Haare , welche in einer Reihe an
ihren Füssen stehen, ihr das Schwimmen erleichtern. Etwas
Aehnliches könnte sich wohl auch vom Biber, dem Eisbären,
und überhaupt den starkbehaarten Säugethieren sagen lassen,
die das Element der Luft mit dem des Wassers zu vertauschen
pflegen.
§. 105-
S c h l u s s b e m e r k u n g e n .
Werfen wir einen prüfenden Rückblick auf das bisher von
den Haaren der Thiere Gesagte, so dringen sich uns folgende
Sätze als giltig auf:
1) Durch das Haargebilde steht die Thier - mit der Pflanzenwelt
in nächster Beziehung, daher der alte Spruch: „Pili
ut plantae,“ und so sagt auch Oken*) : „Der Pelz ist
die peripherische Verbindung des Pflanzlichen und Phie-
rigen. Die Haare sind das höchste Pflanzliche.“ Die Haare
wurzeln gleichsam parasitisch auf dem Körper der Thiere,
und bilden so zu sagen das Mittelglied zwischen der äus-
sern Oberfläche des Körpers und der ihn umgebenden
Natur- sie entsprechen hauptsächlich der Lichtseite des
Thierkörpers. — Diese Neigung zu einer auf der Rückenoder
Lichtseite des Organismus stärkern Entwicklung des
Haargebildes zeigt sich auf eine sehr analoge Art auch bey
jenen Thieren, die wenig oder gar keine Haare an ihrer
Hautoberfläche haben, und zwar durch stärkere Erhärtung,
Erstarrung des Hautgebildes, durch Bildung von
Schuppen und Schildern (in Fischen und Amphibien, in
einigen Säugethieren), und bey Vögeln vielleicht wenig-
. stens durch dunklere Färbung des Gefieders. Bey allen
behaarten Thieren ist aber die Bauch- oder Erdseite mit wenigem
Haaren besetzt, als die entgegengesetzte Lichtseite.
2) Die Haare erscheinen bey allen Thieren als Aeusserungen
einer niedern organischen Bildung, stellen so zu sagen die
eine Seite des pflanzlichen Lebens, in so fern es an der Körperoberfläche
blüht, dar. Doch ist der Satz nicht richtig,
dass sie nach Massgabe der hohem Entwicklung des Thiercharakters
zurücktreten, und umgekehrt bey den niedersten
Klassen der Thiere am ausgebildetsten erscheinen.
Ein einziger Blick auf die frühem Paragraphe wird uns
davon lebhaft überzeugen. Gleichwohl scheint es richtig
') A. a. O. p. 333.